Würdevoll leben und würdevoll sterben - gesichert durch Rechtsanspruch und ausreichende Finanzierung - haben mehrere Hilfsorganisationen, darunter auch Caritas, Dachverband Hospiz, Rotes Kreuz, Palliativgesellschaft und Vinzenzgruppe gemeinsam von der Politik gefordert. Und dabei stehe vor allem der Ausbau und die Finanzierung der Hospiz- und Palliativversorgung im Mittelpunkt. Eine Legalisierung von Tötung auf Verlangen lehnte man „entschieden“ ab.

„Wenn eine Organisation sich meldet, ist das wichtig. Wenn wir es gemeinsam tun, sind wir stärker“, erklärte Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbandes Hospiz, als Grund, sich im Vorfeld des weltweiten Hospiz- und Palliativtag am 11. Oktober für das Thema stark zu machen. Die Organisationen wollten "das Parlament unterstützen und bestimmte Entscheidungen mittragen und empfehlen". Vor allem geht es ihnen um die bundesweit flächendeckende Umsetzung von Hospiz- und Palliativversorgung - "für alle Menschen jeden Alters, die sie brauchen, soll sie erreichbar, zugänglich und leistbar sein", betonte die Hospiz-Präsidentin. Erst durch einen einklagbaren Anspruch sei das Recht jedes Menschen auf würdevolles Leben und Sterben zu verwirklichen.

Verankerung eines Rechtsanspruchs
Wichtig ist den Organisationen vor allem die Verankerung eines Rechtsanspruchs auf Betreuung durch Hospiz- und Palliativeinrichtungen für schwerkranke und sterbende Menschen sowie eine bundesweite Klärung der Zuständigkeiten für Umsetzung und Finanzierung. Das Angebot sei derzeit „stark segmentiert und in keiner Weise abgesichert“, kritisierte Caritas-Präsident Michael Landau. Zudem sei man zu einem großen Teil auf freiwillige Zuwendungen angewiesen: „Keiner käme auf die Idee, für die Behandlung eines Beinbruchs Spenden zu sammeln.“

"Österreichs Gesundheitsversorgung ist gut, mit Ausnahme der letzten Lebensetappe. Das ist, als ob bei einem Linienflug der Pilot kurz vor der Landung aussteigt und den Passagieren zuruft: 'Das müssen Sie nun selbst machen'", so Landau.

Wände der Sprachlosigkeit durchbrechen
Mit rund 100 Mio. Euro pro Jahr werde derzeit der palliativmedizinische Bereich finanziert, schätzt Klasnic und ergänzte, weitere 70 Mio. Euro würde sie sich wünschen, um ein flächendeckendes Angebot zu ermöglichen und erinnerte daran, dass das Thema nicht nur alte Menschen betreffe, sondern auch Kinder und Jugendliche. „Zu einer Kultur des Lebens gehört auch eine Kultur des Sterbens“, will Landau darum mehr Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen und „die Wände der Sprachlosigkeit durchbrechen“.

Humane Sterbekultur
„Eine humane Sterbekultur kann nicht gesetzlich geschaffen werden“, erinnerte Michael Opriesnig,
stellvertretender Generalsekretär des Roten Kreuz. Die Grundlage dafür zu schaffen sei aber eine Aufgabe des Gesetzgebers. Auch Angehörige müssten bestmöglich in den Sterbeprozess eingebunden, das Beratungsangebot stärker ausgebaut werden. Eine fachärztliche Ausbildung für Palliativmedizin forderte Harald Retschitzegger, Präsident der Palliativgesellschaft. Mehr Information zur bereits bestehenden Möglichkeit der Patientenverfügung verlangte Anna Parr von der Vinzenz Gruppe.

Worin sich alle Hilfsorganisationen einig sind, ist die Beibehaltung der gegenwärtigen Rechtslage zur Sterbehilfe: „Eine Legalisierung von Tötung auf Verlangen oder der Beihilfe zur Selbsttötung wird entschieden abgelehnt“. (red/religion.orf)