Über Literatur zu reden – Inhalte und Kritik wiederzugeben und damit ein kritisches Publikum in den Bann zu ziehen, ist kein leichtes Unterfangen. Und doch gelang das den beiden Literaturkritikern Stefan Gmünder und Alexander Kluy auch dieses Jahr wieder bei „Literatur im Gespräch“.

Eva-Maria Hesche

Mit einem humorvollen Einstieg zogen die Referenten die über 40 Bibliothekarinnen gleich zu Beginn in ihren Bann und machten sie neugierig auf die Ausführungen zu über 30 literarischen Neuerscheinungen deutschsprachiger Literatur. Die folgenden vier Stunden vergingen für die Zuhörerinnen im Saal des Diözesanhauses wie im Flug.

Dass „Humor alter Schule“ den neuesten humoristischen Darbietungen in unserer Zeit in nichts nachsteht und noch dazu eine wunderschöne Überleitung zu den oft sehr ernsten, oft auch verstörenden Inhalten literarischer Werke sein kann, bewiesen die beiden Referenten einer Aufnahmen mit Heinz Erhard aus dem Jahr 1958: „Alles mit G“, wirklich „ganz gelungen“.

35 Neuerscheinungen – 35 Buch-Vorstellungen
Dass gute, deutsche Literatur nicht nur von deutschsprachigen oder Autoren deutscher, deutsch-schweizer oder österreichischer Herkunft sein muss, beweisen Bücher wie „Das letzte Rennen“ von Marjana Gaponenko, geboren 1981 in Odessa/Ukraine, die seit 1996 auf Deutsch schreibt. Oder Julya Rabinowich, geboren in St. Petersburg, seit 1977 ansässig in Wien. Sie ist Kolumnistin beim „Standard“ und veröffentlichte schon mehrere Theaterstücke und Romane – alle auf Deutsch. Dieses Jahr ist ihr Roman über Alma Mahler heraus gekommen. Schweizer Autoren – mit „sehr schweizerischen Namen“, wie Alexander Kluy augenzwinkernd erwähnte, standen ebenfalls auf dem Programm der Referenten, etwa Perikles Monioudis mit dem biografischen Roman über einen Amerikaner mit Linzer Wurzeln: Fred Astaire, einen der besten Tänzer des 20. Jahrhunderts. Auf Spurensuche in anderen Ländern – in Amerika, Israel, Palästina – begab sich der bekannte österreichische Autor Norbert Gstrein „In der freien Welt“ und wurde den Bibliothekar/innen von den Referenten sehr ans Herz gelegt. Ebenso wie „Das Mädchen mit dem Fingerhut“ von Michael Köhlmeier, der eine „verstörende“ und gleichzeitig auch sehr „ergreifende“  Geschichte über das Schicksal eines ein Flüchtlingsmädchens namens Yiza veröffentlicht hat. Ein äußerst spannendes Buch („Pageturner“), aber ebenso „verstörend“, ist der Roman „Andersen“ des Schweizer Autors  Charles Lewinsky über das Böse, das trotz zweiter Chance nicht lernen will.

Die Bandbreite der vorgestellten Literatur war wie immer vielseitig und groß, für jeden Geschmack war etwas dabei und konnte im Anschluss an die Veranstaltung beim Büchertisch der Buchhandlung „Die Quelle“ erstanden werden. Wobei die meisten teilnehmenden Bibliothekarinnen nach der wunderbaren, farbigen, spannenden Vorstellung, die Stefan Gmünder und Alexander Kluy auch dieses Jahr wieder abgeliefert hatten,  sicher mit einer Schwierigkeit  konfrontiert waren: was wählen aus dieser Fülle wunderschöner, lesenswerter Neuerscheinungen?

Aber auch dieses Problem wurde dann schlussendlich gelöst und viele gingen schwer beladen mit Büchern in ihre Bibliotheken zurück, um diese für ihre Leser in die Regale zu stellen.