Die Kinderarmut in den nächsten vier Jahren halbieren: Dieses Ziel verfolgt die Caritas Vorarlberg, unter anderem mit der Haussammlung. „Die 800 Haussammler/innen bauen Brücken zwischen Menschen, die helfen wollen und Kindern, die dringend auf Hilfe angewiesen sind“, erklärte Caritasdirektor Walter Schmolly beim Pressegespräch.

Wolfgang Ölz

In Vorarlberg sind über 8000 Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre armutsgefährdet, davon leben 1500 Kinder in Haushalten, die als verfestigt arm gelten. Die Caritas Vorarlberg arbeitet auf unterschiedlichen Ebenen darauf hin, dass in den nächsten vier Jahren die Zahl der armutsgefährdeten Kinder um die Hälfte sinkt. Auch diesen März klopfen die Haussammler/innen wieder an die Türen der Vorarlberger/innen und bitten um eine Spende für diese Kinder.

Kinderarmut ist Chancenarmut.

Auf den ersten Blick ist die Armut in Vorarlberg beinahe unsichtbar, weil Kinderarmut mit Scham und Angst verbunden ist. Walter Schmolly gibt zu bedenken: „Scham und Angst nagen am Vertrauen in das Leben.“ Wenn das Geld für eine Schiwoche oder einen Kindergeburtstag einfach nicht da ist, dann stehen Kinder allzu schnell am Rand einer Klassengemeinschaft. „Mit dieser Voraussetzung fällt es ein Leben lang schwerer, Talente zu entdecken und Chancen zu nützen“, erläutert der Caritasdirektor. Das Land Vorarlberg hat in einem mehrjährigen Prozess seinen Markenkern so definiert: „Vorarlberg will bis 2035 chancenreichster Lebensraum für Kinder sein.“ Schmolly anerkennt den positiven Horizont dieser Forderung und ergänzt, dass Vorarlberg nicht nur der chancenreichste, sondern auch ein chancengerechter Lebensraum werden soll.

Existentielle Nöte.

Die Beratungsstelle „Existenz&Wohnen“, die Lerncafés oder das Haus „Mutter&Kind“ sind Einrichtungen, die sich der Not der Familien annehmen. Die Sozialpädagogin Angelika Ott weiß aus der täglichen Praxis in der Beratungsstelle „Existenz&Wohnen“ um die Verzweiflung der Eltern, wenn sie bei der Caritas um Hilfe ansuchen. „Wir beraten Eltern zur Gesamtsituation, klären mit ihnen sozialrechtliche Ansprüche, suchen gemeinsam Einsparmöglichkeiten und unterstützen auch finanziell.“

Die Caritas-Mitarbeiter/innen erfahren auch viel Positives. Ein Vater beispielsweise spricht nach langer Zeit wieder in der Beratungsstelle „Existenz&Wohnen“  vor, weil er Hilfe bei Anträgen braucht. Er selbst ist Analphabet und erzählt voller Stolz: „Mein Sohn ist jetzt schon in der 2. Klasse HTL.“ Er selbst hatte nicht die Chance, und sein Sohn hat jetzt die Möglichkeit auf Bildung.

Lernen wie mit Mama und Papa.

Die Lerncafé-Koordinatorin Bea Bröll ist seit Beginn dieser Lernorte vor zehn Jahren aktiv und kann aus einer langen Erfahrung schöpfen. In den neun Lerncafés helfen rund 90 Freiwillige derzeit 312 Kinder zu schulischen Erfolgen. Die Betreuung ist aber auch ganzheitlich, vom gemeinsamen Spielen bis zur Knüpfung von neuen sozialen Kontakten. Die Freiwilligen unterstützen in allen Fächern, erklären Mathematik, fragen Vokabeln ab, helfen bei der Rechtschreibung und haben ein offenes Ohr für die Kinder - gerade so wie eine Mama oder ein Papa. Ziele sind der Pflichtschulabschluss und das Finden einer Lehrstelle oder der Besuch einer weiterführenden Schule. Gerade für Pensionist/innen ist der Nachmittag als Betreuungszeit ideal. «

» Freiwillige für das Lerncafé Lauterach werden derzeit gesucht. Kontakt: T 0676 88420 4047,
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(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 10 vom 5. März 2020)