Aus ihren „Schneckenhäusern und Bequemlichkeiten“ auszubrechen und sich für mehr Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft einzusetzen, dazu forderte Bischof Benno Elbs die Christinnen und Christen beim Festgottesdienst am Gebhardsfest auf dem Gebhardsberg bei Bregenz auf.

Er sei überzeugt, dass es auch heute – so wie schon der heilige Gebhard vor tausend Jahren – Menschen gibt, die auf- und für etwas einstehen: für einen Wandel in der Klimapolitik; für Solidarität mit den Randgruppen der Gesellschaft; Menschen, die das Gottesbewusstsein in unserer Gesellschaft wachhalten; Menschen, die protestieren und andere provozieren.

Er habe oft den Eindruck, "als ob in unserer kleinen Welt der Wohlstandskultur, in der alles erreichbar und machbar scheint, eine gewisse Müdigkeit eingetreten ist". Während andernorts unzählige Menschen, ja ganze Länder im Leid versinken und Mensch und Natur, geleitet vom Wachstumsdiktat der Konzerne, ausgebeutet würden, "scheinen wir es uns bequem gemacht zu haben und in die Beobachterrolle geschlüpft zu sein", kritisierte Elbs. Zu dieser Bequemlichkeit passe der Verdacht, "dass es in unserer Zeit scheinbar unattraktiv geworden ist, sich für eine 'große Sache' zu begeistern". Doch es gebe so etwas wie eine christliche Wahrnehmungspflicht, was das Leid anderer betrifft. "So wie Jesus die Menschen mit ihren Nöten und Sorgen an sich herangelassen hat, so steht auch das Christentum für einen Glauben, der Gerechtigkeit und Solidarität sucht", stellte Elbs klar.

Große Sorge bereite dem Bischof - wie er sagte - der Klimawandel, der nun auch endgültig in Österreich angekommen sei. In diesem Sommer der Rekordhitze, während Regionen wie Indien unter verheerenden Überschwemmungskatastrophen stöhnen, könne man hautnah erleben, dass der Satz "Wir sind von der Umwelt abhängig" kein naiver Kalenderspruch sei. Plastikabfall vermülle die Meere, erhebliche Ernteeinbußen seien zu verzeichnen und verschiedenste Tierarten hätten Probleme, sich auf diese veränderten klimatischen Bedingungen einzustellen. Elbs: "Was heißt es, wenn Bienen sterben, Insekten verschwinden, Schmetterlinge zur Seltenheit werden? Wir bekommen ganz unmittelbar mit, was Schlagworte wie Artensterben, Wasserknappheit oder Verödung des Landes heißen können."

Bisher sei dies den Österreichern nur von Fotos bekannt, aus der Sahelzone oder aus Wüstenregionen im Nahen Osten. Es scheine, "dass die Auswirkungen des Klimawandels nunmehr vor unserer Haustür angekommen sind". Warum die Politik im In- und Ausland davor weitestgehend die Augen verschließt, sei ihm ein Rätsel, so der Bischof. Auch beim EU-Ratsvorsitz, den Österreich in diesem Halbjahr innehat, spiele die Klimakrise nur eine untergeordnete Rolle, bedauerte der Bischof.

Beginn der Gebhardswoche

Der Festgottesdienst im Burghof auf dem Gebhardsberg am Montagvormittag war der Beginn der diesjährigen Gebhardswoche. Bis 3. September gibt es jeweils um 9 Uhr eine Messfeier in der Kapelle am Gebhardsberg. Die Wallfahrten auf den Gebhardsberg bei Bregenz lassen sich bis ins Jahr 1670 zurückverfolgen. Jahr für Jahr zieht es viele Pilger aus dem ganzen Bodenseeraum dorthin. Sie suchen Rat beim Heiligen Gebhard, dem Patron der Diözese Feldkirch und des Bodenseeraums.