Knapp 1,2 Millionen Menschen in Österreich gelten als armutsgefährdet, 450.000 Personen sind manifest arm, knapp 400.000 ohne Job. Besonders - nämlich doppelts so oft - von Armut betroffen sind Familien mit Kindern - insbesondere alleinerziehende, erklärte Caritasdirektor Walter Schmolly. Demnach sind rund 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen armutsgefährdet. Eine "soziale Wunde, mit der sich Politik und Gesellschaft nicht abfinden dürfen", findet Schmolly. Mit der Inlandshilfe greift die Caritas der Diözese Feldirch vielen VorarlbergerInnen unter die Arme.

Die Zahl der Hilfesuchenden in den Beratungsstellen „Existenz&Wohnen“ steige Jahr für Jahr an, zeigt Caritasdirektor Walter Schmolly fest, wie groß der Bedarf an Hilfe in Vorarlberg ist. Kein Wunder, die Wohnungspreise sind in den vergangenen zwei Jahren in Österreich um 15,1 Prozent gestiegen, immer mehr Menschen zählen zur Gruppe der "working poor", also Menschen, die trotz fixem Einkommen tiefer in die Armutsspirale rutschen. Seit der Gründung des Caritas-Bereiches Existenz & Wohnen 2011 sind nicht nur die KlientInnenzahlen sondern auch die Zahl der Personen, die Überbrückungshilfe brauchen, kontinuierlich gestiegen.

Weniger Druck dank Spenden
"Der Bedarf an kurzfristigen finanziellen Überbrückungen wächst und mit Spendengeldern aus der Inlandskampagne können wir den größten Druck aus der Situation nehmen", erklärt Fachbereichsleiter Michael Natter. Die Caritas versuche die Not mit verschiedenen Angeboten zu lindern, etwa durch materielle Unterstützung, mit Beratungsangeboten oder durch die Vermittlung von Wohnungen. Allein in den ersten drei Quartalen habe die Caritas mehr als 100 Wohnungen vermitteln können. Die Wohnkosten seien ein besonders wichtiger Faktor für die Schere zwischen Einkommen und Ausgaben, so Schmolly. Ein wirkungsvolles Angebot seien die Lerncafes für Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Armut sei sozial vererbbar, sagt der Caritas-Direktor. Über Armut zu sprechen, sei für viele Vorarlberger aber weiterhin ein Tabu. 

Familie und Kinder als Armutsfalle
Besonders von Armut betroffen sind Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern - schließlich sind Alleinerziehende mit 3.376 Personen die größte Gruppe, die die Bedarfsorientierte Mindestsicherung beziehen. In Österreich gelten 21 Prozent der Ein-Eltern-Haushalte als manifest arm, ihnen mangelt es am Nötigsten, sie haben Probleme die Heiz- und Wohnkosten zu decken. 21 Prozent der Klienten der Caritas arbeiten, können jedoch von ihrem Einkommen nicht leben. Grund seien oft geringe Wochenarbeitszeiten oder eine unregelmäßige Beschäftigung. Auch Familien mit mehreren Kindern sind besonders von Armut bedroht. Sowohl bei den Ein-Eltern-Haushalten als auch bei den Mehrpersonenhaushalten mit mindestens drei Kindern liegt die Armutsgefährdungsquote fast doppelt so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung. Die Caritas biete diesen Menschen sowohl Überbrückungshilfen wie Lebensmittelgutscheine als auch Sozialberatung an, so Schmolly.

Keine Konkurrenz
“Menschen in Not in Vorarlberg können auf die Caritas vertrauen”, meint Schmolly und betont, dass die derzeit dominierende Flüchtlingskrise nicht auf Kosten der Armen gehe.  “Da sag ich ganz einfach, das darf so nicht sein. Die Lasten, die natürlich durch die Flüchtlingssituation entstehen, müssen in der Gesellschaft fair verteilt werden”, will Schmolly eine Konkurrenz zwischen Flüchtlingen und Armen vermieden wissen.