Weihnachtskommentar von Bischof Benno Elbs.

Wer kennt sie nicht, die Erfahrung von Dunkelheit im Leben? Schockierende Terroranschläge, gerade dieser Tage wieder in Berlin. Aber auch im persönlichen Leben: Zeiten von Traurigkeit, von Einsamkeit und Stunden, wo wir uns nicht verstanden fühlen. Wir kennen Tage von unermesslichem Leid, wenn wir einen lieben Menschen verlieren. Wir kennen die Berichte von Krieg, Hunger, Flucht, von Menschen, die lange Wege der Hoffnung, der Verzweiflung hinter sich haben. Wir wissen, was Dunkelheit heißt.

Weihnachten fällt in eine dunkle Zeit. Es ist kein romantisches Wohlfühlfest. Maria und Josef waren in schwieriger Lage, fern der Heimat. Es folgte die Flucht nach Ägypten, weil die Machthaber das Kind töten wollten. Wer will schon ein Kind in einem Stall zur Welt bringen? Die Hirten, die das Besondere dieser Geburt erkannten, das wären heute wohl Billiglohnarbeiter.

Weihnachten sagt: Zeig mir deine Dunkelheit. Das ist das große Geschenk dieses Festes. In diese Dunkelheit kommt ein Gottesleuchten, das viele Farben hat. Gottesleuchten ist dort, wo Menschen die Hand zur Versöhnung reichen, wo Menschen Frieden stiften, wo Solidarität wächst mit Menschen in Hungerregionen, wo uns Krieg in fernen Ländern nicht gleichgültig ist.

Dunkelheit beginnt zu leuchten, wo Mitgefühl unser Herz berührt für einen einsamen Menschen, für einen Kranken. Das kann geschehen bei einem Besuch im Spital oder im Altersheim, beim Zusammentreffen mit Flüchtlingen und Asylsuchenden, bei der Lebensmittelausgabe von „Tischlein deck dich“ oder mit den Insassen des Gefangenenhauses. Vielleicht auch, wenn wir uns von der unbeschwerten Fröhlichkeit eines Kindes oder eines Menschen mit Behinderung anstecken lassen. All das ist Weihnachten. Weihnachten bringt die Zärtlichkeit Gottes, die Zärtlichkeit von Menschen in Situationen der Dunkelheit. Und dadurch beginnt Dunkelheit zu leuchten.

Die Welt ist nicht so kalt, wie manchmal beklagt wird. Das können wir täglich erfahren. Weihnachten ist eine Ansage gegen Lieblosigkeit, gegen Hass, Zerstörung und Gewalt. Gottes Licht scheint in unsere finstere Welt. Was uns bedrückt und was uns freut, was enttäuscht und wofür wir dankbar sind, alles wird hell im Licht der Weihnacht.

Ich wünsche uns allen, dass wir solche weihnachtliche Zärtlichkeit erfahren dürfen, die uns aufrichtet und die Dunkelheit unseres Lebens zum Leuchten bringt. Wir haben die Gewissheit, dass wir getragen und gehalten sind, weil im Dunkeln Licht scheint: Gott ist Mensch geworden.

Bischof Benno Elbs