Zahlreiche Projekte der Caritas Vorarlberg unterstützen Frauen und ihre Familien in Äthiopien. Im Rahmen der Hungerkampagne berichtet Caritas-Mitarbeiterin Marion Burger, die gerade aus Äthiopien zurückgekehrt ist, über die aktuelle Situation vor Ort.

Frau Burger, wie ist derzeit die aktuelle Situation in Äthiopien?
Marion Burger: Heuer ist Gott sei Dank kein Dürre-Jahr, und wenn es weiter regnet, sollte es ein gutes Erntejahr werden. Dennoch gibt es viel zu tun. Es gilt zum Beispiel, die Menschen zu schulen, damit sie ihre Ernten gut  lagern und nach Möglichkeit gewinnbringend verkaufen können.

Wie sieht das Leben der Frauen in Äthiopien aus?
Burger: Traditionell sind die Frauen für die Ernährungssicherheit sowie für die Gesundheitsthemen in den Familien zuständig. Noch heute ist es so, dass die Männer für die großen Tiere wie Rinder zuständig sind und damit auch über die Einnahmen daraus verfügen. Die Verantwortung der Frauen liegt bei den Kleintieren wie Ziegen, Esel oder Hühner. Und genau da liegt auch der Schwerpunkt der Caritas-Arbeit.

Wie unterstützt hier die Caritas?
Burger: Ein konkretes Beispiel ist das Milchziegen-Projekt für Familien. In zwei Dörfern in der Region Meki wird es als Pilotprojekt durchgeführt. Mit Spendengeldern aus Vorarlberg werden Ziegen gekauft und an Frauen verteilt, die von den Dorfbewohnern ausgewählt wurden. Meist sind das verwitwete oder besonders verarmte Frauen. Die Frauen erhalten dann Schulungen, wie diese Tiere optimal versorgt und gehalten werden. Ziel ist, dass die Tiere genug Fleisch und Milch bringen, damit sich die Frauen damit ihr eigenes kleines Einkommen erwirtschaften können. Inzwischen sind bereits die ersten Kitze geboren worden. Die Unterstützung läuft noch zwei Jahre, sodass die Frauen ihr Einkommen auf sichere Beine stellen und ihre Familien versorgen können. Ähnlich funktionieren auch die Projekte mit Hühnern. Wichtig dabei ist, dass die Frauen aktiv mitarbeiten. So müssen sie zum Beispiel einen einfachen Stall und einen Auslauf für die Ziegen bauen, damit sie überhaupt in das Projekt aufgenommen werden.

In Äthiopien werden derzeit Millionen Baumsetzlinge gepflanzt. Machen die Ziegen nicht die ganze Arbeit zunichte?
Burger: Wenn die Ziegen traditionell gehalten werden - das heißt, sie laufen den ganzen Tag frei herum und werden am Abend wieder eingesammelt - dann schon. Unser Ansatz ist aber, dass die Tiere in einem Gehege ums Haus gehalten werden, wo die Frau Einfluss darauf nehmen kann, was die Tiere fressen. Zudem ist es sinnvoller, nur wenige Tiere zu halten, die dafür aber gut genährt und gesund sind. Traditionell ist es nämlich so, dass mehr Ziegen auch mehr Reichtum bedeuten. Diese sind aber oft krank und unterernährt, geben kaum Fleisch und Milch und stehen Dürreperioden nur schwer durch. Zusätzlich werden auch Ziegenböcke von besonders robuster Rasse mit den Geißen gekreuzt, um besonders widerstandsfähige Tiere zu bekommen.

Die Caritas Vorarlberg betreut ja auch einige Gesundheitsstationen in Bushulo (Awassa). Wie ist dort die Lage?
Burger: In der letzten Zeit wurden sechs Gesundheitsstationen in dieser Region renoviert, ausgebaut und mit neuen hygienischen Standards verbessert. Jetzt sind wir vor allem bemüht, den Frauen diese Stationen näherzubringen, damit sie ihre Kinder in diesen Stationen oder im Krankenhaus bekommen und nicht mehr zuhause in ihren Hütten. Noch immer ist die Sterblichkeitsrate der Frauen bei der Geburt sehr hoch, was nicht zuletzt auch mit der traditionellen Frauen-Beschneidung zu tun hat. Da die staatlichen Krankenhäuser einen schlechten Ruf haben, gebären die Frauen lieber zuhause - mit oft fatalen Folgen. Gemeinsam arbeiten wir daran, diesen Kreislauf zu durchbrechen - und der gute Ruf des katholischen Krankenhauses in Bushulo, das wir ja ebenfalls mit Spenden aus Vorarlberg unterstützten, zeigt bereits Erfolge. Denn es hat sich herumgesprochen, dass hier keine Frau bei der Geburt sterben muss und sie dort mit ihren Babys optimal betreut werden. 

Wenn Sie die Projekte der Caritas Vorarlberg in Äthiopien unterstützen wollen, richten Sie Ihre Spende an: Caritas-Spendenkonto - Raiffeisenbank Feldkirch, IBAN AT 32 3742 2000 0004 0006, Kennwort: Hungerhilfe.

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