"Einsamkeit war bereits vor der Pandemie eine Zivilisationskrankheit westlicher Gesellschaften. Das Virus hat sich als Brandbeschleuniger in Sachen Einsamkeit erwiesen", bekräftigt Caritas-Präsident Michael Landau seine Forderung nach einen gesamtgesellschaftlichen "Pakt gegen Einsamkeit" .

Kennen Sie jemanden, der einsam ist? Wahrscheinlich schon - ohne, dass Sie davon wissen, denn Einsamkeit ist oft ein großes Tabuthema in der Gesellschaft. : "Wer spricht schon gerne darüber, dass er oder sie allein ist und darunter leidet? Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft mit großer Scham behaftet", betont Landau anlässlich des Internationalen Tages der Pflege (12. Mai). "Während der Pandemie war die mobile Pflege und Betreuung oft der einzige Sozialkontakt für Betroffene. Und auch die Pflege von Angehörigen mündet für viele in der Isolation." Über den Pflege-Bereich hinaus seien jedoch viele Menschen betroffen - unabhängig von sozialem Hintergrund, Einkommen und Alter.

Alleine mit der Einsamkeit

Einsamkeit sei aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch die Politik in die Pflicht nimmt, betonte Landau: "Es braucht einen Pakt gegen Einsamkeit - ein breites Bündnis von Bund, Ländern, Gemeinden, Wirtschaft, Kirchen und Zivilgesellschaft. Einen oder eine Beauftragte der Regierung, der oder die sich des Themas annimmt." Im Wissen, dass Einsamkeit krank macht, brauche es vor allem auch Enttabuisierung und Evidenz: "Internationale Studien, Beispiele und Erfahrungen sind vorhanden. In Österreich ist das Datenmaterial jedoch überschaubar. Wir benötigen die Stärkung vorhandener und neuer mutiger, innovativer Initiativen. Den Ausbau zivilgesellschaftlicher Strukturen und die Förderung des Ehrenamts."

Wie und wann geht es weiter?

Im September letzten Jahres hat die Regierung auf Initiative von Hilfsorganisationen, nicht zuletzt der Caritas, einen ersten Schritt gesetzt und zum Runden Tisch geladen. Etliche Punkte aus dem Pakt gegen Einsamkeit, die bei diesem Runden Tisch eingebracht wurden, hätten auch im Strategiepapier der Pflege Task Force Eingang gefunden. Offen bleibe aber nach wie vor ein konkreter Zeitplan, kritisierte Landau: "Das Follow up zum ersten Runden Tisch steht aus. Hier hoffe ich auf Kanzler, Vizekanzler, den Sozialminister, dass sie diese stille Not nicht vergessen oder übersehen."

Einsamkeit macht krank

Wichtig wäre, den Prozess zügig fortzusetzen und die Sozial- und Hilfsorganisationen wie Caritas, Rotes Kreuz, Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe miteinzubeziehen, "damit die Erfahrungen aus der Praxis berücksichtigt werden können". "Wir wissen: Einsamkeit macht auf Dauer krank", betont Landau und formuliert positiv: "Nichts ist gesünder als die aktive Teilnahme an der Gesellschaft. Ich bin überzeugt: Wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken will, muss die Einsamkeit bekämpfen. Das gilt in Zeiten von Corona und darüber hinaus." (red / kathpress)