Berufswahl? Midlife-Crisis? Pensionierung? Die Neuausrichtung des Lebens steht immer wieder an und es ist gut in dieser Zeit begleitet zu werden. Zum Beispiel vom Berufungscoach.

Patricia Begle

Es gibt so Tage, an denen wir das machen, was wir „wirklich wirklich“ wollen. Die Tage schauen bei jedem Menschen anders aus. Die Gefühle aber, die sie auslösen, sehen sich ähnlich: Zufriedenheit, Freude, Zuversicht. Dass sich dieses Gefühl nicht nur tageweise einstellt, sondern zum Lebens-Grundgefühl wird, darin liegt das Ziel des Berufungscoachings.
„Jeder Mensch hat eine Aufgabe“, erklärt Berufungscoach Thomas Berger-Holzknecht den Ansatz der Begleitung. „Im religiösen Kontext können wir sagen, sie kommt von Gott her. Im nicht-religiösen Kontext hat sie mit ‚innerer Stimme‘ zu tun, mit ‚Stimmigkeit‘. Wer seine bzw. ihre Aufgabe entdeckt und lebt, lebt mit Leidenschaft und Freude.“

Am Anfang: das Ziel
Um dieser Aufgabe auf die Spur zu kommen, steht der Kunde bzw. die Kundin ganz im Mittelpunkt, denn er bzw. sie ist „kundig“, Expert/in fürs eigene Leben. Was die zu beratende Person als Ziel formuliert gibt dem Prozess die Ausrichtung. Der Coach nimmt das Gegenüber ernst und gleichzeitig sich selbst völlig zurück. „Dahinter steckt die Überzeugung, dass jeder Kunde ein Original ist und das, was ich als Coach erlebt habe, so anders ist, dass es unwahrscheinlich ist, dass es dem Gegenüber etwas nützt“, erklärt Berger-Holzknecht. So versucht der Coach, sich auf die Person „einzuschwingen“, sprachlich bei ihr anzudocken und in ihrem Wertesystem zu bleiben. Vor allem hört er zu.

Der erste Schritt dorthin
Anhand kreativer Methoden werden Bilder für die gute Zukunft entwickelt. Sie haben „Zugwirkung“, geben Richtung und Kraft zugleich. In solchen Bildern, egal ob sie als Filmszenen oder Fotobuch kreiert sind, kommen die Bedürfnisse zutage, die für diesen Menschen bedeutsam sind. Sie gilt es zu erfüllen - für ein erfülltes Leben. Irgendwann hält dann der Kunde seine selbstverfasste Zukunftsvision in Händen. Sie ist frei von verkopfter Nüchternheit und pessimistischer Vorsicht. Sie zeigt, was der Mensch „wirklich wirklich“ will. Abschließend geht es beim Coaching dann um den ersten Schritt hin zu diesem Ziel. Nur der „gute, elegante nächste Schritt“, weiß Berger-Holzknecht. Nicht mehr und nicht weniger.

Zum Beispiel: Pensionierung 
Pfr. Georg Meusburger gehört zu jenen Menschen, die das Berufungscoaching bereits in Anspruch genommen haben. „Zwei Jahre vor meiner Pensionierung sah ich ein großes Loch auf mich zukommen. Alle Aktivitäten würden wegfallen, ich würde nicht mehr gefragt sein“, erzählt der mittlerweile pensionierte Pfarrer. „Ich wusste, dass ich etwas tun musste.“ Beim Coaching ging es dann in einem ersten Schritt um das Abschiednehmen - von Menschen, vom Pfarrhaus, der Kirche, der Liturgie. „Was brauchst du da?“, war die Frage, die hier gestellt wurde. In einem zweiten Schritt ging es um den Empfang am neuen Ort, um ein gutes „daheim Hineinkommen“. Es ist geglückt. „Am letzten Tag in Hard bin ich nochmal ins Haus zurück und hab in jedes Zimmer ‚a G‘sätzle briagat‘. Dann bin ich hocherhobenen Hauptes gegangen. In meiner Wohnung in Egg hab ich dann die Tür aufgetan und bin ‚dahoam gsi‘. Ich bin mit großer Zuversicht, mit Mut und Freude da hingegangen. Seither hatte ich keine Minute Sehnsucht nach meinem Büro in Hard.“

Berufungscoaching

Sechs Mitarbeiter/innen des Pastoralamtes haben eine zertifizierte Ausbildung nach der Methode „BerufungscoachingWaVe®“:
Thomas Berger-Holzknecht, Brigitte Dorner, Monika Eberharter, Thomas Gassner (i.A.),
Nadin Hiebler, Dominik Toplek (nur für junge Menschen).
Der Coaching-Prozess umfasst 6 bis 8 Einheiten zu je 50 Minuten, die Kosten werden zur Gänze von der Katholischen Kirche Vorarlberg getragen.
Zudem gibt es auch freischaffende Berufungscoaches, deren Angebote sind kostenpflichtig.

www.berufungscoaching.cc
wave.co.at