Berufen - nicht berufen? Frei entscheiden!
THEO-Challenge
Talks & Ateliers
Die (Wahl-)Nuss
Statements: Was ich mitnehme
Link-Tipps

[Bilder aus St. Arbogast finden sich in der Bildergalerie rechts. Zum Öffnen einfach ins Bild klicken.]

Von Dietmar Steinmair

Stimmengewirr, Lachen, Ausrufe, Tuscheln, fragende Blicke: "Wow! Aha! I check des net! Wo bitte geht es hier weiter?" 360 Jugendliche sind am Donnerstag nach St. Arbogast gekommen, um auf der Berufs-Info-Messe THEOlogisch die Kirche - und noch mehr: kirchliche Berufe - kennen zu lernen. Ateliers und Talks, Infostände und jede Menge auskunftsfreudige Leute fordern die Jugendlichen heraus. Nämlich: Sich zu entscheiden. Heute dafür, welche Infos sie mitnehmen wollen. Später auch vielleicht dafür, welchen Berufsweg sie in ihrem Leben gehen wollen. - Schließlich lautet das Motto der THEO heuer: "In Hülle, mit Fülle. Finde heraus, was in deinem Leben alles steckt."

 
Berufen - nicht berufen? Frei entscheiden!

Elbs Benno THEOlogisch 2011Beginnen wir am Morgen: Generalvikar Benno Elbs begrüßt die vielen Gäste mit einer Geschichte: Ein Mann geht an einem Steinbruch vorbei und sieht dort Männer beim Bearbeiten von Felsblöcken. Er fragt den ersten: "Was tust du da?" Die Antwort "Ich klopfe den verdammten Stein!" Der Besucher geht weiter und stellt dem nächsten Arbeiter dieselbe Frage. Dessen Antwort: "Ich behaue Steine für den Bau einer Kathedrale." Die Männer machen eigentlich das gleiche, aber sie geben ihrer Tätigkeit einen anderen Sinn. - Ob das nicht auch im Leben von Jugendlichen so sei, fragt Benno Elbs. Es liege eben an der Haltung, ob das, was wir beruflich mal tun, ein verdammter Job ist oder eine sinnvolle Arbeit.

Fischer Elmar Bischof THEOlogisch 2011Auch Bischof Elmar Fischer nimmt sich Zeit für die Jugendlichen. Warum er Priester geworden sei, fragt ihn Moderator Martin Fenkart. Bischof Elmar gibt offenherzig Auskunft: "In den Matura-Exerzitien habe ich mich mit genau der Frage beschäftigt, ob ich eine Berufung zum Priester habe. Und am Ende war klar, dass ich nicht Priester werden will. Mein Religionslehrer, ein Jesuit, überzeugte mich aber davon, es doch zumindest für ein Jahr zu probieren. Also ging ich für ein Jahr ins Priesterseminar, immer noch mit der Absicht, nicht Priester zu werden. Und da ist mir dann aufgegangen, dass es doch eine sinnvolle Sache ist. Ich habe gemerkt: Gott will mich nicht mit irgend etwas ködern, sondern er möchte, dass ich mich frei entscheide. In diesem Jahr habe ich mich dann entschlossen, Priester zu werden, denn ich wollte es selbst."

 
THEO-Challenge

Bei der THEO-Challenge können die Jugendlichen zwölf Personen befragen und so rauszufinden, welche Berufe sie haben. Manche sind erstaunt, als was man in der Kirche wirklich alles arbeiten kann: Pastoralassistent/in, Religionslehrer/in, Jugendreferent/in, Ordensfrau, Theologe/in, Jugend-Engagement-Coach, Leiter/in des Teams "Junge Kirche", Diakon, Leiter/in des Ethikcenters, Seminarist, Krankenhausseelsorger/in, Priester.

