Ständiger Hunger ist für viele Menschen in der westafrikanischen Sahelzone der Alltag. Im Senegal liegt der Anteil der unterernährten Bevölkerung bei fast 22 Prozent. Rund 2,8 Millionen der 13 Millionen Einwohner haben damit nicht genug zu essen. 27 Prozent aller Kinder im Land sind chronisch unterernährt. Und dabei ist der Gipfel des Eisbergs noch nicht erreicht, denn den Menschen in der westafrikanischen Sahelzone droht die dritte Hungersnot innerhalb weniger Jahre

Den Menschen in der westafrikanischen Sahelzone droht die dritte Hungersnot innerhalb weniger Jahre. Allein im Senegal sind schon rund 650.000 Menschen, darunter viele Kinder, akut vom Hungertod bedroht. Darauf hat Abbe Tine Ambroise, Generalsekretär der Caritas Senegal, im "Kathpress"-Gespräch aufmerksam gemacht. Schon seit Anfang Mai hätten viele Familien kaum noch etwas zu essen. Am schlimmsten wirke sich das für die Kinder sowie stillende und schwangere Mütter aus, so Ambroise.

Unterernährt
Im Senegal liegt der Anteil der unterernährten Bevölkerung bei fast 22 Prozent. Rund 2,8 Millionen der 13 Millionen Einwohner haben damit nicht genug zu essen. 27 Prozent aller Kinder im Land seien chronisch unterernährt, so der Caritas-Generalsekretär. Sie seien damit stark gefährdet, noch vor ihrem 5. Geburtstag zu sterben. Wenn sie überleben, hätten sie oft mit schweren Entwicklungsschäden zu kämpfen.

20 Millionen Betroffene
In der westliche Sahelzone, die neben dem Senegal vor allem Mali, Niger und den Tschad umfasst, seien insgesamt 20 Millionen Menschen von der Hungerkrise betroffen. Jedes Jahr würden mehr als 200.000 Kinder an Hunger und dessen Folgen sterben, so Abbe Ambroise, der früher selbst vom Hunger betroffen war: "Als kleines Kind habe ich 1972 eine Hungerkrise miterlebt. Es war furchtbar, nur einmal am Tag ein klein wenig zu essen zu bekommen." Die Eltern versuchten beispielsweise ihre hungrigen Kinder zu überlisten und würden abends so lange den leeren Topf am Feuer umrühren, bis die Kinder eingeschlafen sind. Nur Dank der Hilfe der Caritas habe seine Familie damals überlebt. "Ich weiß, was es heißt, zu hungern."

Hunger bedeutet Erniedrigung
Hunger bedeute Erniedrigung, "weil man gezwungen ist, die Hand für das tägliche Brot aufzuhalten, das als Menschenrecht deklariert ist", so Ambroise weiter. Die fortlaufenden Hungerkrisen seien zum einen Folge der Klimaveränderung, zum anderen auch hausgemacht durch schlechte Politik. Wenn es den senegalesischen Politikern tatsächlich ein Anliegen wäre, dann könnten sie das Land binnen weniger Jahre aus der absoluten Armut herausführen, so Ambroise. Der Senegal sei durchaus im Stande, alle seine Bewohner zu ernähren.

Genauso sei aber auch der wohlhabende Westen aufgefordert, Solidarität mit den hungernden Menschen in Afrika zu zeigen. Der Caritas-Generalsekretär verwies auf Papst Franziskus, der die "Globalisierung der Gleichgültigkeit" angeprangert hatte.

Minderheit Christen
Die Christen sind im Senegal nur eine kleine Minderheit. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, die Christen machen gerade einmal fünf Prozent aus. Die Kirche werde aber vor allem für ihre sozialen Tätigkeiten von allen Senegalesen sehr geschätzt, so Abbe Ambroise. Das Zusammenleben und Zusammenarbeiten mit den Muslimen funktioniere gut. Der Großteil der Caritasaktivitäten im Land komme sowieso Muslimen zugute. Ambroise: "Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen Menschen, ganz egal ob Christen, Muslime oder Anhänger von Naturreligionen." In der Caritas würden auch viele Muslime mitarbeiten, so Ambroise.

Der Islam im Senegal sei sehr tolerant. Die Bevölkerung wolle von radikalen Islamisten nichts wissen, so der Caritas-Generalsekretär. Feilich bestehe Sorge, dass radikales Gedankengut bzw. Islamisten aus anderen Ländern auch in den Senegal einsickern. Bis dato hätten die Politik und Religionsgemeinschaften dem aber einen Riegel vorschieben können. (kathpress)