Hände, die hilfesuchend aus dem Wasser ragen - dieser Anblick bot sich Passanten am Wochenende im Bodensee. Dieses Zeichen für Kinder- und Jugendrechte setzten 15 JugendbotschafterInnen der youngCaritas mit weiteren MitstreiterInnen im Rahmen eines Flashmobs. Eine Aktion, die Beifall fand und sogar von dem ein oder anderen Passanten tatkräftig unterstützt wurde, die sich ebenfalls ins kalte Wasser trauten. Um so gemeinsam ein Zeichen für Kinder- und Jugendrechte und gegen die Verletzung der Menschenrechte im Flüchtlingsdrama im Mittelmeer zu setzen.

„Wir können das Trauerspiel im Mittelmeer nicht beenden, wir können keinen Politiker bekehren, wir können auch nicht die Schlepper vom Menschenhandel abhalten oder die Situation in den Herkunftsländer verbessern. Aber wir möchten mit dieser friedlichen Aktion aufzeigen, dass wir nicht einfach wegsehen, dass uns das Schicksal dieser tausenden Menschen nicht egal ist“, betonte Nicole Kantner von der youngCaritas, bevor sie mit den TeilnehmerInnen an der Bregenzer Pipeline ins Wasser ging, abtauchte und die Hände hilfesuchend in die Höhe streckten. Ein Bild, das erschüttert und nur ansatzweise erahnen lässt, wie grausam für viele Menschen das Leben auf der Flucht im Mittelmeer zu Ende geht.  

Die Kleidung saugt sich voll...
„Zuerst kostete es mich ziemliche Überwindung, in das kalte Wasser zu gehen, aber man gewöhnt sich an die Temperaturen. Die Kleidung saugt sich mit Wasser voll und wird immer schwerer. Ein schreckliches Gefühl“, so eine der 15 JugendbotschafterInnnen, die an dieser eindrucksvollen Aktion teilgenommen haben. „Es muss schrecklich sein, so ums Überleben kämpfen zu müssen und zu wissen, dass keiner kommt, der einem hilft“, so eine andere Teilnehmerin. Auch einige Badegäste und PassantInnen ließen sich von den JugendbotschafterInnen motivieren bei dieser Aktion mitzumachen, so wie Wilma Tscherner: „Ich finde das eine super Aktion und es war für mich ganz klar, dabei mitzumachen“, so die Bregenzerin. „Es ist toll, dass junge Menschen so ein Zeichen setzen, denn jeden Tag hört man von dem Unglück im Mittelmeer“, erklärte auch Christine Erath aus Lochau.

„Gegen Unrecht“
Tatsächlich starben in den vergangenen 25 Jahren mehr als 20.000 Erwachsene und Kinder auf der Flucht vor Gewalt in ihren Heimatländern im Mittelmeer – das längst zu einem Massengrab für Flüchtlinge geworden ist. Mit der Aktion wurde auch auf die Unterschriftenaktion www.gegenunrecht.at hingewiesen, die sich für EU-weite Maßnahmen stark macht und folgende drei Forderungen stellt:

1.    Sofortige Wiedereinführung der Rettungsaktion Mare Nostrum 2.0 mit Rettungsbooten durch gemeinsame Mittel aller EU-Mitgliedsstaaten im Mittelmeer
2.    Sicheren und legalen Zugang für schutzsuchende Menschen, um in Europa Asyl zu beantragen
3.    Rasche Einberufung eines EU-Gipfels der EU-Regierungschefs gemeinsam mit der Zivilgesellschaft um eine gemeinsame, menschliche europäische Flüchtlingspolitik zu erreichen.

Unzählige Schicksale
Drastisch untermauert wurden diese Forderungen von den TeilnehmerInnen mit kleinen gelben Zetteln, auf denen beispielhaft für viele Kinder- und Jugendschicksale im Mittelmeer Namen, Alter und Herkunftsland von Ertrunkenen zu lesen war. Die Zettel trieben für einige Minuten im Bodensee, die Körper der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen wurden tot aus dem Mittelmeer geborgen.