„Die zweite Missernte in Folge treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe. Viele Familien haben nur noch jeden zweiten Tag etwas zum Essen. Und der Preisanstieg macht auch vor der Tür unseres Waisenhauses nicht halt.“

Walter Greußing

Dies musste der Leiter der Adventspendenaktion „Bruder und Schwester in Not“ bei seinem Besuch im November in Katete, Diözese Mzuzu, im südostafrikanischen Malawi feststellen. Dort führt der Orden der Rosenkranzschwestern auch mit finanzkräftiger Unterstützung aus Vorarlberg seit Jahren erfolgreich ein Waisenhaus. „Hier werden über 200 Waisenmädchen betreut und erfahren so wieder menschliche Wärme und Fürsorge“, erzählt die Leiterin Sr.  Elisabeth.

Armut ständiger Gast
In Malawi braucht die Bevölkerung trotz ihrer Armut bei normalen Ernten nicht zu hungern. Denn über 90 Prozent leben direkt oder indirekt von der Landwirtschaft. Gleichwohl müssen drei von vier Bewohnern mit weniger als 1,25 Dollar am Tag auskommen, leben also unter der Armutsgrenze. Neun von zehn Einwohnern haben keine zwei Dollar am Tag zur Verfügung. Wenn es allerdings zu Ernteausfällen und in der Folge zu enormen Verteuerungen bei den Lebensmitteln kommt, wird die Lage für die Menschen schnell prekär.

Klimawandel trifft Unschuldige
Letztes Jahr kam es nach schweren Regenfällen zu den schlimmsten Überschwemmungen seit 30 Jahren, die die Anbauflächen verwüsteten. Heuer dagegen hat eine lang anhaltende Dürre und ganz im Norden wie zum Hohn erneuter Starkregen bis zum Totalausfall der Ernte geführt. Eine Katastrophe nicht nur für die bäuerliche Bevölkerung. „Es ist paradox, dass der Klimawandel offensichtlich die besonders trifft, die am wenigsten daran schuld sind“, kommentiert Fröhlich, der an der HLW  Rankweil Geographie unterrichtet.

Preisanstieg ohne Ende 
Mais, das Hauptnahrungsmittel, muss daher wie im Jahr davor wieder aus dem Ausland eingeführt werden. Bezahlen können ihn allenfalls die wenigen Bessergestellten. Die überwiegende Mehrheit ist zum Hungern verdammt. „Der 50-kg-Sack Mais kostet beim Billigstbieter, einer staatlich belieferten Genossenschaft, bereits doppelt so viel wie noch vor einem Jahr“, haben die Schwestern Fröhlich informiert. Der Preis von momentan 19.000 Kwacha, umgerechnet 24,77 Euro - entspricht dem durchschnittlichen Monatseinkommen. Und er steigt bis zur nächste Ernte sicher weiter. Was nicht zuletzt an der Inflation liegt, die seit der Wechselkursfreigabe der malawischen Währung im Jahr 2012 bei jährlich über 20 Prozent liegt (2014: 24,4%; 2015: 22,2%).

Hoffnung statt Verzweiflung
Diese dramatische Entwicklung wirkt sich unvermeidlich auch auf die Versorgung der Waisenkinder  und der Schulkinder der Primar- und Sekundarschule der Schwestern aus. Zudem klopfen täglich immer mehr Hungernde aus der Umgebung bei den Schwestern um Hilfe an. Der Orden ist einmal mehr die letzte Hoffnung der Verzweifelten. „Aber die Schwestern benötigen unsere Hilfe, um die Kinder ernähren und darüber hinaus helfen zu können“, unterstreicht der Aktionsleiter. Dass er den Schwestern einen Scheck über 30.000 Euro für genau diese Zwecke von der Vorarlberger Landesregierung mitgebracht hat, ist für die Schwestern wie ein vorzeitiges Weihnachtswunder, das sie einmal durchatmen lässt in der Sorge um die Kinder und notleidenden Mitmenschen.

Die Zukunft sichern
Waisenkinder benötigen aber nicht nur ein sicheres Obdach und menschliche Zuwendung, sondern auch eine Zukunftsperspektive, sprich eine Schulbildung. Auch dafür ist vorgesorgt, sie können die zugehörige Primarschule der Schwestern und danach eine Sekundarschule besuchen. Wie wertvoll das ist, versteht man erst, wenn man sich vor Augen hält, dass in dem bitterarmen Land nur 59 Prozent der weiblichen Bevölkerung lesen und schreiben können. Bei der männlichen sind es immerhin 73%.
„Dass die Regierung den Schwestern ein kleines Verwaltungsgebäude errichtet hat, bedeutet nicht nur eine staatliche Anerkennung ihrer Arbeit. Dadurch wurde auch Raum für weitere Klassen frei“, freut sich der Aktionsleiter. In Malawis Primarschulen kommen auf einen meist schlecht ausgebildeten Lehrer 74 Schüler, in der Sekundarstufe immer noch 42. Das führt zu hohen Durchfallquoten in den achtjährigen Primarschulen mit einer durchschnittlichen Klassengröße von 108 Schülern. Solche Riesenklassen können vielfach nur noch im Freien unterrichtet werden.  Besser sieht es da nur in Privatschulen aus, die aber Schulgeld kosten. In diesem Zusammenhang schickt Fröhlich ein herzliches Dankeschön nach Liechtenstein. Von dort stammt die großzügige Ausstattung der Primarschule mit neuen Schulmöbeln.

