760 ehrenamtliche Bibliothekar/innen unterstützen 90 neben- und hauptberufliche Büchereifachleute in Vorarlberg. Die jährliche Jahrestagung letzten Samstag im Bildungshaus Batschuns war Anlass, allen Bibliothekar/innen ein großes Dankeschön zu sagen.

Wolfgang Ölz

Die diesjährige Tagung stand unter dem Cicero-Zitat „Hast Du einen Garten und eine Bibliothek, dann hast du alles, was du brauchst“. Veranstaltet wurde das Treffen vom Bibliotheken Verband Vorarlberg in Kooperation mit der Bibliotheken Fachstelle der Diözese Feldkirch und der Landesbüchereistelle. Die Vorsitzende des Vorarlberger Bibliothekenverbands, Wilma Schneller bedankte sich bei den Bibliothekar/innen sehr.

Eine Million Entlehnungen

Die Landesbeamtin Mag.a Gabriela Dür überbrachte die Grüße des Landes und meinte, dass die Menschen in einer hektischen Zeit in Bibliotheken Ruhe finden können. In 83 öffentlichen Büchereien, von denen 70 in pfarrlicher bzw. gemischter Trägerschaft sind, werden jährlich eine Million Bücher entliehen. Pastoralamtsleiter Martin Fenkart wiederholte auch im Namen der Diözese den Dank an die Bibliothekar/innen. Zu „Garten“ und „Bibliothek“ fügte Fenkart noch die „Zeit“ als besonders bedeutsam dazu, die Zeit für uns, für andere und für den „lieben Gott“. Sein  Bonmot dazu lautete: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht vielleicht mit der Zeit“. Für den scheidenden Leiter der Landesbibliothek, Dr. Harald Weigel, der im Herbst in Pension geht, sind die Bibliothekar/innen eine Gemeinschaft, ja eine große Familie, die der gemeinsame „Kampf gegen die Dummheit“ eine.

Die Zielgruppe

Neben dem Austausch und der landesweiten „Vernetzung“ luden zwei Fachvorträge zur Weiterbildung ein. Marion Gamper, die Direktorin des Amtes für Bibliotheken und Lesen in Südtirol, sprach zum Thema „Überlege was du ernten möchtest - zielgruppenorientierte Bestandsarbeit“. Das A und O der Bibliothekenarbeit ist nach Gamper die Definition der eigenen Zielgruppe. Präsentation, Bestand, Veranstaltungen und Öffnungszeiten sollten darauf abgestimmt werden. Die bewusste Entscheidung für eine bestimmte Zielgruppe, z.B. junge Familien, ist für eine Bücherei gerade in einem kleinen Ort unabdingbar, auch wenn damit Nutzer/innen außerhalb der Zielgruppe womöglich nicht bedient werden können. Schließlich führe ein Dorfladen auch nicht das gleiche Sortiment wie ein Supermarkt in einer Bezirkshauptstadt. 

Ausschussware Goethe

Bei der Erneuerung des Bestandes gelte es rigoros zu sein. Auch Klassiker wie Johann Wolfgang Goethe könnten, falls sie zu wenig verlangt werden, aussortiert werden. Als gute Möglichkeit zur Bestandsbereinigung haben sich neben klassischen Bücherflohmärkten in Südtirol die sogenannten Bookcrossing-Regale herausgestellt. Dabei werden alte Bücher im öffentlichen Raum der Bevölkerung kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Viele Highlights

Im zweiten Vortrag präsentierte Verena Burtscher vom Vorstand des Bibliothekenverbandes - übrigens auch selbst ehrenamtliche Bibliothekarin in der Walserbibliothek in Raggal - die „Artenvielfalt im Büchergarten“. Burtscher stellte einige Highlights vor: Die bugo - Bücherei Göfis hat zwanzig bugo-Mobile bauen lassen. Dabei handelt es sich um kleine Bücherwagen, die von der Bücherei bestückt den örtlichen Schulen zur Verfügung gestellt werden. Ein weiterer Höhepunkt war ein Krimiabend mit der Autorin Marlene Kilga in Feldkirch- Tosters. Die „Bücherei am Dorfbach“ in Hard wiederum veranstaltete eine Lesung mit Eva Rossmann, die aufkeimende Feindseligkeiten gegen Migrant/innen kritisiert. An diesem Abend boten Flüchtlingsfrauen, die in Hard wohnen, Fingerfood an. Insgesamt wurden 312 Veranstaltungen registriert. Hans Rapp von der ARGE-Erwachsenenbildung empfiehlt den Pfarreien, die Büchereien als Orte des Dialogs zu entdecken, wo auch nicht-kirchliche Menschen anzutreffen sind.

Kostenlose E-Books

In der Kaffeepause stürzten sich die Bibliothekar/innen auf die verschiedenen Infoständen. Margit Brunner Gohm etwa bot ihr neues Buch „Anna & Paul“ über Vorarlberg an, die Tyrolia Buchhandlung Bludenz verkaufte Bücher und das Team der Landesbüchereistelle informierte über die Mediathek. Dabei handelt es sich um eine online-Bibliothek. Jeder, der in einer Vorarlberger Bücherei eingeschrieben ist, kann aus über 21.000 E-Books auswählen und sie kostenlos entlehnen.