"Young Carers" - so nennt man Kinder und Jugendliche, die ihre kranken und pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause pflegen (müssen). Wer glaubt, dass das nur eine kleine Minderheit ist, den belehren die Zahlen eines besseren: 43.000 Minderjährige zeigen, "dass Pflege längst nicht für alle Menschen leist- und verfügbar ist", so Caritas Präsident Michael Landau. Und dass ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Entlastung dieser Pflegenden nötig sei.

Eigentlich ist es ja eine Schande das extra betonen zu müssen, aber "Kinder sind keine Pflegekräfte", strich Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich, hervor. Dennoch pflegen 43.000 Minderjährige zuhause ihre Familienmitglieder. Ein Skandal, findet Caritas Präsident Michael Landau: "Wenn in Österreich 43.000 Kinder und Jugendliche Familienangehörige zuhause pflegen, dann ist das auch ein Beweis dafür, dass Pflege in unserem Land längst nicht für alle Menschen leist- und verfügbar ist". Die "Lösung"? Ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Entlastung dieser Pflegenden.

Größter Pflegeanbieter im Lande
In Österreich gibt es mittlerweile 454.000 Pflegegeldbezieher. Knapp 80 Prozent werden von ihren Angehörigen zuhause gepflegt. Das mache die Angehörigen zu den "eigentlichen Pflegekräften der Nation" und somit zum "größten und wichtigsten Pflegeanbieter im Lande", so Landau. Zwar sei er froh darüber, dass die Politik das Problem nun offensiv angehen möchte, aber: "Das Thema an Schulen zu plakatieren, wird nicht genügen." Die Politik solle für ein echtes Maßnahmenpaket sorgen, das pflegende Angehörige entlastet.

Drei Forderungen
Konkret forderte Landau: "Es geht einerseits darum, dass der Pflegefonds über 2016 hinaus verlängert und zu einem gemeinsamen Steuerungsinstrument für den gesamten Pflegebereich weiterentwickelt wird. Zweitens müssen rasch zusätzliche Entlastungsangebote für pflegende Angehörige geschaffen und drittens das Pflegegeld für die Betroffenen selbst erhöht werden." Angesichts des Wertverlustes von 30 Prozent seit Einführung der Leistung 1993 brauche es mehr als die angekündigte Erhöhung von zwei Prozent ab 2016.

Dringend nötig seien leistbare Entlastungsdienste für pflegende Angehörige, die tage- oder stundenweise unterstützend zur Seite stehen. Die 24-Stunden-Betreuung sei zwar ein wichtiger Baustein in der Pflege, doch die "Lücke die zwischen den Angeboten der mobilen Dienste und der 24-Stunden-Betreuung klafft, ist groß".

Pflegestufen
Besorgt zeigte sich der Caritas-Präsident über den mit 1. Jänner in Kraft getretenen, erschwerten Zugang zu den Pflegestufen 1 und 2. "Das ist angesichts der heute bekannt gewordenen Zahl das falsche Signal." Immerhin sei der öffentlich geförderte Zugang zu Sachleistungen, wie zum Beispiel der Heimhilfe, erst mit der Bewilligung des Pflegegeldes gegeben. Knapp 30 Prozent der Klienten der mobilen Dienste der Caritas befänden sich heute in den ersten beiden Pflegestufen. (red/kathpress)