Glücklich posiert die Frau im weißen Kleid mitten in der Beiruter Innenstadt. Es ist ihr Hochzeitstag. Plötzlich reißt es ihr im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen weg - 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat sind detoniert und haben die Stadt optisch in ein Kriegsgebiet verwandelt. Heimische Hilfsorganisationen bitten nun um Hilfe für Beirut.

Eines gleich vorweg: Der Braut geht es gut, sie hat das Unglück überlebt – im Gegensatz zu über 130 Menschen. Unzählige Videos zeugen von der Wucht, mit der die Explosion am Dienstagabend vergangener Woche in einer Lagerhalle des Hafens im Libanon sogar noch Fensterscheiben in 20 Kilometer Entfernung zerstört hat.

Tote, Verletzte und Obdachlose

Mindestens 137 Menschen wurden getötet, mehr als 5.000 weitere verletzt, Dutzende werden noch vermisst, weite Teile der Stadt sind zerstört. Schätzungsweise wurden bis zu 300.000 Menschen obdachlos. "In dieser unsicheren Situation sind die Auswirkungen der Explosion kaum noch zu erfassen, denn neben dem Verlust an Menschenleben und den strukturellen Schäden gilt es, ein Gefühl der Sicherheit nach diesem Schock zu geben", fasst Caritas-Präsident Michael Landau das Unglück zusammen.

Schon vor der Krise in der Krise

Die Katastrophe treffe ein Land, das sich durch eine verheerende Wirtschaftskrise und Corona sowieso schon am Rande des Abgrunds befinde, betont der Libanon-Experte des Hilfswerks "Initiative Christlicher Orient" (ICO), Stefan Maier. Schon zuvor sei der Libanon von wirtschaftlichen und politischen Krise, Gewalt, der Corona-Pandemie und den Folgen der gegen Syrien verhängten Wirtschaftssanktionen "in die Knie gezwungen worden". Der Caritas-Weltverband befürchtet eine weiter steigende Zahl von Toten und Verletzten, da bei den Explosionen giftige Gase freigesetzt wurden.

Es fehlt an allem

Die Krankenhäuser seien völlig überlastet. Unzählige Menschen wurden notgedrungen auf den Parkplätzen vor den Spitälern behandelt, "manchmal versucht man auch, Schwerverletzte in Krankenhäuser in andere Teile des Landes zu bringen, um dort zu operieren", so Maier. Mit Hilfe des lokalen Partners Caritas Libanon stellt die Caritas Betroffenen Notunterkünfte, Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygienematerial und andere Nothilfegüter zur Verfügung und unterstützt die Nothilfe mit 40.000 Euro. Auch psychologische Hilfe sei äußerst wichtig, betont Landau.

Der Libanon sei von Importen abhängig und mit dem Hafen von Beirut wurde die wichtigste Infrastruktur für Lieferungen zerstört. "Das wird den bereits bestehenden Mangel an Lebensmitteln sowie medizinischem Bedarf weiter verschärfen", warnte die Caritas-Expertin Claudia Prantl. Um den Betroffenen beizustehen, hat "Kirche in Not" Lebensmittelhilfen in Höhe von 250.000 Euro auf den Weg gebracht. Damit sollen vor allem arme Familien versorgt werden, die von der Detonation unmittelbar betroffen sind oder ihr Zuhause verloren haben, so das weltweit tätige katholische Hilfswerk. (red/kathpress)

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Bildcredit: Sebastian Baryli /flickr.com (CC BY 2.0)