Pucher Ruth THEOlogisch 2011Eine der Befragten ist Ruth Pucher. Sie ist Ordensfrau in Wien, lebt mit einer Schwesterngemeinschaft in einem gemieteten Reihenhaus und arbeitet als freie Kunstvermittlerin, macht etwa Kirchenführungen für Schulklassen. "Natürlich wollte ich auch einmal einen Mann und Kinder. Doch da war auch die Sehnsucht nach Gott. Ich fragte mich: Wenn Gott jetzt bei dieser Türe hereinkäme, was würde ich da tun? Meine Antwort auf diese Frage war und ist: Ich wüsste, dass ich nicht allein bin." Im Augenblick verfolgt Ruth Pucher ihr nächstes spannendes Projekt: Sei schreibt ein Buch über ihre Gespräche mit jungen Künstlerinnen. "Denn die haben auch alles auf eine Karte gesetzt. Das hat mich beeindruckt." Im Zuhören wird klar, dass für Ruth Pucher eine Entscheidung um so richtiger ist, je klarer sie fällt.

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Talks & Ateliers

Talk THEOlogisch 2011Das weitere Programm ist vielfältig: "Spart Gott? - Vom Spargeschäft zum himmlischen Job" lockt einer der THEO-Talks. Alfons Meindl erzählt über seinen Weg vom Filialleiter in einem Osttiroler SPAR-Geschäft zum Pastoralassistenten in Hard am Bodensee. Als Filialleiter war er für 16 Mitarbeiter verantwortlich, gut bezahlt, herausgefordert. Mit 30 Jahren hat er gekündigt. Drei Gründe nennt er für diesen Schritt. Der Glaube sei ihm immer wichtig gewesen, auch wenn in seiner Heimatpfarre nicht viel los gewesen war. Nach sechs Jahren als Filialleiter sei sein Geschäftsumsatz durch drei neue Konkurrenz-Geschäfte in unmittelbarer Nähe eingebrochen. "Und drittens habe ich in einem Personality-Check im Rahmen einer Unternehmens-Fortbildung herausgefunden, dass ich eigentlich mehr ein sozialer und familiärer Typ bin." Dass ein durchaus radikaler Schritt aus einer Wirtschaftskarriere in einen anderen Beruf Sinn macht - und mehr noch: Sinn gibt, dem pflichtet Martin Fenkart, ehemaliger Spar-Marketing-Leiter für Vorarlberg, bei: "Ich wollte nicht an Lebensmitteln kleben bleiben, sondern nach der Lebensmitte fragen."

Wandinger Nikolaus THEOlogisch 2011Einen anderen, spannenden Zugang findet Nikolaus Wandinger. Er arbeitet als Wissenschaftler am Institut für Systematische Theologie in Innsbruck. "Hm ..., das klingt kompliziert", denkt sich da mancher Jugendliche, geht dann aber doch in dessen Atelier. Und Wandinger überrascht: "Theologie treiben mit Dr. House." Die Jugendlichen bekommen zunächst einen kurzen Filmausschnitt zu sehen. Nach kurzer Nachdenkpause regen sich Fragen. Und es finden sich durchaus theologische Themen im Film: Vergebung und Umgang mit Schuld. Vorverurteilung (etwa eines zu Unrecht des Missbrauchs beschuldigten Pastors, dessen Karriere und Leben dadurch zerstört wurde). Und die Frage: Handelt Gott in der Welt? Oder besteht mein Leben nur aus Zufällen und Verkettungen? Das Zitat Einsteins, das im Film auf diese Frage fällt, haben sich die Jugendlichen gemerkt: ""Zufälle sind Gottes Art, anonym zu bleiben."

Honeck Manuel THEOlogisch 2011Ein Sprung ans Ende der Veranstaltung: Manuel Honeck ist Jung-Fußballprofi bei der Austria Lustenau. Er hat mit dem Fußball sein Hobby zum Beruf gemacht. Gleichzeitig sei es wichtig, neben dem Fußball ein zweites Standbein zu haben, so der Sportler. Im Augenblick macht Honeck eine Ausbildung im Sportmanagement. Und heute findet er sich gemeinsam mit ORF-Journalist Stefan Krobath und Kabarettistin Gabi Fleisch beim THEO-Talk "Voll Leben" wieder. Voll Leben bedeutet für Manuel Honeck, dass er so sein kann, wie er ist. Zu einem vollen Leben gehört für ihn natürlich Fußball und die Familie. Ob er beim Fußballspielen auf die Kraft des Gebetes setze? Manuel: "Wenn ich das Tor verfehle, dann hat das nichts mit Gott zu tun. Aber Gott hat sehr viel damit zu tun, dass ich vor dem Spiel ruhig werde. Und dass ich das, was schief geht, irgendwo hinlegen kann. Eben zu Gott."

