Wo uns nichts mehr trennt, da gibt es auch keine Ausgrenzung. Doch die Angst vor dem Fremden beginnt meistens in uns selbst... Gedanken zum Sonntag der Völker 2019 von Aglaia Poscher-Mika.
Was befremdet uns, wo fühlen wir uns fremd - nicht willkommen, am falschen Ort?
Zugehörigkeit verleiht uns das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Diese Gefühle sind eine lebenswichtige Grundlage, ohne die kein Mensch gut überleben kann. Daher ist es mehr als ein Akt der Nächstenliebe, Fremden ein neues Zuhause zu schenken. Wir schenken ihnen damit auch das Gefühl, am richtigen Ort zu sein und das Leben selbst gestalten zu dürfen. Wer wünscht sich das nicht?
Aus Liebe.
Jesus hat sich durch sein Leiden ohne Widerstand allen Menschen hingegeben. Er hat nicht die Qualen der bösen Menschen über sich ergehen lassen, um die guten Menschen zu erlösen. Nein, er hat alle Menschen so sehr geliebt, dass er ihnen in allem, was sie tun, widerstandslos nahe sein wollte: Auch denen, die gerade feige sind und die Wahrheit leugnen. Auch denen, die tatenlos zuschauen, obwohl sie helfen könnten. Auch denen, die gerade Gewalt anwenden. Er wollte allen nah sein, aus reiner, göttlicher Liebe.
Oft denken wir, wir müssen uns vor etwas schützen. Insbesondere Fremdes, Ungewohntes und Ungeplantes ruft oft einen Widerstand in uns wach. Doch sind wir wirklich stark, wenn wir uns abgrenzen und wehren? Können wir Gott nahe sein, während wir andere ausgrenzen?
Wir können nur gewinnen!
Vielleicht haben wir auch Angst, etwas zu verlieren, wenn wir uns nicht wehren. Doch kann uns ein anderer Mensch durch seine Andersartigkeit wirklich etwas wegnehmen – unsere Sicherheit, unsere Würde oder unseren guten Ruf? Vielleicht werden wir sogar etwas gewinnen, wenn wir loslassen und auf Gott vertrauen. Vielleicht muss sogar etwas in uns zu Grunde gehen, damit wir ganz zu einem Leben in Gott erwachen können.
Dann ist nichts mehr fremd. Dann sind wir ganz mit Gott verbunden – und unsere Mitmenschen spüren das auch.