Gottes Aufforderung "Zieh weg!" an Abraham und Jesu Missionsauftrag "Geht hinaus!" an seine Apostel machen den Kern des jüdisch-christlichen Glaubens aus. Diese Haltung ist auch für die Kirche heute maßgeblich. Das betonte Bischof Benno Elbs in seiner Predigt beim Festgottesdienst am Gallusfest, am 16. Oktober 2017, in der Kathedrale von St. Gallen.

Der Auftrag, "beweglich zu sein" und sich nicht auf den Lorbeeren des Schon-Erreichten auszuruhen, sei "wie ein Stachel im Fleisch", betonte Elbs.  "Jesus wollte keine sitzende Kirche, die in unzähligen Sitzungen und Planungen über ihre Zukunft berät". In der Spur Jesu unterwegs zu sein, bedeute, hinaus an die Ränder der Gesellschaft zu gehen. Elbs: "Missionarisch Kirche sein, das ist das Stichwort."

Auch der Wandermönch Gallus, der im Frühmittelalter vor allem im Bodenseeraum als Missionar wirkte, stehe für eine "Glaubenshaltung, die nicht festhält, sondern loslässt; die nicht am Alten beharrt, sondern mutig nach vorn blickt". Menschen wie dieser Heilige riefen in Erinnerung: "Die Heimatlosigkeit, das Aufbrechen, das Hinausgehen, das ständige Unter-wegs-Sein und das Wagen von Veränderungen sind wesentliche Merkmale des biblischen Glaubens." Bischof Elbs erinnerte an die Erzählungen von der Vertreibung aus dem Paradies, vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und auch von der "Heimatlosigkeit des Gottessohnes": Jesus sei als Wanderprediger unterwegs gewesen, "stets auf Gastfreundschaft angewiesen und auf offene Arme und Häuser, die ihn aufnehmen".

Zugleich unterstrich Elbs die Glaubensüberzeugung, "dass die belohnt werden, die im Vertrauen auf Gott alles zurücklassen und ihm nachfolgen". Für das verheißene Reich Gottes gelte die "wunderbare Zusage", dass die in der Welt erfahrene Unsicherheit letztlich wettgemacht werde durch die Nähe Gottes, "der uns von Fremden zu seinen Hausgenossen macht". Zur Predigt als Download

Schauplatz der Predigt des Feldkircher Bischofs am Festtag des heiligen Gallus war die Kathedrale in St. Gallen, deren 250-Jahr-Jubiläum die Schweizer Diözese heuer feiert. Am Gottesdienst nahm auch der Bischof von St. Gallen, Markus Büchel, teil.

Vorarlberger zunächst "zu starrköpfig"?

Bischof Benno Elbs verwies bei der Feier auf die Verbindungen zwischen den Diözesen Feldkirch und St. Gallen, die weit über den gemeinsamen alemannischen Dialekt hinausgingen: Gallus kam gemeinsam mit dem Wandermönch Kolumban um das Jahr 610 mit zwölf irischen Mönchen nach Bregenz, um hier "den Samen des christlichen Glaubens unter den Alemannen zu säen". Ob die damaligen Vorarlberger ein "zu starrköpfiges Volk" waren, sodass die beiden Missionare nach zwei Jahren weiterzogen, lasse sich aus den spärlichen Quellen nicht eindeutig beantworten, wies Elbs hin. Kolumban zog weiter in die Region Mailand, Gallus als Einsiedler in die Gegend des heutigen St. Gallen. Die Christianisierung der beiden sei irgendwann doch aufgegangen; das zeigt sich laut dem Bischof wohl auch darin, dass auch Bregenzerwälder Barockbaumeister am Bau der Kathedrale von St. Gallen beteiligt waren - Peter Thumb aus Bezau und Johann Michael Beer von Bildstein.

Im Jahr 1767, vor 250 Jahren, wurde die barocke Kathedrale, die bis 1805 Stiftskirche des Benediktinerklosters war, im heutigen Erscheinungsbild fertiggestellt. Die Diözese feierte dieses Jubiläum zu Mariä Himmelfahrt mit einem von Bischof Markus Büchel geleiteten Pontifikalamt. Die Stiftskirche wurde zusammen mit dem Stiftsbezirk 1983 als UNESCO-Welterbe in die Liste der schützenswerten Weltkulturgüter aufgenommen.

[Kathpress]