Ideen haben viele, aber nicht jeder hat den Mut sie auch umzusetzen. Die Bibliothekenmacherinnen von Frastanz und Raggal hatten ihn - und katapultierten sich damit direkt auf Platz 1 und 2 des österreichischen Bibliothekspreises.

Nichts da mit Bücherwürmen und Staubschichten auf dicken Buchdeckeln - gute und vor allem neue Ideen hat man nämlich dort, wo gelesen wird. Ganz sicher trifft das nämlich auf die Bibliotheken von Frastanz und Raggal zu. Dort hat man nicht nur Bücher und Ideen, sondern auch den Mut dazu, sie umzusetzen - und beim österreichweit ausgeschriebenen Bibliothekspreis einzureichen. Man, das ist im Falle von Frastanz und Raggal übrigens das durchwegs weibliche Bibliothekenteam. Also: Herzliche Gratulation, die Damen!

Gleich doppelt gewonnen

Gesucht hatte der Büchereiverband Österreichs heuer erstmals in öffentlichen Bibliotheken nach innovativen Projekten, die das Zeug zur Siegeridee haben. Gefunden haben sie diese gleich zweimal in Vorarlberg und verliehen wurden die Preise im Rahmen des Internationalen Bibliothekskongresses in Graz. Die Kriterien, nach denen die unabhängige Jury die Einrichungen bewertete, waren
Innovation, Zukunftsorientierung, Medienwirksamkeit und vor allem auch der kreative und außerordentliche Einsatz vor Ort.

Das Bibliothekenteam aus Frastanz überzeugte dabei auf voller Linie und sicherte sich den ersten Platz. Das an sich wäre ja schon ein schöner Erfolg. Die 3000 Euro Preisgeld versüßen die Auszeichnung dann gleich noch einmal.

Ein Fotofinish lieferten sich die Bibliotheken von Vöcklabruck und Raggal - und landeten schließlich beide auf Platz 2, der jeweils mit 1000 Euro dotiert war.

Vom Kommen und Gehen

Dabei nahm man sich weder in Frastanz noch in Raggal ein leichtes Thema für die aktuelle Projektarbeit vor. Ist es in Frastanz die Migration so ist es in Raggal das Leben und Sterben, das im Zentrum der prämierten Projekte steht. "Vorbildlich gelungen", sei es in Frastanz, so die Begründung der Jury, ein so aktuelles Thema wie die Migration in den Kommunikationszusammenhang einer Bibliothek zu stellen und darüberhinaus auch noch mit der Ortsgeschichte zu verbinden.

Keine Angst vor großen Themen

In Raggal suchten die Walserbibliotheken für ihr Projekt die Zusammenarbeit mit einem Bestattungsunternehmen, um dann gemeinsam Bestattungsformen und Rituale aus verschiedenen Religionen und Kulturen kindgerecht aufzuarbeiten. Begleitend zum Programm in der Bibliothek vor Ort wurden auch Exkursionen angeboten. Die Walserbibliotheken seien somit ein vorbildliches Beispiel dafür, wie man "auch so schwierige und sensible Themen wie Sterben und Tod kindgerecht vermitteln kann“, fiel auc hhier das Urteil der Jury mehr als nur lobend aus.

Die Bibliothek, das Zukunftslabor

Was der Preis des Büchereiverbands Österreich zeigt, ist, dass öffentliche Bibliotheken durchaus Orte der Innovation und nicht allein der Konservierung sind. Beide ausgezeichneten Bibliotheken befinden sich in pfarrlicher Teilträgerschaft, so wie sich rund 70% aller öffentlichen Bibliotheken Vorarlbergs in pfarrlicher Teil- bzw. Trägerschaft befinden. Auch eine Seite von Kirche, die nicht jedermann und jederfrau bekannt ist.

Und übrigens, die Preisgelder müssen der jeweiligen Bibliothek zu Gute kommen. Wetten, dass die Bibliothekenteams vor Ort dafür schon jede Menge an guten Ideen haben...

 



Die Jury des Bibliothekspreises 2018

Dr. Gabriele Pum, Leiterin der Ausbildungsabteilung der Österreichischen Nationalbibliothek
Dr. Gabriela Stieber, langjährige Leiterin von Ausbildungskursen des BVÖ und ehemalige Leiterin der Bibliothek Hitzendorf
Mag. Werner Schöggl, der ehemaligen Leiter des Bundeskoordinationszentrums „Literacy“.