Gedanken zum Weihnachtsfest von Bischof Benno Elbs.

Wir erleben im Moment eine akute Vertrauenskrise. Sie betrifft die Politik, Medien und staatliche Behörden, ja selbst angesehene Wissenschafterinnen und Ärzte. Das macht mir Sorgen. Denn im Fahrwasser der Pandemie entladen sich noch ganz andere, tiefer liegende Konflikte. Und es stellt sich so manche Frage: Haben wir verlernt, das Berechtigte im Anliegen der anderen zu erkennen? Können wir einander noch respektvoll zuhören und miteinander diskutieren? Hat der starke Fokus auf Individualität und das Recht des Einzelnen – beides mehr als wichtige Anliegen – den Sinn für das größere Ganze ausgehöhlt? Freiheit, die nicht mit Solidarität und gegenseitigem Vertrauen zusammengespannt ist, stößt an ihre eigenen Grenzen. Das erleben wir gerade jetzt. Solidarität und Vertrauen aber sind der Schlüssel, um Krisen zu bewältigen.

In vielen Gesprächen habe ich gemerkt, dass die Sehnsucht in diesem Advent besonders groß ist: nach Schönerem und Größerem, nach Frieden und Gerechtigkeit. Weihnachten sagt uns, dass diese Sehnsucht nicht ins Leere geht. Wenn es schwierig wird im Leben, macht sich Gott nicht aus dem Staub, sondern mischt sich unter die Menschen. Er mischt sich auch ein in unsere Sorgen, Ängste und Konflikte, um Hoffnung und Versöhnung zu schenken. Er tut das bemerkenswerterweise in der Gestalt eines neugeborenen Kindes.

Wer ein Kind anschaut, weiß, was es zum Leben braucht: Vertrauen, Verständnis, Neugierde, Fürsorge, Zuversicht und vieles mehr. Die Bedürfnisse eins Kindes sind ein Spiegelbild der Bedürfnisse unserer Gesellschaft. Vielleicht kommt Gott auch deshalb als Kind zu uns, um daran zu erinnern: Zukunft gibt es nur, wenn wir auf das Miteinander und auf Zusammenhalt setzen. Das geht nicht von selbst. Es ist eine Entscheidung. 

Von Herzen wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest. 

Bischof Benno Elbs