"Wir können nicht allen helfen, aber wir in Vorarlberg sind in der Lage rund 50.000 Kindern durch unsere Kinderprogramme zu helfen“, zeigt Martin Hagleitner-Huber, Leiter der Auslandshilfe der Caritas Vorarlberg, auf. Die größte Katastrophe sei nämlich, nichts zu tun.

„In den Kinderprogrammen der Caritas Vorarlberg sind rund 50.000 Kinder involviert. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt geographisch in Äthiopien und hier vor allem auf Bildungsprogrammen“, betont Hagleitner-Huber. „Für uns steht ganz stark die Förderung der je eigenen Persönlichkeit eines Kindes im Zentrum – dies ist jedoch ein sehr langer Weg mit vielen kleinen Schritten. Mit allen Projektpartnern werden hier spezielle Programme ausgearbeitet. Dabei geht es auch um einen Paradigmenwandel in der jeweiligen Gesellschaft.“

Für Durchblick

Ein Beispiel für ein positives Kinderprojekt ist jenes, in dem Susanne Jennewein und ihr Mann mitwirken. Bei einem ihrer Besuche in Äthiopien  fiel ihnen auf, dass kaum eines der Schulkinder eine Brille trug. Die beiden begannen dem genauer nachzugehen  und änderten damit das Leben von bislang 965 Kindern. Eines davon ist die 14-jährige Jeris -  sie durfte die Schule nicht mehr besuchen und stellte sich im Haushalt tollpatschig an. Nach einem Sehtest war klar: Jeris hat eine extreme Sehschwäche von minus 14 Dioptrien und konnte weder die Schultafel noch ihre Arbeit sehen. Was simpel mit einer Brille behoben werden könnte, kann auch in Analphabetismus, fehlendem Einkommen, Armut, oft auch Krankheit, Hoffnungslosigkeit und Prostitution enden.

Hilfe, die sich keiner leisten kann

In einem Land, in dem auf 650.000 Einwohner ein Optiker fällt, werden Sehschwächen kaum erkannt. Laut einer WHO-Studie leiden weltweit mehr als 150 Millionen Menschen an einer Fehlsichtigkeit, die sich mit einer Brille beheben ließe. Diese Menschen können sich aber keine leisten und haben meist auch keinen Zugang zu augenoptischer Versorgung. Ein einfacher Arbeiter müsste mindestens zwei bis drei Monatslöhne für eine Brille bezahlen. 11,5 Millionen Kinder verlieren so weltweit die Chance, Lesen und Schreiben zu lernen.

Eine Brille für mehr Zukunft

„Mit einer einfachen Brille kann Kindern mit einer Sehschwäche eine Chance für die Zukunft gegeben werden.“ Seit mittlerweile mehr als einem Jahr werden durch das Projekt (Kinder)Brillen für Äthiopien in den Schulen der Diözesen Meki und Awasa bei insgesamt 45.000 Kindern sukzessive Sehtests durchgeführt. „Die SchülerInnen und LehrerInnen erhalten bei Bedarf eine passende Brille. Gleichzeitig werden Personen vor Ort geschult, um zukünftig die optischen Korrekturen selbst durchführen zu können“,  berichtet Susanne Jenewein.

Zukunftsmusik

Die Unterstützung von privaten SpenderInnen sowie Unternehmen in Vorarlberg war von Anfang an enorm. „Jede gespendete Brille wurde einzeln überprüft, alle der über 2.800 nach Äthiopien transportieren Brillen sind neu, beziehungsweise neuwertig.“ Ein Refraktometer ermöglicht neuerdings zudem eine schnellere Abwicklung der Sehtests. Als weiterer Schritt wurden nun 2000 „Ein-Dollar-Brillen“ aus Malawi nach Äthiopien geliefert. Zudem wurden eine Ärztin und zwei Krankenschwestern geschult, sie können die Sehtests nun selbst durchführen und die SchülerInnen sowie die Betreuungspersonen bei Bedarf jederzeit mit der passenden Brille versorgen. In einem Frauenprojekt werden künftig auch Stoff-Etuis zur Aufbewahrung der Brillen genäht – auch dies ist für Familien ein Schritt zu einem gesicherten Einkommen.