Fragen um das liebe Geld diskutierten am Freitag 50 Jugendliche im Pfarrheim St. Karl in Hohenems. Genauer gesagt ging es um den Kirchenbeitrag. Andreas Weber, Finanzkammerdirektor der Diözese Feldkirch, und Bischof Benno Elbs standen den Teilnehmer/innen des 22. Hot-Spot-Talks Rede und Antwort.

Hot-Spot-Talk zum Thema Kirchenbeitrag

Die Hot-Spot-Talks sind eine offene Veranstaltungsserie für junge Leute aus ganz Vorarlberg.  Geplant und durchgeführt werden sie von Jugendlichen aus dem Ländle und dem Team Berufungspastoral der Katholischen Kirche Vorarlbergs in Kooperation mit der Jungen Kirche. Sie bieten Platz, um mit dem Bischof und anderen Persönlichkeiten in gemütlicher Atmosphäre zu diskutieren und sich auszutauschen.

Wo kommt das ganze Geld hin?

Der sogenannte „Solidaritätsbeitrag“ ist ein viel diskutiertes Thema in kirchlichen und gesellschaftlichen Kreisen. Warum braucht die Kirche Geld, wenn sie eh so viel hat? Wie viel bekommt der Vatikan? Was habe ich davon? Und was bitteschön hat der Kirchenbeitag mit Jesus zu tun?

„Der Kirchenbeitrag ermöglicht viel Gutes im Ländle. Der schöne Pfarrsaal, in dem wir uns jetzt treffen, die neue Kirchenheizung, aber auch viele Einrichtungen wie das Hospiz, die Telefonseelsorge und die Bildungshäuser ... alles wird zu einem großen Teil durch den Kirchenbeitrag möglich gemacht“, stieg Finanzkammerdirektor Weber ins Thema ein. „Der Kirchenbeitrag ist ein Solidaritätsbeitrag, und Solidarität gehört zum Glauben dazu. Mit diesem Geld werden Dinge ermöglicht, von denen alle profitieren. Vor allem sind das Orte an denen die Menschen zusammenkommen, wie zum Beispiel die Hot-Spot-Talk-Reihe“, führte Bischof Benno Elbs fort.

Es zählen die Menschen vor Ort

Was genau mit dem Kirchenbeitrag passiert, erklärte Weber anschließend ausführlich. Rund 60 Prozent des Budgets flössen z. B. auf direktem Wege zurück in die Pfarren. Hospizbewegung, Telefonseelsorge, Caritas, Bildungshäuser, das Ehe- und Familienzentrum - sie alle sind kirchliche Einrichtungen, die mit 13 Prozent des Budgets unterstützt werden. Auf Augenhöhe dazu liegen mit 14 Prozent der Ausgaben die pastoralen Aufgaben der Diözese. Dazu gehören zum Beispiel auch die Junge Kirche, das Katholische Bildungswerk, das EthikCenter und viele mehr.

Für alle, die bei der Kirche tätig sind und Fragen oder Anliegen haben oder Beratung und Unterstützung suchen, gibt es verschiedene Servicestellen. Da wäre zum Beispiel das Ordinariat, das Schulamt, die IT-Abteilung der Diözese oder die Rechtsstelle. Zehn Prozent werden jährlich für diesen Service der Diözese aufgewendet. Für einige dieser Projekte könne der Kirchenbeitrag auch zweckgewidmet werden, erklärte Weber. Somit bleibe der Großteil des Beitrags in Vorarlberg und nur ca. 1 Prozent gehen in den Vatikan.

Urban Myths

Auch ein weiterer Mythos wurde von Finanzkammerdirektor Weber vom Tisch gefegt: „Sollte jemand austreten und ein paar Jahre später wieder eintreten wollen, wird auf keinen Fall der versäumte Beitrag zurück verlangt!“ Auch die Lohnpfändung bei Nichtbezahlung käme äußerst selten vor, sei allerdings notwendig, sonst müsse man von einem freiwilligen Beitrag reden. Hier wies Weber darauf hin, dass man mit sich reden lasse, wenn jemand nicht zahlen könne. „Wenn wir von finanzieller Not wissen, dann finden wir gemeinsam eine Lösung. Man muss es uns halt sagen.“

Herr Bischof, was sagen Sie zu jemanden, der aus der Kirche austreten möchte?

„Austritte berühren mich immer, daher versuche ich auf die Austritte persönlich zu antworten. Die Kirche ist immer für einen da, und fängt die Menschen in guten wie in schlechten Zeiten auf, sei es bei der Hochzeit oder beim Tod. Jede/r ist frei zu gehen. Mir ist aber auch wichtig, dass die Leute wissen, dass die Tür zum Glauben und zur Kirche immer offen bleibt“, erklärte Bischof Benno Elbs.

Und in Zukunft?

Dass der Kirchenbeitrag ein heikles Thema ist und eine Einrichtung, die verbesserungswürdig ist, weiß auch Finanzkammerdirektor Weber. Zum Abschluss wurden in Kleingruppen Empfehlungen und Wünsche von den Jugendlichen ausgearbeitet. Diese reichten von der Anhebung vom Erstbeitragsalter, über ein Kirchenbeitrags-App, bis zu individuellen Informationen wofür das Geld in der eigenen Pfarre verwendet wird. Man darf also gespannt sein wie sich der Kirchenbeitrag und Kirche in Zukunft entwickeln.

Was meint ihr dazu?

Simon FriedleSimon Friedle, 17

Ich bin im Hot-Spot-Talk-Organisationsteam und finde es immer spannend, neue Diskussionsthemen zu finden. Vor allem dieses Mal war die Materie ja ziemlich anregend. Wir sind eine große Gruppe von insgesamt 15 Jugendlichen aus dem ganzen Ländle. Es macht Spaß sich zu vernetzen, vor allem weil so viele unterschiedliche Leute dabei sind.

 

Magdalena DürtscherMagdalena Dürtscher, 22

Ich bin mit einer Freundin hergekommen, und das hier war der erste Hot-Spot-Talk für mich. Ich finde es wichtig, über den Kirchenbeitrag zu reden, vor allem weil er uns alle etwas angeht. Der Bischof und der Finanzkammerdirektor sind Experten in diesem Thema und haben sehr offen mit uns diskutiert. Ich weiß, dass das Geld immer ein kontroverses Thema ist, aber man sollte sich immer zuerst Informieren, bevor man Kritik übt.