Gedanken zu Ostern - Von Bischof Benno Elbs

Ist Ostern mehr als ein nettes, unbeschwertes Frühlingsfest? Wir leben ja in Wohlstand, genießen Freiheit und Sicherheit, haben Konsum und Unterhaltung in Fülle. Freilich zeigen sich auch Sorgen, Verunsicherung, Arbeitslosigkeit, Armut, Flucht, Krisen und Kriege. Und gleichzeitig sehen wir auch viele Zeichen von Solidarität und Nächstenliebe, von Zuwendung und Mitsorge. Brauchen wir da Ostern überhaupt noch?

Ostern, das meint das ultimative Ja zum Leben, die Überwindung all dessen, was Menschen am Leben hindert. Auch heute brauchen wir Auferstehung: das Aufstehen für eine solidarische Gesellschaft, das Aufstehen gegen Gewalt, das Aufstehen für arme und an den Rand gedrängte Menschen, das Aufstehen für die Wahrheit in Zeiten von Fake News, das Aufstehen gegen alles, was unterdrückt und gefangen hält.

„Du kannst nicht sterben, weil ich dich liebe!“

Liebe überwindet den Tod. Liebe hilft, aus diesen „Gräbern“ aufzustehen. Das ist die Kernbotschaft von Ostern. Eine Welt, die von der Liebe verlassen ist, endet im Tod. Dort aber, wo die Liebe fortdauert, ist der Tod endgültig besiegt. Ostern heißt: Die Liebe ist stark, ja sie ist sogar stärker als der Tod (vgl. Hohelied 8,6).

„Friede sei mit euch!”, sagt der Auferstandene zu den verschreckten Jüngern. Als erster reicht er die Hand, baut die Brücke, versöhnt sich mit ihnen, mit den Verrätern und den Versagern. So können sie ihm in die Augen schauen und ihn als Auferstandenen erkennen, wiedererkennen. Er nimmt ihnen die dunkle Brille ab, mit der sie Schutz gefunden haben: die Brille der Anonymität und der Selbsttäuschung, die Brille der Angst und der Einsamkeit und schenkt ihnen „österliche Augen“. Diese „österlichen Augen“ sehen weiter und tiefer, sie blicken weiter als das Versagen, weiter als jede Sackgasse der Angst, weiter als die vielen kleinen Tode im Alltag und weiter als der große Tod am Ende des Lebens. Solche „österliche Augen“ wünsche ich uns allen. Frohe, gesegnete Ostern!

Bischof Benno Elbs