Spiele, Arzt-Rezepte und Bibliotheken? Wie diese drei Dinge zusammenpassen, zeigen die neuen Projekte „Spiele-Rallye“ und „Lese-Rezepte“, die Jung und Alt demnächst noch mehr in Vorarlbergs Bibliotheken locken.

In der Bücherei muss man ruhig und leise sein - und darf maximal flüstern. Richtig? Natürlich nicht! Und um gleich mit dem nächsten Vorurteil aufzuräumen: Da gibt es auch nicht „nur“ Bücher. „Bibliotheken haben den gesellschaftlichen Auftrag, allen Menschen den gleichen Zugang zu unterschiedlichen Medien zu ermöglichen. Das sind nicht nur Bücher oder Zeitschriften, sondern auch Hörbücher und aktuell insbesondere Tonies, DVDs, Online-Angebote und eben auch Spiele“, erzählt Silvia Freudenthaler von der Bibliotheken Fachstelle der Diözese Feldkirch.

Spiele-Rallye

Und damit wären wir schon mitten im ersten Projekt angekommen, das am 28. Mai - zeitgleich mit der Sommerkirche  - startet. 27 Bibliotheken und Spielotheken laden bei der „Spiele-Rallye“ jung und älter ein, mitzuspielen. Von 28. Mai bis 6. Juni kann man in der Bibliothek oder Spielothek schätzen, wie viele Spiele zur Ausleihe bereitstehen, eines ausleihen und zu Hause spielen. Für jede Station gibt es einen Stempel in den Spiele-Rallye-Pass, der voll ausgefüllt an der Verlosung in der Bibliothek/Spielothek teilnimmt. Coronabedingt mussten die Regeln heuer sehr einfach und ohne langen Aufenthalt in den Bibliotheksräumlichkeiten gehalten werden, bedauert Freudenthaler. „In Zukunft sind jedoch hoffentlich Spielefeste möglich, bei denen etwa Bewegungsspiele und Spiele im Freien ebenso zum Einsatz kommen können“, hofft sie. Eine Liste aller teilnehmenden Bibliotheken und weitere Infos gibt es online hier.

Lese-Rezepte

Das zweite Projekt „startet“ an einem Ort, an dem Kinder in der Regel nicht so gerne sind: in Arztpraxen. „Wenn Kinder mit Krankheit und Schmerz konfrontiert sind, fehlen oftmals die Worte. Bücher sind ein Weg, diese Themen gemeinsam aufzuarbeiten“, erklärt Freudenthaler die Idee hinter dem Konzept „Lese-Rezepte“. Kinderärzt/innen, Logopäd/innen, Gesundheitserzieher/innen in Kindergärten oder Schulen und andere Personengruppen aus dem Gesundheitswesen werden eingeladen, den Kindern Rezepte für elterliches Vorlesen, den Besuch der Bibliothek und ein dort abzuholendes Buch auszustellen. Dort erwarten die Kinder nicht nur ein Geschenkbuch, in dem die Heilkraft von Büchern gegenüber Ängsten, Sorgen und Sehnsüchten zur Sprache kommt, sondern auch weitere auf das Projekt abgestimmte Materialien wie z.B. Lesezeichen, Sticker-Pflaster, ein Zwick-Zwack-Tee. Das Projekt gibt Kindern die Möglichkeit, „Erlebtes in Worte zu fassen. Die Geborgenheit und die Zeit miteinander beim Vorlesen unterstützen außerdem bei diesem Heilungsprozess“, spricht Freudenthaler aus eigener Erfahrung.

Happy Birthday!

Das Projekt ist offiziell zwar noch gar nicht gestartet (in Vorarlberg geht es im Herbst los), „die Resonanz ist national und international aber enorm“, freut sich Freudenthaler über Testimonials wie Alexander Van der Bellen oder Bischof Benno Elbs. Ursprünglich kommt die Initiative übrigens aus der deutschen Stadtbücherei Wolfenbüttel, Freudenthaler hat sie für Österreich aber adaptiert und denkt noch weiter: „‚Pixi als Trost‘ - ‚(Vor-)Lese-Stoff‘ anstatt der fast schon unanfechtbaren Zuckerl-Präsente als Trost und zur Belohnung.“ Die Ideen gehen dieser Frau sicher nicht aus - und passenderweise fallen zwei davon schon mal ins 10-Jahr-Jubiläum der österreichweiten Leseförderungsaktion „Buchstart“, deren Ziel es ist, Familien mit kleinen Kindern „mit Büchern wachsen“ zu lassen. Glückwunsch!

www.leserezepte.at