Während der Advent- und Weihnachtstage ist die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Geborgenheit und Sicherheit besonders groß. Groß ist auch die Bereitschaft, zu geben und zu helfen. Am Internationalen Tag des Ehrenamtes, am 5. Dezember, richtet die Caritas Vorarlberg ihren Blick deshalb im Rahmen einer Pressekonferenz auf die Lerncafés. Sie sind ein Beispiel für Freiwilligenengagement, das auf vielen Ebenen wirksam ist. Und beglückend.

"Als Caritas wissen wir um die unbeschreiblich große und unersetzliche Wirkung unserer Freiwilligen", erklärt Caritasdirektor Walter Schmolly einleitend. "Sie sind ein Netz der Aufmerksamkeit und der solidarischen Handlungsfähigkeit in allen Gemeinden. Sie fördern das Miteinander, stützen Menschen in dem, was ihnen Geborgenheit gibt, und bieten Beziehungen an, die die Einsamkeit und Isolation verhindern und aufbrechen."

Orte der Wertschätzung
Aufgezeigt werden kann dieses Netz der Aufmerksamkeit zum Beispiel an den Caritas-Lerncafés. 220 Kinder werden mittlerweile an sechs Standorten unterstützt. „Die Schülerinnen und Schüler werden kontinuierlich beim Lernen durch dieselben Freiwilligen unterstützt und bekommen in Kleingruppen mit zwei bis drei Kindern eine individuelle Begleitung“, erläutert Bea Bröll, Koordinatorin des Lerncafé Dornbirn. Allein schon das verlässliche Erledigen der Hausübungen entspannt das Klima - sowohl Zuhause als auch in der Schule. Schon nach kurzer Zeit verändern sich die Kinder. Davon erzählt auch Buket Borihan, Koordinatorin des Lerncafé Rankweil. „Die Tatsache, dass sich Menschen die Zeit nehmen, um mit den Kindern zu lernen, erzielt den Effekt, dass sich die Kinder gesehen und wertgeschätzt fühlen. Die Stärken werden in den Vordergrund gestellt. Dieses Zutrauen schafft Vertrauen, Selbstvertrauen und schließlich Selbstbewusstsein.“ Nicht selten dürfen sich die Lerncafé-Koordinatorinnen über dankbare Whats-App-Nachrichten, wie „Einen Zweier in Mathe. Ohne euch hätte ich das nicht geschafft!“ freuen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt in den Lerncafés ist auch die sinnvolle Freizeitgestaltung sowie die gesunde Jause, die gemeinsam zubereitet wird und das Bewusstsein der „Kids“ für den Umgang mit Nahrungsmitteln und Ressourcen schärfen soll.

Bereicherung für Engagierte
Die Perspektive der Freiwilligen bringt Christian Wild ein. Er betrachtet unsere Gesellschaft als Solidargemeinschaft, in der jede und jeder einen Beitrag leistet. "Sonst gehts nicht", so der rüstige Pensionist. Die Unterstützung der Kinder im Lerncafé hat ihm erstmals einen Einblick in eine Sozialorganisation verschafft. "Ich habe viel gelernt", erklärt er dazu, "meine Einstellung zum Sozialbereich hat sich sehr geändert." Was er auch erfahren hat: "Kinder sind wissbegierig, sie wollen lernen!" Für ihn hieß die Zeit im Lerncafé, den Stoff, den er vor Jahrzehnten gelernt hatte, zu wiederholen, wieder neu zu lernen. Das war herausfordernd. Was ihn aber am meisten beeindruckte war die Erkenntnis, dass "man Kindern nur den Glauben geben muss, dass sie es können - dann geht es ganz leicht." Für Christian Wild ist die Erfahrung im Lerncafé eine besondere, eine, die seine Lebenserfahrung auf besondere Weise ergänzt.

Nachhaltige Wirkung
Die Lerncafés sind auch aus bildungspolitischer Sicht von großer Bedeutung. „Wir wissen, wie sehr die Chancen am Arbeitsmarkt und damit auf nachhaltige finanzielle Eigenständigkeit davon abhängen, nicht auf dem Bildungsweg stecken zu bleiben“, verweist Caritasdirektor Walter Schmolly auf Statistiken, die unterstreichen, dass der Bildungserfolg in keinem anderen EU-Land so stark vom sozioökonomischen Status und Bildungsniveau der Eltern abhängt, wie in Österreich. Gerade Eltern mit „schmalem“ Haushaltsbudget können sich Nachhilfestunden oft nicht leisten. „Laut einer Studie der Arbeiterkammer geben die Eltern eines Nachhilfeschülers durchschnittlich 690 Euro pro Jahr an, 77 Prozent erklären, dass ihre Kinder beim Lernen und den Hausaufgaben ihre Unterstützung brauchen. Für Kinder aus Familien, die diese finanziellen und zeitlichen Ressourcen nicht haben, sind die Lerncafés eine große Chance und aus Sicht der Caritas eine sinnvolle Investition in die Gegenwart von Kindern und damit auch in deren Zukunft. Sie haben damit auch eine nachhaltige gesellschaftliche Wirkung“, nutzt Walter Schmolly gleichzeitig die Gelegenheit zu Dank. Kein Kind soll zurück bleiben müssen. „Die Lerncafés sind ein Kooperationsprojekt mit den Gemeinden und den Schulen. Ihnen ebenfalls ein herzliches „Danke“, wie den SpenderInnen, die die Basis für die laufenden Kosten in den Lerncafés sichern."



Freiwilligenarbeit in der Caritas:
•    65 Freiwillige arbeiten in den Lerncafés mit
•    250 Frauen und Männer engagieren sich freiwillig bei Hospiz Vorarlberg
•    270 freiwillige Sozial- und IntegrationspatInnen begleiten 450 Menschen
•    91 Freiwillige engagieren sich als VorlesepatInnen,
•    21 als SpaziergängerInnen für Menschen, die an Demenz erkrankt sind
•    366 freiwillige MitarbeiterInnen sind eine wertvolle Unterstützung in der Alltags-Integration von geflüchteten Menschen
•    usw.