Nur wenige Wochen nach dem Rücktritt von Franz Küberl wurde bei der Direktoren-Konferenz im Bildungshaus Batschuns ein neuer Caritas Präsident gewählt: Michael Landau. Er erklärte in seiner Dankesrede: "Ich werde meine ganze Kraft und Freude aufbringen, um dieser Verantwortung gerecht zu werden. Auch in Zukunft muss es darum gehen, Solidarität und Nächstenliebe in der täglichen Caritas-Arbeit zu leben und Menschen am Rand der Gesellschaft und am Rand des Lebens beizustehen und auf ihre Not aufmerksam zu machen.“ Bischof Benno Elbs besuchte die Direktoren-Konferenz am Nachmittag und gratulierte Landau zu seiner Wahl.

Ohne Gegenstimme und bereits im ersten Wahlgang wurde Michael Landau am Mittwoch im Bildungshaus Batschuns zum neuen Präsidenten der Caritas Österreich gewählt. Landau (53) ist ein Spätberufener: Erst mit 20 ließ er sich taufen, studierte neben Biochemie auch Theologie und wurde 1992 zum Priester geweiht. 1995 schaffte er den Sprung zum Wiener Caritas-Direktor und firmierte neben dem scheidenden Österreich-Chef Franz Küberl als Aushängeschild der Hilfsorganisation.

Danke für das große Vertrauen
In einer ersten Reaktion zeigte sich Landau sehr erfreut über den Ausgang der geheimen Wahl durch die Landesdirektoren. Der in der Bischofskonferenz für die Caritas zuständige Diözesanbischof von Innsbruck, Manfred Scheuer, sowie die Direktorin der Caritas Burgenland, Edith Pinter, konnten aus Termingründen an der Wahl nicht teilnehmen.
"Ich danke allen für das große Vertrauen, das mir mit dieser Wahl entgegengebracht wird. Ich werde meine ganze Kraft und Freude aufbringen, um dieser Verantwortung gerecht zu werden. Auch in Zukunft muss es darum gehen, Solidarität und Nächstenliebe in der täglichen Caritas-Arbeit zu leben und Menschen am Rand der Gesellschaft und am Rand des Lebens beizustehen und auf ihre Not aufmerksam zu machen“, so der neue Caritas-Präsident. Das gelte, "ganz gleich, ob es etwa um obdachlose Menschen in Österreich oder um die vielen Opfer auf den Philippinen gehe, die der Wirbelsturm „Haiyan" dieser Tage gefordert hat“.

Weg konsequent fortsetzen
Landau weiter: „Ich werde die neue Aufgabe in Respekt und Dankbarkeit gegenüber Franz Küberl angehen. Bei ihm bedanke ich mich für sein großes Engagement und seinen leidenschaftlichen Einsatz in den vergangenen 18 Jahren. Franz Küberl war in dieser Zeit nicht nur Präsident der Caritas. Er war und ist vielmehr ein Unbequemer, der sich in all den Jahren in den Dienst von Menschen in Not gestellt hat. Unser aller Ziel muss lauten, diesen Weg - den Weg, den zuvor auch schon Helmut Schüller und Prälat Leopold Ungar eingeschlagen haben - konsequent fortzusetzen.“

Ohne Wenn und Aber
"Als Caritas stehen wir für Leidenschaft, für Verantwortung den Armen gegenüber und für Beharrlichkeit. Caritas bedeutet Nächstenliebe ohne Wenn und Aber," so Landau. "Es geht darum, Not zu sehen - und zu handeln. Aber es geht auch darum, beharrlich auf Unrecht hinzuweisen, das es gibt." Landau erinnerte in Batschuns an die Auseinandersetzungen mit dem damaligen Innenminister Ernst Strasser rund um die Einführung der Grundversorgung für Flüchtlinge.

Die Caritas werde auch in Zukunft ein Seismograph in unserer Gesellschaft sein: ein Seismograph, der immer dann ausschlägt, wenn Unrecht geschieht, wenn Menschen in Not geraten oder von Katastrophen betroffen sind - in Österreich, aber auch in anderen Teilen der Welt.

