Mit deutlichen Worten hat sich der Papst bei seinem Besuch in Kenia mit den benachteiligten Menschen in den Slums der Hauptstadt Nairobi solidarisiert. In seinem Sinn setzt sich „Bruder und Schwester in Not“ für die Schwächsten von ihnen ein: die Straßenkinder.

Walter Greussing

Papst Franziskus war vom 25. bis 30. Dezember auf einer Apostolischen Reise in drei afrikanischen Staaten unterwegs. Erste Station war Kenia. Er, der unablässig dazu aufruft, sich den Benachteiligten am Rande der Gesellschaft zuzuwenden, nutzte - man ist bei seinem Selbstverständnis des Papstamtes geneigt zu schreiben: „selbstverständlich“ - die sich anbietende Gelegenheit: Er ging zu Menschen am Rande und hatte dafür den Slum Kangemi mit über 100.000 Bewohnern ausgesucht. Beispielhaft, denn in Nairobi leben 55 Prozent von den mehr als drei Millionen Einwohnern zusammengepfercht auf fünf Prozent der Fläche in Elendsvierteln. Wobei Behörden und Politiker sich schon sprachlich von diesem Elend distanzieren und die für sie offensichtlich unappetitliche Bezeichnung „Slum“ vermeiden und lieber unfassbar verharmlosend von „informellen Siedlungen“ sprechen.

Ungerechtigkeit angeprangert
Franziskus hingegen nahm sich kein Blatt vor den Mund: „Wie könnte ich die Ungerechtigkeiten, die ihr erleidet, nicht anprangern!“ Er nannte die dort herrschenden Lebensverhältnisse eine „abscheuliche Ungerechtigkeit der städtischen Ausgrenzung“. Zugleich weigerte er sich das Los der Benachteiligten als schicksalhaft gegeben hinzunehmen. Für ihn sind die Elendsviertel „Wunden, die Minderheiten verursachen, welche Macht und Reichtum konzentrieren und egoistisch verschwenden, während wachsende Mehrheiten sich in verwahrloste, verseuchte, ausgesonderte Randzonen flüchten müssen“.

Wie Zuhause
Für die, „bei denen er sich wie zu Hause fühlt“, forderte Franziskus eindrücklich Verbesserungen: Für jede Familie eine würdige Wohnung, Zugang zum Trinkwasser, ein Bad, sichere Stromversorgung und für jedes Viertel Wege, Plätze, Schulen, Krankenhäuser, Sportplätze, Erholungszonen und Raum für Kunst, Frieden und Sicherheit. Die Vision des Papstes: Eine städtebaulich menschenwürdige Eingliederung der dann ehemaligen Elendsviertel in die Stadt.

Gefährdete Jugend
Der Papst sprach nicht nur „das schwerwiegende Problem des mangelnden Zugangs zu Infrastrukturen und Serviceleistungen“ an, sondern kritisierte auch die besondere Gefährdung der Kinder und Jugendlichen: „Der Kontext von Gleichgültigkeit und Feindseligkeit, unter dem die Armenviertel leiden, verschlimmert sich, wenn sich die Gewalt einbürgert und die kriminellen Organisationen im Dienst von wirtschaftlichen oder politischen Interessen Kinder und Jugendliche als ‚Kanonenfutter‘ für ihre blutigen Machenschaften benutzen. Ich kenne auch die Leiden der Frauen, die heldenhaft kämpfen, um ihre Söhne und Töchter vor dieser Gefahr zu schützen.“

Wohnraum Straße
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen bezeichnet als „Straßenkinder“ solche Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, für die die Straße zum Lebensmittelpunkt geworden ist. Für die Betroffenen ist es dabei sicher zweitrangig, ob sie zu den „Kindern auf der Straße“ zählen oder zu den „Kindern von der Straße“. Für alle stellt sich täglich die existentielle Frage Nummer eins: „Was esse ich heute?“ Der ersten Kategorie stellt sich wenigstens die zweite Hauptfrage nicht (immer): Wo schlafe ich? Denn die Gruppe derer von der  Straße kann zum Schlafen nachts noch nach Hause gehen. Die anderen schlafen vielfach am Tag, weil es in der Nacht viel zu gefährlich wäre. Denn: „Wo finde ich Sicherheit und wem kann ich trauen?“ Auch diese Frage brennt Straßenkindern Tag für Tag unter den Nägeln und verursacht zusätzlichen Dauerstress.

