Die Jahrestagung der Bibliotheken Vorarlbergs und der Bibliotheken-Fachstelle der der Diözese Feldkirch versammelte am vergangenen Samstag rund 170 Bibliothekar/innen im Bildungshaus Batschuns. Neben zwei informativen Vorträgen zu neuen Zugängen für die jüngere Generation ließ eine Studie der freien Sozialwissenschaftlerin Eva Häfele aufhorchen. Sie entdeckte, dass Vorarlberger Schüler/innen Bibliotheken nach dem Einkaufszentrum (74%) als zweitwichtigsten Begegnungsort (26%) schätzen.

Wolfgang Ölz

Landesrätin Barbara Schöbi-Fink staunte über die große Besucher/innen-Zahl, die ein starkes Zeichen für die Kultur des Buches sei. Von 800 Bibliothekar/innen sind 720 ehrenamtlich tätig, von den 82 öffentlichen Büchereien sind rund 70 in pfarrlicher Träger- bzw. Mitträgerschaft. Die Bibliotheken haben 2018 sage und schreibe 5700 Veranstaltungen angeboten. Eine Million Besucher/innen haben 2,7 Millionen Entlehnungen von Büchern u.a. getätigt.

Chancenreichste Orte

Die diözesane Bibliotheken-Fachstelle wird von Eva-Maria Hesche geleitet, die diese Tagung auch umfassend organisiert hat. Man muss nach Hans Rapp vom Pastoralamt der Diözese Feldkirch nicht Wachstumsfetischist sein, um über das Wachstum bei Nutzer/innen der Bibliotheken erfreut zu sein. Rapp stärkte den Bibliothekar/innen den Rücken und betonte, dass die Büchereien chancenreiche Orte für die Pfarren seien, weil sich hier Menschen treffen und gegenseitig bereichern können, was eben genau eine Hauptaufgabe der Kirche insgesamt sei.

Die Kinder lesen doch!

Barbara Allgäuer-Wörter von der Landesbüchereistelle zeigte sich sehr positiv überrascht, dass vor allem Mädchen (36%), aber auch Jungen (25%) im Alter von 13 und 14 Jahren in den drei der Befragung vorangegangenen Monaten mindestens einmal eine Bücherei besucht haben. Studienautorin Eva Häfele hatte in sieben Schulen rund 300 Schüler/innen dazu motiviert, Aufsätze über ihre Freizeitgestaltung zu schreiben. Außerdem führte die Soziologin intensive Gespräche mit den jungen Leuten. 

Sinnvolle Freizeitgestaltung

Die Bibliotheken sollen so die Chance nutzen, für Jugendliche ein attraktiver Treffpunkt zu werden, Stichwort: sinnvolle Freizeitgestaltung. Die Leseförderung kann dabei ein positiver Nebeneffekt sein. Wichtig sei den Jungleser/innen - neben Familie und Schule - ein sogenannter „dritter Ort“, wie das in der Sozialwissenschaft genannt wird. Dieser Ort sollte offen, neutral, leicht zugänglich, einladend und ohne Konsumzwang sein und die Möglichkeit zu Austausch und Gespräch bieten - ein Ort also mit Erholungs-Ambiente. Genau so ein Ort kann nun eine Bibliothek sein. Wichtig für die Attraktivität für Jugendliche ist nicht zuletzt auch die Ausstattung der Bibliotheken mit W-LAN.

Übrigens: Wenn öffentliche Büchereien mit Jugendorganisationen wie Musikschulen, Pfadfindern, Jung-Feuerwehren oder Katholischer Jugend und Jungschar Kooperationen eingehen - etwa durch das Zur-Verfügung-Stellen ihrer Räume - gibt es seit Kurzem eine eigene Landes-Förderung dafür.

Neue Brillen, neue Welten

Ein Hauptvortrag der Tagung titelte mit: „Sprache und Naturwissenschaften gehören zusammen: einfach die MINT-Brille aufsetzen“.  Stefanie Thate von der deutschen „telekom-stiftung“ und Reinhard Ehgartner, Leiter des Österreichischen Bibliothekswerks, zeigten, wie die Initiative MINT - Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik - junge Menschen für diese Bereiche begeistert.

In einer weiteren Präsentation wurde die Kinderzeitschrift „Gecko“ von den Herausgeberinnen Muriel Rathje und Anke Elbel vorgestellt, frei nach dem Motto „Bildergeschichten eröffnen neue Welten“. „Gecko“ verlockt Kinder im Alter von vier bis acht Jahren mit allerlei kreativen Cartoons und originellen Wortspielen zum Schauen und Lesen.