45 von der Caritas in Vorarlberg betreute AsylwerberInnen machen aktuell eine Lehre. Österreichweit sind es sogar rund 900. Geht es nach der Bundesregierung, werden diese jungen Menschen in Zukunft zum Nichtstun verdammt, denn ihnen soll die Zugang zur Lehre verwehrt werden.

„Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, wie viel Sinn die Lehrausbildung für die asylwerbenden Personen und damit auch für die Gesellschaft macht. Anstelle des Vakuums, das entsteht, wenn asylwerbende Personen während dem Verfahren nur tatenlos zuwarten müssen, gibt die Lehre eine stabilisierende Tagesstruktur, sie verstärkt die Motivation rasch Deutsch zu lernen und sich fortzubilden, sie hilft Potenziale zu entfalten und schafft Beziehungen, die oftmals weit über die Arbeit hinausgehen und die Integration voranbringen“, spricht sich Caritasdirektor Walter Schmolly klar für die Lehre aus. Hinzu komme, dass Personen, die einen positiven Asylbescheid erhalten, durch die Lehre einen großen Vorteil in der nachhaltigen Arbeitsmarktintegration haben.

Asylverfahren verbessern

„Anstatt Möglichkeiten für asylwerbende Personen zu reduzieren, sollte die Bundesregierung dafür Sorge tragen, dass erstens die Asylverfahren rascher und qualitätsvoll geführt werden und zweitens die asylwerbenden Personen die Zeit ihres Asylverfahrens bestmöglich für das Deutschlernen und für Bildung nutzen können", so Schmolly.

Verdammt zum Nichtstun

Das Innenministerium verspreche seit Langem die Beschleunigung der Verfahren, schaffe das aber offenbar trotz stark abnehmender Antragszahlen nicht. „Es hilft wirklich niemandem, die jungen Menschen während dieser vielen Monate und teils mehreren Jahren zum Nichtstun zu zwingen. Im Gegenteil, die Bundesregierung verschärft damit ungelöste Problemlagen im Bereich des Asylwesens und der Integration. Die Fortsetzung findet diese Politik in der Streichung und Kürzung von AMS-Fördermaßnahmen für bleibeberechtigte Personen“, findet der Caritasdirektor klare Worte.

Worte, denen sich u.a. auch Caritas-Präsident Michael Landau, die Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung, asylkoordination österreich oder SOS Mitmensch anschließen.

„Ich appelliere an die österreichische Bundesregierung, jetzt keine überhasteten Entscheidungen zu treffen, sondern nach einer Nachdenkpause mit Unternehmen, Sozialpartnern und Lehrbetrieben doch noch zu einer sinnvollen und lebensnahen Regelung zu kommen. Als Orientierung könnte z.B. das deutsche Modell dienen", schlägt Landau vor.

Deutschland als Vorbild?

Dort erhalten Asylsuchende Lehrlinge eine Duldung für die Gesamtdauer der Lehre. Das gibt ihnen und den Ausbildungsbetrieben Rechtssicherheit. Nach erfolgreichem Lehrabschluss wird bei anschließender Beschäftigung ein Aufenthaltsrecht für zwei Jahre erteilt. Wer nach der Ausbildung nicht im Ausbildungsbetrieb weiterbeschäftigt wird, bekommt zur Arbeitsplatzsuche eine weitere Duldung für sechs Monate, um eine Arbeitsstelle zu suchen.