In Zukunft: höheres Tempo?
Mit Hinweis auf eine für Montag anberaumte Pressekonferenz - gemeinsam mit Franz Küberl in Wien - war Landau zurückhaltend mit konkreten Forderungen gegenüber den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP. Die Bereiche Armutsvermeidung und Armutsbekämpfung würden, so Landau, sicher einen höheren Stellenwert erhalten, ebenso Gesundheit und Pflege. Von einer neuen Bundesregierung forderte Landau jedenfalls ein höheres Tempo in der Bewältigung der bekannten Probleme.

"Wir leben heute in einer Gesellschaft mit der Einstellung: 'Ich bin doch nicht die Caritas'. Ich würde gerne auf eine Gesellschaft zugehen, in der die Menschen wissen: Es kommt auch auf mich an. Das ist das 'Du' in 'Caritas&Du'. Das ist zuerst und zuletzt eine Frage der Werthaltungen", so Landau mit Verweis auf den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten und evangelischen Christ, Johannes Rau. Landau schlug damit auch eine ökumenische Brücke zur Partnerorganisation, der evangelischen "Diakonie".

Ein Geistlicher folgt auf einen Laien
Der scheidende Caritas-Präsident Franz Küberl wird Caritas-Direktor in der Steiermark bleiben: "Ein Wahlamt ist ein geliehenes Amt, das man eben auch wieder zurückgibt. " Bezüglich Landau sprach Küberl von einer "exzellenten Nachfolge. Michael Landau war mein Wunschkandidat. Er ist schon lange in der Caritas und eingearbeitet."
Dass nun ein Geistlicher einem Laien im Präsidentenamt folgt - Küberl war 1995 der erste Nicht-Kleriker in dieser Position und als solcher über Jahre hinweg der Parade-Laie in einem kirchlichen Leitungsamt - will Küberl nicht überbewerten. Ob die Wahl eines Priesters zum Präsidenten nicht auch symbolisch für die Kirche etwas bedeute, verneint Küberl: "Das ist keine Kategorie, in der ich denke." Entscheidend sei für ihn, dass ein Präsident die Anliegen der Caritas weiterbringe.

Bischof Benno Elbs gab Caritas geistliche Impulse
Herzliche Glückwunsche kamen auch von Diözesanbischof Dr. Benno Elbs, der Landau am Mittwoch-Nachmittag persönlich in Batschuns gratulierte.  Das Lebensbeispiel des von den Nationalsozialisten hingerichteten Provikars Carl Lampert, dessen Seligsprechung sich am 13. November zum zweiten Mal jährt, stellte Bischof Benno Elbs ins Zentrum seines Impulsreferates vor den Caritasdirektoren. Der Märtyrer habe "bis in den letzten Atemzug seines Lebens daran geglaubt, dass Gott mit ihm ist". Diese Haltung - "nichts kann uns trennen von der Liebe Christi" - sei auch maßgeblich für die Arbeit der Caritas als eine Institution, die das "Gottesgerücht" wachhalte, so Elbs.

Zur Person: Michael Landau
DDr. Michael Landau ist seit 1. Dezember 1995 Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Er wurde am 23. Mai 1960 in Wien als zweites Kind eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter geboren. Zwischen 1978 und 1988 studierte und dissertierte Landau an der Universität Wien im Fach Biochemie. Während seiner Studienzeit trat er in die katholische Kirche ein und wurde 1980 getauft. 1986 begann er das Studium der katholischen Theologie in Wien und Rom und trat 1988 ins Priesterseminar ein. 1999 schloss Landau auch dieses Studium mit dem Doktorat ab. 1992 wurde er zum Priester geweiht.
Im November 2006 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Monsignore. Seit 2008 ist Michael Landau Mitglied des Domkapitels von St. Stephan. Zwischenzeitlich war er auch Vorsitzender der Rechtskommission der Caritas Internationalis.

(Rinner/Steinmair/kathpress/religion.orf.at)