Täglich werden in Österreich aktuell 300 bis 400 Asylanträge gestellt, viele der Antragsteller landen danach aber direkt auf der Straße oder in prekären Notquartieren, kritisieren NGO-Vertreter. Mit der steigenden Anzahl der Asylanträge erhöht sich aber gleichzeitig auch die Zahl derer, die freiwillig wieder in ihr Herkunftland zurückkehren.

Viele, genauer gesagt 4.000 Flüchtlinge, sind das Warten leid. Nach scheinbar endlosem Warten auf einen Asylbescheid haben sie beschlossen in ihre Heimat freiwillig zurückzukehren. Zwischen Jänner und November waren das bislang eben 4000. Neben 1.100 Kosovaren sind u.a. 530 Menschen aus dem Irak und 120 aus Afghanistan in ihre Heimatländer zurückgekehrt. 2014 hatten insgesamt rund 3.000 geflüchtete Menschen Österreich freiwillig wieder verlassen.

Die meisten wollen hier bleiben
Ein Trend, den auch die Caritas aufgrund ihrer Rückkehrberatungen bestätigen kann. Nach Angaben der Hilfsorganisation traten heuer allein von September bis Mitte Dezember österreichweit 257 Iraker, 35 Afghanen und 53 Iraner freiwillig die Heimreise an. 2014 waren es im gleichen Zeitraum zwei Iraker, neun Afghanen und ein Iraner. Vergleicht man den Anstieg der Antragszahlen mit jener der freiwilligen Rückkehrer werde aber schnell klar: "Die meisten wollen hier bleiben", so Caritas Wien-Pressesprecher Martin Gantner.

Gründe Österreich wieder zu verlassen gibt es einige
Die einen haben Angst bei einer drohenden Abschiebung ihr Gesicht zu verlieren, andere kehren aus Sorge um Angehörige zurück oder hatten schlichtweg andere Erwartungen an Österreich. Kein Wunder, schließlich müssen rund 7.000 Flüchtlinge derzeit in Notunterkünften wohnen, obwohl sie eigentlich längst in Grundversorgungsquartieren schlafen sollten. Bis Jahresende fehlen laut Schätzung noch 15.000 Grundversorgungsplätze, hunderte Flüchtlinge sind von Obdachlosigkeit betroffen.

Grundversorgung als erstes Problem
Aus den 48 Stunden, in denen eigentlich polizeilich eine Prognoseentscheidung getroffen werden sollte, sind Monate geworden. Das Problem: Erst nach der Prognoseentscheidung haben Asylwerber das Recht, in die Grundversorgung aufgenommen zu werden. "Die Erstaufnahme und die Aufnahme in die Grundversorgung müssen in Zukunft einheitlich von den Länder durchgeführt werden. Mit je einem leistungsfähigen Verteilungszentrum in jedem Bundesland", schlägt Michael Chalupka, Direktor der Diakonie, stellvertretend für die Vertreter von Caritas, Hilfswerk, Rotem Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe, bei einer Pressekonferenz vor.

Es brauche einen Mechanismus des Ausgleichs zwischen den Bundesländern. Hat ein Bundesland seine Quote erfüllt, soll es durch andere Bundesländer entlastet werden. Schließlich müssten die Aufnahme in die Grundversorgung von der Prognoseentscheidung losgekoppelt werden - so der konkrete Vorschlag der NGOs. Bei der Finanzierung sieht es allerdings nicht so konkret aus, die  liege im Verantwortungsbereich der Länder.

Integration und Bildung
Und es gibt  noch ein weiteres Problem, nämlich dann,  "wenn die Zehntausenden Flüchtlinge und ihre noch zu erwartenden Familienangehörigen in die österreichische Gesellschaft und Arbeitswelt zu integrieren sind", so Walter Marschitz, Geschäftsführer des Hilfswerks. "Wir haben Sorge, dass, wenn wir diese Aufgabe nicht rasch und entschlossen angehen, die sozialen Probleme von morgen vorprogrammiert sind. Das bringt großen sozialen Sprengstoff."  Frühzeitige Integrationsmaßnahmen seien daher ein besonders Anliegen. Deutsch- und Alphabetisierungskurse müssten in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, genau wie adäquate Bildungsangebote und die Hilfe bei der Anerkennung bereits absolvierte Ausbildungen. (red/kathpress)