Oder umgekehrt: Geht es den Eltern gut, profitiert auch der Nachwuchs. Darauf konzentriert sich die heurige Inlandskampagne der Caritas.

625 Euro. So viel Geld kostet ein Kind im Schnitt im Monat, berechnete die Volkshilfe 2018. Als armutsgefährdet gilt, wer laut Arbeiterkammer monatlich mit einem Gesamteinkommen von weniger als 1.259 Euro Euro haushalten muss. Und um zu erkennen, dass diese beiden Zahlen kaum zusammenpassen, braucht niemand einen Taschenrechner.

Die Beratungsstelle „Existenz & Wohnen“ der Caritas Vorarlberg erlebt die Diskrepanz tagtäglich: 2.458 Haushalte mit 1.922 Kindern klopften heuer bereits an. Dringendste Fragen: die Existenzsicherung und der nach wie vor prekäre Wohnungsmarkt.

Alleinerzieher/innen stärken

„Einen speziellen Fokus legen wir in unserer Arbeit auf die am stärksten armuts- und ausgrenzungsgefährdete Gruppe – nämlich die der Alleinerziehenden“, erklärt Fachbereichsleiter Michael Natter. Mindestens jede dritte Alleinerzieherin sei arm oder von Armut bedroht. Betroffene stünden vor großen Herausforderungen sowohl im Familien-, als auch im Berufsleben. Neben dem täglichen Kampf um eine materielle Existenzsicherung sei auch leistbarer Wohnraum ein enormes Problem, denn die Chancen Alleinerziehender, gute Wohnlösungen, zu finden, seien nochmal schlechter als ohnehin.

Doris Müller leitet das „Haus Mutter&Kind“ in Feldkirch. Hier finden Mütter mit ihren Kindern ein Zuhause auf Zeit, wenn alle anderen Türen verschlossen sind. Die Hilfe für die momentan zwölf Frauen und 17 Kinder – ein weiteres Baby kommt im Dezember auf die Welt – zielt darauf ab, die Lebenssituation der jungen Familien zu ordnen und zu schauen, welche Schritte gesetzt werden müssen. „Es geht darum, Ressourcen zu aktivieren und den Lebensmut der Frauen wieder zu stärken“, erzählt die Stellenleiterin. „Geht es der Mama gut, profitieren auch die Kinder davon.“ Der Bedarf steigt: 28 Mütter mit insgesamt 38 Kindern haben heuer nach Krisensituationen bereits ein vorübergehendes Zuhause im „Haus Mutter&Kind“ gefunden. Im vergangenen Jahr gab es eine Steigerung von 17 Prozent gegenüber 2017.

Zemm sto!

Caritasdirektor Walter Schmolly ist sich sicher, dass „die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sich wünschen, dass jedes Kind in unserem Land faire Chancen hat. Die Menschen sind auch bereit, sich in diesem Sinne für ein Miteinander in Vorarlberg zu engagieren, das gerade benachteiligten Kindern hilft. Das wissen wir aus tagtäglichen Gesprächen, aber auch aus Befragungen“ Sowie aus der Bereitschaft vieler, sich ehrenamtlich zu engagieren. Für die Caritas ist der Einsatz von Freiwillige gerade im sozialen Miteinander unverzichtbar: So unterstützten 68 Freiwillige die Lerncafés und 10 das Haus Mutter&Kind. Als SozialpatInnen stehen insgesamt 267 Frauen und Männer Familien in Krisensituationen zur Seite.

„Das Thema nimmt auch die politisch Verantwortlichen in die Pflicht“, appelliert Schmolly. Dass tausende Kinder in einem so reichen Land keine fairen Chancen hätten und ihre Potenziale nicht entfalten können, sei für die Menschen nicht nachvollziehbar und für die Gesellschaft als Ganzes ein Problem. „Man muss hier gar nicht die großen Themen wie den sozialen Frieden bemühen, es reicht schon der Blick auf den Fachkräftemangel in den Unternehmen“, glaubt der Caritasdirektor. „Konkret sind die neue Bundes- und Landesregierung gefordert in der Ausgestaltung der Sozialhilfe, der Weiterentwicklung des Bildungssystems im Sinne der sozialen Mobilität, bei der Ermöglichung von leistbarem Wohnraum aber auch von leistbarem und gesundem Essen für jede Familie und jeden Haushalt.“ Gerade der Blick auf Kinder und Familien zeige, wie sehr soziale, ökologische und wirtschaftliche Fragen ineinander greifen und eine sinnvolle Entwicklung nur im Zusammenklang dieser drei Bereiche möglich ist, ist der Caritasdirektor überzeugt.

Wir alle sind gefordert

„Die Armut und Armutsgefährdung von Kindern mitten in unserem wohlständigen Land fordert uns alle“, erinnert Schmolly. In diesem Sinne setze die Caritas Vorarlberg in den nächsten Monaten besondere Schwerpunkte. Dazu zählen der Ausbau der drei neuen Lerncafé-Standorte in Feldkirch, Bludenz und Wolfurt und die geplante Erweiterung des „Haus Mutter&Kind“. „Der wachsenden Zahl von Kindern aus Familien, die in unseren Beratungsstellen ‚Existenz und Wohnen‘ vorsprechen, werden wir zusätzlich zur Sozialberatung auch mit finanziellen Überbrückungshilfen unter die Arme greifen müssen. Damit all das möglich ist, bitten wir die Bevölkerung um Unterstützung durch Spenden und wir sind unendlich dankbar für Menschen, die sich als Freiwillige engagieren.“

So können Sie helfen:

Kennwort „Inlandshilfe: IBAN AT32 3742 2000 0004 0006
Online-Spenden: www.caritas-vorarlberg.at

Quelle: Caritas Vorarlberg / red