Dieses Wort hat das Jahr 2015 geprägt, wurde sogar zum "Wort des Jahres" gekürt. Heute hat es den Anschein, als ob es doch eher das Unwort des Jahres wäre: die Willkommenskultur. Sowohl Kardinal Christoph Schönborn als auch Bundespräsident Heinz Fischer appellierten erneut an die ÖsterreicherInnen, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Und Caritas Generalsekretär Bernd Wachter erklärt wie.

Wir erinnern uns an Zeiten, in denen die Flüchtlinge am Bahnhof willkommen geheißen wurden. In denen ihnen mit freundlichen Blicken begegnet wurde. Zeiten, die schon lange vorüber scheinen und Gefühlen wie Misstrauen und Argwohn Platz gemacht haben. Der Widerspruch zwischen Asyl und anderen Grundrechten auf der einen und der drohenden Überlastung durch eine rapid anwachsende Zahl von Flüchtlingen auf der anderen Seite sei nicht zu übersehen, erklärte Bundespräsident Fischer beim Benefizsuppenessen der Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö). Aber er sei nicht unlösbar.

Kein roter Teppich

Auch Kardinal Christoph Schönborn hoffe, dass diese Worte ein "starkes Echo finden und dass sie Mut machen". Fischer kritisierte, dass der Begriff Willkommenskultur offenbar zu einem Kampfbegriff geworden sei, „mit dem man den Eindruck erwecken will, dass Flüchtlinge wie Luxustouristen behandelt werden, die man nach Österreich einlädt und ihnen einen roten Teppich ausrollt, was aber weder in Deutschland noch in Österreich noch sonst wo der Fall ist“.

Vorsicht vor dem Dominoeffekt

"Wer vor Bomben und Terror flieht, den werden weder Obergrenzen, noch mehr Bürokratie, wie zum Beispiel Asyl auf Zeit, aufhalten“, bekräftigte auch Caritas Generalsekretär Bernd Wachter.  „Durch die Festlegung einer Obergrenze von 37.500 Flüchtlingen für 2016 wird Österreich einen Dominoeffekt auslösen. Die Menschen werden zwischen den EU-Ländern Griechenland und Kroatien in Serbien und Mazedonien stranden“, sieht Wachter die Zukunft der Flüchtlinge schwarz. Österreich müsse seine Verantwortung wahrnehmen und die Länder am Balkan verstärkt beim Aufbau eines Asylwesens unterstützen, das den Ansprüchen der Genfer Flüchtlingskonvention entspreche.

Die Lösung

Aber wie sieht die Lösung bzw. der Lösungsansatz aus? "Eine Lösung kann nur mit der Hilfe vor Ort beginnen. Direkte Hilfe für Flüchtlinge in den Nachbarländern Syriens rettet Leben und bewirkt, dass Menschen in der Nähe ihrer Heimat Sicherheit und Zukunftschancen haben", erklärt Wachter. Aktuell versorgen Caritas HelferInnen im Rahmen der Winterhilfe Flüchtlingsfamilien z.B. im Libanon mit Kleidung, Schuhen und warmen Decken. Zusätzlich werden die Familien mit Lebensmittelgutscheinen unterstützt. Aber vor allem Flüchtlingskinder brauchen jetzt dringend Hilfe, um in der Kälte, der Nässe und dem Schnee zu überleben. Denn: Seit Beginn des Krieges vor fünf Jahren sind mehr als 4,7 Millionen Syrer und Syrerinnen auf der Flucht, die Hälfte von ihnen Kinder.