Besonderes College-Abkommen
„Einzelne Sondersponsoren finanzieren handverlesenen Schülerinnen nach der Sekundarstufe sogar ein 1000 bis 1400 Euro teures College-Studium. Als Gegenleistung verpflichten sich die  Absolventinnen, fünf Jahre lang 20% ihres künftigen Lohnes den Schwestern zu überweisen“, kann Fröhlich berichten. Dank dieser Form einer Umwegrentabilität sind die hohen Collegekosten für die Wohltäter vertretbar geworden.
„Die Spenden für die Adventaktion haben eine notwendende Wirkung  für die Brüder und Schwester in Not, heuer insbesondere für Schwesterchen und jugendliche Schwestern“, versichert Markus Fröhlich.  Außer in Katete in Südostafrika kommen Spenden auch Waisenkindern in Slums von Kenias Hauptstadt Nairobi und in einem Projekt in Indien zugute.

Wohl und Wehe
sind wetterabhängig

Malawi ist ein nahezu reiner Agrarstaat. Und damit extrem abhängig vom Wetter. Dürre oder Überschwemmungen bedrohen gleichermaßen die Ernte. Eine schlechte Maisernte bedeutet für die armen Bauernfamilien Hunger. Verstärkt wird das Elend durch den Ausfall bei der Tabakernte, dem wichtigsten Devisenbringer des Landes. Ohne diese Einnahmen fehlt das Geld für die Einfuhr von Benzin, Diesel und Medikamenten. Verknappung heißt Verteuerung, was vor allem beim Treibstoff fatal ist. Denn das treibt alle Transportkosten in die Höhe.

Malawi zählt seit langem zu den ärmsten Ländern der Erde. Von 188 Staaten lag es entwicklungsmäßig 2015 nur auf Rang 173, immerhin einen Rang besser als im Vorjahr. Den Alltag der allermeisten der ca. 17,9 Mio. Einwohner prägen Armut, Krankheit und geringe Bildung. Zugang zu Strom haben nur 8% der Bevölkerung und fast 10% haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Offiziell gelten ca. 8% der zwischen 15- und 49-Jährigen als HIV-positiv, doch UNICEF geht von deutlich höheren Schätzungen aus. Es gibt rund 190.000 Aidswaisen laut Volkszählung, das sind 2,8% aller Kinder unter 18 Jahren.

Umweltschonend
und sparsam kochen 

Die Brennholzgewinnung der überwiegend bettelarmen Menschen führt zur fortschreitenden Entwaldung, dem größten ökologischen Problem in Malawi. Ein neuer Ofen für das Waisenhaus in Katete erleichtert nicht nur das Kochen, er benötigt vor allem zwei Drittel weniger Brennholz. Eine doppelt wirksame Investition, die beim Sparen hilft und den Baumbestand schont.

Weitere Projekte

  • die Arbeit von Bischof Erwin Kräutler in Brasilien
  • die neu zu errichtende Geburtenstation in Malambo / Malawi
  • Brunnen- und Landwirtschaftsprojekte in Diapaga / Burkina Faso
  • eine Kinderbetreuungsstätte in der Mongolei
  • ein Ausbildungs- und Rehabilitationsheim für AIDS-Kranke und Waisen in Indien


BSIN_LogoDas verletzte Herz

... bedarf der Heilung. Das Symbol der Adventaktion ruft uns auf, unser Herz gegenüber der Not von Schwestern und Brüdern zu öffnen.   

Ihre Spende kommt an

Das österreichische Spendengüte-siegel muss jedes Jahr neu beantragt werden. Es garantiert, dass Ihre Spenden sachgerecht eingesetzt werden. Spenden können beim Finanzamt geltend gemacht werden (SO 1434).

Spendenkonto für „Bruder und Schwester in Not“:
Sparkasse Feldkirch, BIC: SPFKAT2BXXX, IBAN: AT23 2060 4000 0003 5600

(aus dem KirchenBlatt Nr. 49 vom 8. Dezember 2016)