Damit das Geld nicht zum "Fenster hinaus geheizt wird" und notleidende Menschen in Österreich der "Energiefalle" entgehen, wurde vor drei Jahren der VERBUND-Stromhilfefonds der Caritas ins Leben gerufen. 1.500 finanzschwachen Haushalten mit insgesamt 4.000 Bewohnern konnte bislang geholfen werden. Eine Erfolgsbilanz.

Temperaturen unter null Grad sind aktuell an der Tagesordnung. Schön, wenn man dem nach einem längeren Spaziergang zu Hause im warmen Haus oder in der Wohung entrinnen kann. Insbesondere arme und armutsgefährdete Menschen sind beim Energieverbrauch aber in einem "Teufelskreis" gefangen, erklärt Caritas Präsident Franz Küberl: Sie haben meist nicht das Geld für energiesparende Geräte, die Wohnungen sind schlecht gedämmt und mit schlecht isolierten Fenstern und Türen ausgestattet.

Abschaltverbot!
Zudem verbringen besonders arme Bevölkerungsgruppen überdurchschnittlich viel Zeit in ihren eigenen vier Wänden - beispielsweise aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Behinderung oder weil kleine Kinder versorgt werden müssen. Wenn dann Rechnungen nicht bezahlt werden können, fielen Mehrkosten für Mahnungen und an und bei Stromabschaltung dann auch noch für die neuerliche Wiedereinschaltung. Deshalb fordert Küberl, dass wenigstens während des Winters ein Abschaltverbot bei der Wärmelieferung gelten sollte.

Gelungenes Modell
Neben Küberl plädieren auch VERBUND-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber und der Stv. Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich Dirk Fassbender für sozial und ökologisch kompatible Maßnahmen contra Energiearmut und pro Energieeffizienz. Der VERBUND-Stromhilfefonds sei auch aus politischer Sicht ein gelungenes Modell für die Umsetzung der im November 2012 verabschiedeten Energieeffizienzrichtlinie durch die Mitgliedstaaten, erklärt Fassbender:

"Energieeffizienz kann auch als angewandte Sozialpolitik betrachtet werden. Aus Sicht der Europäischen Kommission sollten Sozialpolitik und Energiepolitik einander ergänzen. Die Mitgliedstaaten können in die von ihnen auferlegten Einsparverpflichtungen Anforderungen mit sozialer Zielsetzung aufnehmen. Dazu kann auch die Vorgabe gehören, dass ein Teil der Energieeffizienzmaßnahmen vorrangig in von Energiearmut betroffenen Haushalten oder in Sozialwohnungen umzusetzen ist. Letztendlich hängt es vom politischen Willen der Mitgliedstaaten ab, ob die von der EU vorgegebenen Ziele erreicht werden."

Lange Wartelisten
"Einkommensschwache Haushalte finden sich in einer unüberwindbaren Zwickmühle wieder - sie leiden am stärksten unter den ständig wachsenden Energiekosten und haben am wenigsten Geld, um sich selbst durch Investitionen in Energieeffizienz zu helfen", erklärt Küberl. Deshalb wurde bei besonderen Härtefällen rasch und direkt finanziell unterstützt und alte Haushaltsgeräte getauscht.  Der Bedarf sei aber weiterhin enorm und die Wartelisten in den Sozialberatungsstellen lang.

Zahlen, Daten, Fakten
Dennoch kann der VERBUND-Stromhilfefonds eine positive Bilanz ziehen:
- 1.500 Haushalte mit 4.000 Personen wurden erreicht
- 1.355 Haushalte erhielten durchschnittlich 100 Euro Finanzierungshilfe bei Stromrechnungen
- 664 Haushaltselektrogeräte wurden getauscht bzw. zum Tausch vorgeschlagen.
- 965 Energieberatungen in Haushalten wurden durchgeführt.
- Nach der Energieberatung konnten 72% der Haushalte und Jahr durchschnittlich 300 Euro und 1.511 Kilowattstunden dauerhaft einsparen. (Bewertet mit verbrauchsabhängigem Preis von 0,20 Euro.)
- VERBUND speist den Fonds jährlich mit 1 Euro stellvertretend für jeden seiner rund 250.000 Privat- und Gewerbekunden

Energiearmut macht krank
Von Energiequellen abgeschnitten zu sein habe erhebliche Auswirkungen auf die existentiellen Bedürfnisse des Menschen, sei es weil die Wohnung nicht mehr angemessen warm gehalten werden kann, hygienische Erfordernisse mangels Warmwasser nicht mehr erfüllt werden können oder sei es, dass erhebliche Ernährungsdefizite entstehen, hält Küber fest. Dauert Energiearmut länger an, sind gesundheitliche Folgen, vor allem für Kinder, unvermeidbar und Teilhabechancen stark eingeschränkt "Ganz klar sage ich Ihnen auch, wo wir an heftige Grenzen stoßen: bei der thermischen Sanierung der Wohnungen. Undichte Fenster, Altbestand und nicht gut isolierte Wohnhäuser. Auch wenn wir seit 1. Jänner 2012 in der Lage sind, alte Heizgeräte auszutauschen, sind unsere Hände mitunter gebunden", sieht Küberl die Politik gefordert

 Weitere Forderungen des Caritaspräsidenten: Die Einrichtung eines bundesweiten und unabhängigen Energiehilfefonds und die Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbauförderungsmittel unter anderem zur thermischen Sanierung für finanziell benachteiligte Haushalte. (red/caritas.at)