Die Teilnahme von afrikanischen Gruppen an der Welt-Gymnaestrada im Juli war ein außergewöhnliches Ereignis, auch für Rosa Schnetzer. Zur Vorbereitung reiste die Schlinserin nämlich im Herbst 2018 als Trainerin nach Nairobi zum Projekt der „Missionary Sisters of Precious Blood“, das von „Bruder und Schwester in Not“ unterstützt wird. Über ihre Erfahrungen im Süden und den Besuch der jungen Kenianer/innen erzählt sie im KirchenBlatt-Gespräch.

Rosa, die Gymnaestrada liegt nun schon zwei Monate zurück. Hast du noch Kontakt mit Jugendlichen aus Kenia?
Rosa Schnetzer: Ja, ich habe noch mit zwei, drei Jugendlichen, die ein Handy haben, Kontakt. Sie fragen mich immer, wann ich wieder einmal nach Kenia komme.

Du warst im Herbst 2018 in Nairobi und hast mit den Jugendlichen trainiert. Wie hast Du diese Reise erlebt - was war schwierig, was war schön?
Schnetzer: Schwierig war es, als wir durch die Slums gelaufen oder gefahren sind. Zu sehen, wie sie dort Tag für Tag leben und wohnen. Das Schöne war, wie die Kinder trotzdem eine Freude an allem haben. Wir sind zum Beispiel an zwei Kindern vorbeigefahren, die einen Autoreifen als Trampolin verwendet haben und im Müll gelandet sind, weil es dort weicher war zum Landen. Aber sie hatten eine Mega-Freude an allem und lachten. Sie machen aus dem, was sie haben, das Beste. 

Hat dich die Reise verändert?
Schnetzer: Wenn man zurückkommt, denkt man einfach anders. Etwa so: „Die in Kenia würden das jetzt so machen oder würden sich über dieses oder jenes freuen.“ Es ist schade, dass man nach einer gewissen Zeit dann wieder in die Routine reinkommt. Aber klar hat es einen verändert, das mit eigenen Augen zu sehen. Es schaut zwar aus wie auf den Bildern, die man sonst so sieht, aber weil man dann auch alles riecht und alles von selbst mitbekommt, nimmt das einen schon mit. Wenn ich jetzt sehe, dass etwas weggeworfen wird, denke ich: Die in Kenia hätten gerne, was wir hier wegwerfen.

Wie habt ihr euch hier im Ländle mit den Kenianer/innen verstanden?  
Schnetzer: Wir haben uns super verstanden. Die, die nicht so gut Englisch können, haben sich teilweise sogar besser verstanden, weil sie einfach auf sie zugingen. Auch wenn sie nicht miteinander reden konnten, haben sie sich einfach irgendwie verstanden. Das Trommeln, das Tanzen - das hat uns natürlich auch zusammengebracht. 

Gab es auch Unterschiede?
Schnetzer: Ja, es gibt immense Unterschiede. Für uns ist es normal, Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken - und die Jugendlichen aus Kenia haben sich das am Anfang gar nicht getraut. Bei ihnen ist auch der Umgang mit der Zeit lockerer, sie schauen nicht so auf die Zeit wie wir - sie kommen später, und bleiben länger ...

Was denkst du, hat die Reise bei den jungen Leuten aus Kenia bewirkt?
Schnetzer: Ich hatte am Anfang Bedenken, weil ich mir dachte: Sie waren noch nie an einem anderen Ort als dort, wo sie aufgewachsen sind. Wenn sie dann sehen, wie wir wohnen und wie es sein könnte - ob sie dann über das Eigene nicht schlechter denken. Aber sie sagen jetzt, dass sie sich zuhause wie Stars fühlen. Ich glaube, dass das alles in allem voll gut gepasst hat. «

Die Fragen stellte Patricia Begle

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 38 vom 19. September 2019)