Das Bedürfnis, Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten - Ulrike Metzler hat das zu ihrem Beruf und auch ihrer Berufung gemacht. Sie wird von der Caritas Vorarlberg als Hospizbegleiterin überall eingeteilt, "wo es mich braucht". Die 70-Jährige arbeitet beispielsweise im Hospiz am See oder in Krankenhäusern, leitet aber auch mit drei anderen Damen das Trauercafé in Dornbirn. Heuer hat sie ihr zehnjähriges Jubiläum als Hospizbegleiterin.

Besser als Stricken.

Ulrike Metzler interessierte sich bereits seit jeher für soziale Berufe. „Ursprünglich wollte ich Krankenschwester werden“, erzählt die 70-Jährige. „Auch am Beruf der Hospizbegleiterin war ich interessiert und sah mir immer wieder Informationsbroschüren an.“ Doch wie so oft im Leben kam alles anders und sie arbeitete schlussendlich in einer Stickerei, der Firma ihres Mannes, mit, wo sie, laut eigener Aussage, „Mädchen für alles“ war. „Neben dem Sticken an sich war ich auch im Büro tätig oder einfach da, wo es gerade jemanden benötigte“, so die Pensionistin. Doch das Interesse an sozialen Themen ließ sie nicht los. „Als dann die Pension kam, kam ich ins Grübeln. Was sollte ich mit meiner freien Zeit anfangen? Stricken? Nein. Herumsitzen und Tratschen? Nein, das war auch nicht ich. So entschloss ich mich endlich, spät aber doch, die Ausbildung zur Hospizbegleitung zu absolvieren.“ Von Jänner bis Mai besuchte Metzler also den Hospizlehrgang der Caritas mit integriertem Praktikum. Doch „ich bin stets sehr kritisch mit mir selbst“, so die 70-Jährige. Es war ihr also noch nicht genug. Da kam ein Angebot ihrer Schwägerin, welche an der Universität Innsbruck unterrichtete, gerade recht: Diese erzählte ihr von der Möglichkeit, die Ausbildung noch in einem weiteren Lehrgang zu vertiefen. Gesagt, getan – Ulrike Metzler besuchte blockweise den Bildungsgang in Innsbruck und konnte sich bald über noch fundiertere Kenntnisse und einen zusätzlichen Abschluss in besagtem Bereich freuen.

Loswerden, was auf der Seele liegt.

Wie kann man sich eine Tätigkeit als Hospizbegleiter/in nun genau vorstellen? „Wahrscheinlich ganz anders, als die meisten vermuten würden“, so Metzler. „Wirklich in meiner Gegenwart und während meiner Anwesenheit gestorben sind bisher drei Menschen. Ansonsten habe ich unter anderem viel mit dementen Patient/innen zu tun oder auch mit Angehörigen. Oft kommen diese von selbst zu mir und man merkt, sie möchten mit mir reden oder einfach einen Kaffee trinken und loswerden, was ihnen auf der Seele liegt. Gerne auch einmal alleine und nicht direkt neben ihrem/ihrer Angehörigen. Meine Begleitung wird sehr dankbar angenommen.“ Wichtig ist, das betont Metzler, das Zuhören. „Man muss wirklich auch geistig stets dabei bleiben, Fragen stellen, sich für den Menschen gegenüber interessieren. Zum Glück haben wir auch wirklich die Zeit dazu. Krankenschwestern oder -pfleger beispielsweise sind leider oft unter solch einem Zeitdruck, dass sie sich die Zeit zum Reden und Zuhören nicht in dieser Form nehmen können. Dafür gibt es uns.“
Dass Ulrike Metzler ein „Segen“ für ihre Mitmenschen ist, findet sie etwas zu pathetisch ausgedrückt. „So eingebildet bin ich nicht“, lacht sie. Doch ihren Klient/innen einen Segen mitzugeben, ist ihr dennoch wichtig. „Ich freue mich immer wieder, wenn ich sehe, dass jemand ein Kreuz, ein Heiligenbild oder Ähnliches auf dem Nachtkästchen platziert hat, denn dann kann ich laut für ihn und mit ihm beten“, erzählt die 70-Jährige. „Das tut mir gut und auch dem Gegenüber. Ansonsten mache ich das gerne im Stillen.“

Ungerecht.

Wie hat die erfahrene Hospizbegleiterin gelernt, mit den oft auch bedrückenden Erfahrungen ihrer Arbeit umzugehen? „Ich habe ein Ritual“, berichtet Metzler. „Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, wasche ich mir sogleich die Hände. Das aber nicht, weil ich schmutzig bin oder mich schmutzig fühle, sondern, um die negativen Gedanken und Gefühle abzuwaschen. Auch wenn von der Seele dennoch nicht immer alles abgeht.“ Gerne geht die Hospizbegleiterin auch mit ihrem Hund in der Natur spazieren. „Natürlich denke ich ab und zu noch über einen ‚Fall‘ nach, denkt auch einmal, dass das Leben ungerecht ist oder Ähnliches. Doch nie so intensiv, dass ich das ewig mitziehe, denn dann kommt bereits der nächste Mensch, der mich braucht.“

Ulrike Metzler  Ulrike Metzler ist da, wenn der Lebensweg zu Ende geht.

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Nähere Informationen:
Caritas Vorarlberg, Barbara Geiger
T 05522-200 1100, E