Gedanken zum Sonntag, 7. Dezember 2014, von Bischof Benno Elbs.

Im Bild rechts: Sr. Susan (Kenia) beim Verteilen von medizinischen Hilfsmitteln

Es ist wieder Advent. Woran spüren wir es? Am Dunkel und an der Kälte der Winterszeit? An Weihnachtsmärkten, Weihnachtsdekorationen in Einkaufsstraßen und Geschäften, Häusern und Gärten? Am Leuchten der Kerzen am Adventkranz, adventlichen Liedern, der Roratemesse frühmorgens? An einer leisen Sehnsucht nach Stille und Frieden?

Laut einer aktuellen Umfrage bedauern 75 Prozent den Kommerz rund um Weihnachten. Der wahre Sinn des Festes gehe verloren. Für 43 Prozent ist der Advent eine besinnliche Zeit, die nichts mit Konsum zu tun hat. Vor drei Jahren lag dieser Wert noch bei 61 Prozent. Heute wünscht sich jeder und jede Vierte nichts Materielles zu Weihnachten.

Advent, eine Zeit des Dunkels, eine Zeit des Vermissens von Licht und Wärme? Es ist nicht selbstverständlich, dass man fähig ist, etwas zu vermissen. Mitleiden und Wut über die Erniedrigung der Ausgebeuteten und der Widerstand dagegen, das sind adventliche Haltungen. Bruder und Schwester in Not, Caritas, Ma hilft, Licht ins Dunkel, Tischlein deck dich und viele andere Hilfsinitiativen wollen sich nicht abfinden damit. Sie vermissen etwas. Sie vermissen das Recht der Armen, den Sturz der Tyrannen, den Gesang der Verstummten, das Augenlicht der Blinden.

Feste des Teilens
Heute feiern wir das Fest des heiligen Nikolaus. Er ist einer der bekanntesten und beliebtesten Heiligen. Seine Verehrung dürfte auf die Verschmelzung von zwei Personen zu einer Figur zurückzuführen sein: Nikolaus, der im 4. Jahrhundert Bischof von Myra (heute: Demre) an der Südküste der heutigen Türkei war, und ein gleichnamiger Abt, der 200 Jahre später in derselben Region lebte. Als Sohn reicher Eltern soll er sein ererbtes Vermögen unter den Armen verteilt haben. Um seine Person ranken sich zahlreiche Legenden. Eine davon erzählt, dass er drei Mädchen heimlich Gold für die Aussteuer schenkte, um sie vor der Tempelprostitution zu retten. Der Nikolaustag bringt einen Vorgeschmack von Weihnachten – wie der Duft von Weihnachtsbäckereien. Er ist ein Fest der Nächstenliebe, ein Tag des Schenkens, des Freude Bereitens. Auch das ist Advent.

Trostvolle Worte
ins Dunkel hören wir aus den Schriftstellen an diesem Sonntag: „Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.“ So heißt es beim Propheten Jesaja. Und das Evangelium berichtet, wie sich Jesus von Johannes im Jordan taufen lässt, und eine Stimme aus dem Himmel spricht: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Auch das ist Advent und diese Zusage der Liebe Gottes, die uns aufrichtet, gilt jedem und jeder von uns. Eine Zusage, die unsere Herzen wärmt in diesen Tagen bis Weihnachten.

Benno Elbs, Diözesanbischof