Gedanken zum Sonntag, 19. August 2018, von Bischof Benno Elbs

Schon ein flüchtiger Blick in die heimischen Gärten bietet ein wahrhaft trauriges Bild: Die Blätter junger Obstbäume hängen, von der Sonne verbrannt, an ihren Zweigen. Der Holunder, normalerweise voll Saft und Frische, ist verdorrt und nicht mehr zu verwerten. Früchte sterben ab und vertrocknen an den Bäumen. Die Pegelstände der Seen gehen zurück. Wiesen und Felder, an deren sattem Grün sich um diese Zeit das Vieh gütlich tut, sind verbrannt und wachsen nicht mehr nach.

Dürrem gieße Leben ein

Dieser Satz aus einem alten Pfingsthymnus ist mir in den letzten Tagen mehr als einmal auf den Lippen gelegen. Und noch ein anderer, sehr eindringlicher Gedanke ist mir in den Sinn gekommen. Er stammt von Papst Franziskus: „Unsere Schwester Erde schreit auf!“ (Laudato si‘ , Nr. 2). Sie schreit auf, weil wir Menschen uns schon allzu lange als ihre Beherrscher aufspielen, ihre Ressourcen plündern und damit auch die Lebensgrundlage vieler Menschen in den ärmsten Ländern der Welt zerstören.

In diesem Sommer der Rekordhitze, während Regionen wie Indien unter verheerenden Überschwemmungskatastrophen stöhnen, können wir hautnah erleben, dass der Satz: „Wir sind von der Umwelt abhängig“ kein naiver Kalenderspruch ist. Plastikabfall vermüllt die Meere, Insekten und Singvögel werden immer weniger. Wir bekommen ganz unmittelbar mit, was Schlagworte wie Artensterben, Wasserknappheit oder Verödung des Landes heißen können. Bisher war uns das nur von Fotos bekannt, aus der Sahelzone oder aus Wüstenregionen im Nahen Osten. Es scheint, dass die Auswirkungen der Klimakrise nunmehr vor unserer Haustür angekommen sind.

Es ist allerhöchste Zeit

Seit Jahrzehnten warnen Experten vor dem ungebremsten Raubbau an den Ressourcen unserer Erde. Es ist allerhöchste Zeit, etwas zu tun. „Achtet sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug.“ (Eph 5,15) So redet uns die 2. Lesung bei den Gottesdiensten an diesem Sonntag ins Gewissen. Eine kluge Lebensführung, die natur- und umweltverbunden die Güter der Erde gebraucht, ist das Gebot der Stunde an uns alle. Und es sind wie immer viele kleine Schritte, die zu einer ökologischen Umkehr führen und die doch für uns alle möglich sind.

Gebet für unsere Erde

Meine Anerkennung, meine Ermutigung und mein Dank gelten den vielen Menschen und Organisationen, die sich für den Schutz unseres gemeinsamen Hauses Erde einsetzen. Ihnen und uns allen sei dieses Gebet von Papst Franziskus eine Bestärkung, das am Ende seiner wahrhaft prophetischen Enzyklika Laudato si‘ zu finden ist:

Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert,
mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben
und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns,
die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen,
zu retten.
Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt sind
und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an,
die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns,
den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind
mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Einsatz
für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Bischof Benno Elbs