 
Die (Wahl-)Nuss

Weitere Blitzlichter des Tages, nicht nur von unserem Fotografen Pete Ionian (seine Eindrücke finden sich in der Bildergalerie rechts. Einfach anklicken!): "1800 Sekunden Meditation mit Profis" bieten die Klaraschwestern aus Bregenz in der Arbogast-Kapelle. ORF-Journalist und "Focus"-Macher Johannes Schmidle, Johannes Berger, Personalschef der Firma Blum, und Pastoralamtsleiter Walter Schmolly zeigen, dass man mit dem Theologiestudium - und natürlich mit der notwendigen Lernbereitschaft für alles Neue - sehr, sehr weit kommen kann. Claudio Tedeschi von der Pfarrcaritas räumt mit der Märchen von der Sozialromantik in der Caritas auf und zeigt, dass sich der steinharte Job bei der Caritas menschlich und persönlich lohnt.

Nach einem langen Vormittag zieht es die Jugendlichen wieder fort. Sie nehmen ein Zitat vom Benediktiner-Pater Kolumban Reichlin von der Propstei St. Gerold mit nach Hause: "Der Hl. Benedikt sagt: Man soll verschiedene Menschen nie über einen Kamm scheren. Es kommt nämlich darauf an, das verschiedene Maß zu erkennen, mit dem wir auf andere Menschen und deren Fähigkeiten zugehen." 360 junge Menschen finden an diesem Tag in Arbogast vielleicht den einen oder anderen Hinweis für die Frage, wie sie in ihrem eigenen Leben die (Wahl-)Nuss ihrer Entscheidungen wohl am besten knacken könnten.

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Statements: "Was nimmst du heute mit nach Hause?"

Wieser PaticiaPatricia Wieser, Wolfurt
Ich habe vor einer Woche eine Vortrag zum Freiwilligen Sozialen Jahr gehört und wollte mich hier weiter informieren. Es war interessant, was einige Leute am Anfang bei der THEO-Challenge gesagt haben. Denn die hatten in ihrem Leben zuerst einmal ganz andere Vorstellungen von dem, was sie einmal machen.

 

Barta ClarinaClarina Barta, Alberschwende
Ich bin hier, weil uns unser Religionslehrer das vorgestellt hat. Mir hat das gleich von Anfang gefallen, auch das Thema "In Hülle, mit Fülle" hat mich gleich angesprochen. Mir hat das Seminar über Entscheidungen "Die Qual der Wahl" am Besten gefallen. Das Thema Entscheidungen ist jetzt nicht nur in Bezug auf Gott wichtig, sondern generell.

 

Troy IsabellaIsabella Troy, Egg
Ich bin auch gekommen, weil ich genauere Infos zum Freiwilligen Sozialen Jahr wollte. Das Seminar über "Dr. House" war echt gut. Da war die Frage, warum Kinder, die wegen einer Krankheit sterben müssen, mit dem Tod vielleicht leichter umgehen als die Erwachsenen. Wr haben diskutiert, warum hier das Mädchen ihre Mama trösten hat müssen und warum das auch o.k. so ist. Normal ist es ja eher umgekehrt.
 

Fenkart MartinMartin Fenkart, THEO-Projekt-Koordinator, Hohenems
"Wir liefern hier einen Tag lang 'Info - total' rund um attraktive, soziale und kirchliche Jobs. Dazu diskutieren Promis mit Schüler/innen über 'Mein Leben, meine Zukunft, mein Traumberuf.'  Die Kirche der Zukunft lebt von Christ/innen, die sich mit all ihren Talenten und Erfahrungen für die Menschen einsetzen und die Hoffnungsbotschaft des Evangeliums niemanden vorenthalten wollen. Kirchliche Berufe haben genauso Zukunft wie ehrenamtliches Engagement in der Kirche.

 
Link-Tipps

_ www.kath-kirche-vorarlberg.at/theo
_ www.facebook.com/meineberufung

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