Drei Schülerinnen aus Vorarlberg haben für ihre Diplomarbeit ein ganz besonderes Thema gewählt. „Gymnaestrada-Eine andere Art der Globalisierung.“ Der Focus richtet sich dabei auf eine Mädchen-Gruppe aus Malawi. Bei einem Arbeitsbesuch in der Schule in Nkhamenya lernten die Oberländerinnen Land und Leute kennen und schätzen.

Petra Baur

Begonnen hat alles durch einen Zufall. Katrin Romer, Vanessa Dörn und Tabatha Oggertschnig aus der HLW in Rankweil waren auf der Suche nach einem passenden Thema für ihre Diplomarbeit. Die Verbindung zu Afrika war durch den Geographieunterricht bei Markus Fröhlich von Bruder und Schwester in Not  und über die Gymnaestrada gegeben. 2019 findet das Turnfestival ohne Leistungsdruck in Vorarlberg statt. Mit dabei auch eine Mädchen Gruppe aus der Girls Secondary School aus Nkhamenya. Junge Mädchen, die ansonsten keine Chance auf Bildung haben lernen in der Schule neben den klassischen Bildungsfächern auch kaufmännische und hauswirtschaftliche Fächer. 15 Schülerinnen werden ihr Land bei der Gymnaestrada vertreten. Übernachten werden die afrikanischen Mädchen in der HLW in Rankweil.

Für ihre Diplomarbeit führten die Mädchen zahlreiche Interviews in der Girls Secondary School in Malawi. „Wir wollten u.a wissen, was sie von der Globalisierung halten. Auch was sie meinen, was ihnen helfen könnte,“ erklärt Katrin Romer. Außerdem studierten sie mit den 15 jungen Afrikanerinnen einen Flashmob ein, der dann bei der Gymnaestrada getanzt wird. Auch diverse Workshops standen auf dem Programm.

Im Gepäck der 18-Jährigen Mädchen war auch ein Scheck über 8.413,- Euro. Das Geld hatten sie bei einem Stundenlauf gesammelt. „Es war uns wichtig, dass das Geld direkt in den Schulalltag fließt. Das damit Schulutensilien, Computer und Bücher gekauft werden, “ betont Tabatha Oggertschnig. „Die Menschen waren extrem gastfreundlich und offen. Es war spannend, so nah an die Menschen zu kommen und zu erfahren, wie sie leben.“ ergänzte Katrin Romer.

Neben den vielen positiven Erfahrungen und den fröhlichen Bildern der Gastfreundschaft hat sich auch das Bild der Armut bei den 18-Jährigen eingeprägt- „Ich habe gemerkt, es gibt kaum Firmen, wo sie arbeiten können, es fehlt an Bildung. Es gibt zu wenig Schulen. Es gibt zu wenig Unterstützung vom Staat. Die Menschen haben nichts zu tun. Der Müll wird abends einfach verbrannt. Der beißende Geruch von verbranntem Plastik hängt dann in der Luft", schildert Tabatha die Schattenseiten. Auch die Infrastruktur kann nicht mit Europa verglichen werden. So gibt es in Malawi so gut wie keine geteerten Straßen. Auf holprigen Schotterpisten in von Europa ausrangierten Autos ist jede Fahrt ein kleines Abenteuer. Umso verständlicher,  dass vor jeder Fahrt erst einmal ein inniges Gebet gesprochen wird.

ZUR SACHE

Jahrelanges Engagement

Malawi ist ein Binnenstaat in Südostafrika, der 1964 seine Unabhängigkeit erlangte. Etwa 19 Millionen Einwohner leben in Malawi. Die Hauptstadt ist Lilongwe. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von einem US-Dollar pro Tag. Eine Frau bringt in ihrem Leben durchschnittlich 6 Kinder zur Welt. 11,9 % der Erwachsenen (15–49 Jahre) sind HIV-positiv (Stand 2008). Da vor allem junge Menschen betroffen sind, hat dies enorme ökonomische Konsequenzen.

Bruder und Schwester in Not engagiert sich seit über 15 Jahren in Malawi. Neben der Girls Secondary School in Nkhamenya werden zahlreiche weitere Projekte wie eine Buschambulanz in Malambo, eine Primary School und ein Waisenheim in Katete, ein Kindergarten in Lilongwe und die Krankenstation St. Annes Health Center in Karonga unterstützt. Das ist nur möglich durch die finanzielle Unterstützung von zahlreichen Vorarlbergern. So konnte u.a Dank der großzügigen Spende von Emil Nachbaur im Juni 2018 die komplette Wasserversorgung der Nkhamenya School erneuert nachhaltig gesichert werden.

Lebensrettende Unterstützung ist auch jetzt dringend nötig, da der Regen heuer zu unterschiedlich verteilt war. Damit verbundene Ernteausfälle haben gravierende Auswirkungen auf die Bevölkerung. Auch auf die 460 Schülerinnen der  Girls Secondary School aus Nkhamenya . In dem Schulgarten konnten nur 20 Säcke Mais statt wie üblich 280 geerntet werden. Bruder und Schwester in Not hilft auch jetzt wieder direkt vor Ort in Nkhamenya.

(Artikel aus dem KirchenBlatt Nr. 38 vom 20. September 2018)