Gedanken zum Pfingstfest von Bischof Benno Elbs

Jedes Jahr zum Pfingstfest versammeln sich Scharen von Gläubigen und Touristen im Pantheon in Rom, um einem eindrucksvollen Schauspiel beizuwohnen: Zum Gesang des Veni Creator Spiritus, eines alten Pfingsthymnus‘, fallen aus der Öffnung in der Kuppel tausende rote Rosenblätter herab. Sie sollen jenes Geschehen darstellen, das sich laut dem Bericht der Apostelgeschichte 50 Tage nach der Auferstehung Jesu zugetragen hat: Der Heilige Geist ist in Sturmesbraus und mit Feuerzungen auf die Jüngerinnen und Jünger Jesu herabgekommen. Entflammt von dieser Erfahrung, konnten sie hinausgehen in alle Welt, um die Botschaft Jesu zu verkünden.

Zu Pfingsten können wir uns die Frage stellen: Aus welchem Geist lebe ich? Wovon und von wem lasse ich mich antreiben und begeistern? Ein Satz von Heinrich Spaemann geht mir, seit ich ihn gehört habe, nicht mehr aus dem Ohr: „Was wir vor Augen haben, dorthin werden wir verwandelt. Denn wir kommen, wohin wir schauen.“ Das heißt ganz einfach: Wer sich in die eigenen Niederlagen verbeißt, wer vor allem Augen für das Negative im Leben hat, wird kaum positive Kraft, kaum Hoffnung und Zuversicht entwickeln können. Wer aber den Blick auf das Hoffnungsvolle und die offenen Chancen richtet, wird eher ein hoffnungsvoller, positiver Mensch werden, der vertrauensvoll in die Zukunft blickt. Wir kommen, wohin wir schauen.

Zu Pfingsten schauen wir auf Gottes Heiligen Geist: einen Geist, der alles neu macht und uns beschenkt mit Freude, Freiheit und Lebensmut; der das Undenkbare denken lehrt; der uns bewegt zu Nächstenliebe und uns ein weites Herz schenkt für unsere Mitmenschen. Von Herzen wünsche ich Ihnen, dass der Blick nach oben Sie wie – im Pantheon – mit Rosenblättern, und das heißt auch: mit Freude und pfingstlichem Geist, beschenkt.  

Bischof Benno Elbs