Schon mal versucht als Ordensschwester oder -bruder zu leben? Nein? Aber Interesse wäre da? Perfekt, denn seit September gibt es ganz offiziell das "Freiwillige Ordensjahr". Salopp formuliert bedeutet das, dass man ins Klosterleben reinschnuppern kann, ohne dass man sich längerfristig verpflichtet. Fünf Personen testen gerade dieses "neue Leben" - positive Rückmeldungen und Tendenz steigend.

Klostermauern können abschreckend sein. Können, müssen sie aber nicht. Denn wer schon einmal in einem Kloster zu Besuch war, weiß, dass wohl kaum jemand so bei sich selbst (und bei Gott) angekommen wirkt, wie Ordensmenschen. Ihre Wege, wie die Ordensschwestern- und brüder vom Beruf zur Berufung kamen, sind dabei meist ebenso spannend, wie die Menschen selbst. Einige von ihnen - wie Sr. Maria Anastasia Franz erzählen derzeit rund 4.300 Schüler/innen in über 200 Schulstunden wie ihr Berufungweg aussah.Vom 14. bis 25. November gibt es nämlich die Schulbesuchsaktion "Wofür brennst du?"

Hereinspaziert ins Kloster

„Gott klopfte an meine Türe und das war mir nicht gerade angenehm: Ich spürte, dass ich Theologie studieren sollte – ausgerechnet das Fach, welches ich nie studieren wollte“, erzählt z.B. Sr. Maria Anastasia Franz. Für all diejenigen, die das Klopfen noch nicht vernommen haben, stehen die Türen der Klöster derzeit so richtig weit auf. Fakt ist nämlich, dass die Orden einen Mitgliederschwund zu verzeichnen haben - derzeit leben und wirken 5.339 Ordensleute in Österreich. Fakt ist aber auch, dass viele Menschen den Wunsch spüren, an der Spiritualität und am Alltag der Klöster teilzuhaben. Nur eben nicht gleich für immer.

Wie lange darf es sein?

Die Antwort der Dachverbände der Männer- und Frauenorden ist einfach: ein "Freiwilliges Ordensjahr". Wer mitmacht, lebt für eine zuvor vereinbarte Dauer von drei bis zwölf Monaten im Orden mit - zu freier Kost und Logis, wobei man im Gegengenzug etwa 30 Stunden für die Gemeinschaft tätig ist oder einem externen Beruf nachgeht. Die Teilnehmer sind über das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), die Anstellung im Orden oder eine laufende Pension sozialversichert. 24 Frauen- und sechs Männerorden bieten derzeit die Möglichkeit für das Freiwillige Ordensjahr. Wie die Zisterzienserinnenabtei Mariastern in Gwiggen.

Wie eine Partnervermittlung?

"Dass man sich nicht auf Dauer verpflichten muss, lockt die Leute", so der Eindruck der Koordinatorin des Projekts, Schwester Ruth Pucher von den "Missionarinnen Christi", die ihre eigene Funktion mit jener einer Partnervermittlung verglich: In den vorbereitenden Einzelgesprächen, zu denen jeder Bewerber nach dem Internet-Erstkontakt kommen kann - in den vergangenen Monaten gab es 27 solcher Treffen - werden Erwartungen abgeklärt, die Kandidaten und die zu ihnen passenden Orden bestimmt und Rechtliches sowie andere Details geklärt. Alles weitere übernimmt der Orden, wobei Sr. Ruth vierteljährlich sowohl Teilnehmer als auch Interessenten zur Fortbildung in der Gruppe versammelt, und zwar je abwechselnd in einem Männer- und Frauenkloster. Überrascht habe sie, dass der Großteil der bisherigen Interessenten aus der jüngeren Altersgruppe kommt, erklärte Pucher. (red/kathpress)