Kinderarbeit
Wenn es daheim nichts zu essen oder gar kein Zuhause mehr gibt, muss man auch als Minderjähriger Geld verdienen oder sich sonst wie Essbares beschaffen. In besseren Fällen gelingt das als Straßenverkäufer von Süßigkeiten, als Straßenmusiker, Lastenträger, Schuhputzer,  Müllsammler, Zirkuskünstler u.a.m. Doch viel zu häufig bleiben nur Diebstahl, Prostitution oder der Vertrieb von Drogen. In der Regel unterernährt und deswegen fast ständig krank, vernachlässigt und misshandelt von Kindesbeinen an und ohne realistische Aussicht auf ein besseres Leben, fliehen viele Straßenkinder aus ihrem Elend in Rauschzustände. Herbeigeführt werden sie durch das gesundheitsschädigende Schnüffeln von Klebstoffen und dergleichen oder durch Alkohol.

Ausweg eröffnen
„Die Not der Straßenkinder blieb uns Schwestern vom Kostbaren Blut nicht verborgen, lag doch unser Konvent in unmittelbarer Nähe eines Elendsviertels“, hatte Sr. Maria Pacis Vögel aus Schwarzenberg über den Anstoß zum Start des Projektes „Amani“ bereits im Jahr 1987 berichtet. Die 2010 verstorbene Oscar-Romero-Preisträgerin begann mit der Ausspeisung von rund 350 Kindern zunächst noch unter einem Blechdach und baute ein Rehabilitationszentrum und eine Volksschule. Im Zentrum konnten und können willige Kinder und Jugendliche sozusagen ihre Kinderstube nachholen und in der Schule erhalten seither 200 Kinder ihre erste Schulbildung. Was womöglich noch mehr zählt, ist die mütterliche Zuwendung und menschliche Wärme von Seiten der Schwestern für Kinder, die nie Angenommensein und Wertschätzung erfahren haben. „Ihre Spende sichert den Fortbestand von ‚Amani‘ dem Hoffnungsträger für die Straßenkinder. Und sie hält das Andenken an Sr. Pacis hoch“, so der Aktionsleiter von „Bruder und Schwester in Not“, Markus Fröhlich.

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Schwestern aus Malawi  feiern Gottesdienste mit

Eines der Erfolgsprojekte von „Bruder und Schwester in Not” ist das Schulzentrum der Rosary Sisters in Katete im ostafrikanischen Malawi.  Ordensmitglieder werden im Rahmen von Gottesdiensten von ihrer segensreichen Arbeit berichten und sich für die Vorarlberger Unterstützung bedanken. Daneben werden die Schwestern auch Schulen besuchen.

Sa 12. Dezember, 18.30 Uhr, Pfarrkirche Hohenems-St. Konrad.
So 13. Dezember, 9.30 Uhr, Dom St. Nikolaus, Feldkirch.

Weitere Projekte

  • die Arbeit von Bischof Erwin Kräutler in Brasilien
  • die neu zu errichtende Geburtenstation in Malambo/Malawi
  • Brunnen- und Landwirtschaftsprojekte in in Diapaga / Burkina Faso
  • eine Kinderbetreuungsstätte in der Mongolei
  • Ausbildungs- und Rehabilitationsheim für AIDS-Kranke und Waisen in Indien

Spenden kommen an

Die Adventopfer kommen jenen Menschen  zugute, für die sie erbeten wurden. Dafür verbürgen sich die Partner von „Bruder und Schwester in Not” aus Vorarlberg wie Bischof Erwin Kräutler oder bewährte kirchliche Orden wie die Rosary Sisters in Malawi.
Zudem garantiert das Österreichische Spendengütesiegel eine transparente und ordnungsgemäße Verwendung der Spenden. Denn nur wenn sich dies bei der jährlichen Prüfung durch die Kammer der Wirtschaftstreuhänder bestätigt, erhält die Spendenorganisation (wieder) das Gütesiegel.
Ihre Spende ist beim Finanzamt in der Arbeitnehmerveranlagung bzw. in der Einkommenssteuererklärung absetzbar (SO 1434).

Spendenkonto für „Bruder und Schwester in Not”:
Sparkasse Feldkirch, BIC: SPFKAT2BXXX
IBAN: AT23 2060 4000 0003 5600

(aus dem KirchenBlatt Nr. 50 vom 10. Dezember 2015)