In der Diözesanbibliothek befindet sich eine Handschrift, in der die Ergebnisse der Salzburger Provinzialsynode von 1573 zusammengefasst sind. Die Umsetzung von Reformen waren nach der Reformation das große Ziel der Synoden des späten 16. Jahrhunderts.

Archivale des Monats - Oktober 2015

Die Kirche kennt Versammlungen (Konzile und Synoden) seit der frühesten Zeit. Aus dem Erfordernis, Glaubensfragen und organisatorische Probleme zu diskutieren, entstanden Kirchenversammlungen unterschiedlicher Größenordnungen. Teilkirchen trafen sich in Provinzial- und Diözesansynoden, Konzile der Gesamtkirche sind ökumenische Konzile. Zur Umsetzung der Reformbeschlüsse des Konzils von Trient, das Missstände, die unter anderem zur Reformation geführt hatten, beheben sollte, fand im Jahr 1569 eine Synode der Salzburger Kirchenprovinz statt.

Salzburg 1569

Der Kirchenhistoriker Rudolf Leeb schätzt die Synode von 1569 folgendermaßen ein: "Im Jahre 1569, bald nach dem Ende des Konzils von Trient, tagte eine Synode der Erzdiözese Salzburg in der Stadt Salzburg. In ihren Beschlüssen rezipierte sie klar die Trienter Reformdekerte. Doch damit war noch lange nicht die reale Umsetzung in den Diözesen möglich, dazu fehlten die geeigneten Pfarrer und Bischöfe. Einzig der Passauer Bischof Urban von Trennbach begann damals, ernsthaft erste Maßnahmen in seinem engeren Bereich (Ordinariat und Stadt Passau) durchzuführen."

Rudolf Leeb u.a., Geschichte des Christentums in Österreich. Wien 2003, Seite 245.

Neuer Anlauf 1573

P. Felician Ninguarda OPIm Jahr 1573 trafen sich in Salzburg die ausgewählten Teilnehmer erneut zu einer Provinzialsynode, also zu einer Versammlung der Salzburger Kirchenprovinz. Unter dem Vorsitz des Erzbischofs Johann Jakob von Khuen-Belasy sollten die Statuten der Provinzialsynode von 1569 revidiert werden. Als Berater fungierte der spätere päpstliche Botschafter P. Felician Ninguarda, der schon 1562 als Vertreter des Erzbischofs von Salzburg am Konzil von Trient teilgenommen hatte. Er arbeitete als unermüdlicher Kämpfer für die Reformen des Konzils von Trient und war als bischöflicher Rat und Kommissar auch die Seele der Salzburger Synode.

Eine Handschrift in der Diözesanbibliothek

Handschrift Bibliothek der Diözese Feldkirch Sign. 103 009In der Feldkircher Diözesanbibliothek befindet sich eine durchgehend in lateinischer Sprache gehaltene Handschrift, die über den Verlauf und die Inhalte der Salzburger Synode von 1573 berichtet. Es ist dies ein kleiner Band mit einem goldgeprägten Pergamenteinband. Die Entstehungszeit der Handschrift ist wohl eher ins frühe 17. Jahrhundert zu datieren, da der Einband das Wappen von Markus Sittich v. Hohenems (Erzbischof von Salzbur 1612-1619) trägt. Woher dieses bemerkenswerte  Zeitzeugnis stammt und wie es nach Feldkirch gelangte, ist leider unbekannt.

Die Teilnehmer

Die Handschrift gewährt Einblicke in das beginnende Reformbestreben, den maßgebeneden Einfluss der Päpste Pius V. und Gregor XIII., aber auch die unendlichen Schwierigkeiten, besonders in Kärnten und der Steiermark, die auch auf dem Konvent nicht vertreten sind. Vertreten waren jedenfalls der Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe von Passau und Chiemsee, Vertreter der Bischöfe von Freising, Regensburg und Brixen, sowie Vertreter der Domkapitel aller dieser Bischofssitze. Außerdem nahmen Äbte und Pröpste der Erzbabtei St. Peter, der Fürstpropstei Berchtesgaden, des Augustinerklosters Baumburg, des Benediktinerklosters Gars, der Augustinerklosters Herrenchiemsee und Reichenhall, dem Kollegiatstift Ötting und des Augustinerklosters Höglwörth an der Versammlung teil.

Die Vertreter versammelten sich am 24. August 1573, dem Tag des hl. Apostels Bartholomäus. Am nächsten Tag trat das Metropolitangericht zusammen, um die Anwesenheit der Geladenen zu überprüfen, die Entschuldigungen zu sammeln und die Unentschuldigten ermahnen zu lassen.

Die Synode

Handschrift Bibliothek der Diözese Feldkirch Sign. 103 009 - Seite 1Am 26. August begann die Synode schließlich am frühen Morgen: die Synodenväter traten zusammen; nach der Anrufung des heiligen Geistes mit dem Antiphon "Veni Sancte Spiritus" und einem Gebet begannen nun die Beratungen.

Der Bischof von Chiemsee erläuterte daraufhin im Auftrag des Erzbischofs die Vorgehensweise: Zunächst sollte der römische Gesandte, P. Felician Ninguarda, die päpstlichen Anliegen und Wünsche vortragen. Dann sollten die Dekrete der vergangenen Synode von 1569 überprüft, angepasst und neu in Kraft gesetzt werden.

Danach trug P. Felician seine "Relatio", also seinen Bericht vor. Darin ermahnte er die Anwesenden, die Beschlüsse des Konzils von Trient unbedingt umzusetzen. Danach begab sich der Erzbischof und die gesamte Versammlung in den Dom, wo unter Anrufung des heiligen Geistes eine Messe "cum organis et musica, ministrantibus duobus ex Canonicis Ecclesiae Metropolitanae" gefeiert wurde. Nach den abschließenden Gebeten ermahnte der Zeremonienmeister die Synodenväter, nach dem Frühstück wieder zusammenzukommen - der zweite Teil der "Relatio" von P. Felician Ninguarda war noch ausständig.

Nach dem Frühstück erläuterte P. Felician nun, welche Punkte der Synodalbeschlüsse von 1569 zu revidieren seien ("quae in Decretis Synodi Salisburgensis nuperrime habitae a Sancta Sede correcta, quae deleta, quae adiuncta, quae mutata, quae ne difficulter admissa sint"). Es folgen in diesem Bericht seitenlange Anmerkungen zu verlangten Änderungen.

Wie geht die Synode weiter?

Wohl erschöpft von all den Themen, beriet die Synode nun, wann und wie die Beratungen fortgesetzt werden sollten. Der Zeremonienmeister erklärte den Tagesablauf: Täglich begann der Tag zur sechsten Stunde mit der Messe in der Johanneskapelle, dann folgten Beratungen bis zum Frühstück, dann dann am Vormittag bis zum Mittagessen und schließlich nachmittags bis zur Abendmahlzeit.

In den nächsten Tagen wurden nun die Eingaben bearbeitet, die Dekrete überarbeitet, und ein Schlussdekret erstellt - alles unter der Federführung von P. Felician. Am 3. September 1573 wurde die Synode mit einem Schreiben an Papst Gregor XIII. und einem Abschlussbericht von P. Felician abgeschlossen. Der Papst antwortete im November auf diese Versammlung und schärfte noch einmal ein: "sunt Decreta per universam Regionem tuam servari, Seminaria constituti, Diocoeses visitari, malos mores omnes, de quibus audisti, extirpari, et sanctam christiane religioni congruentem vitam degi, cognoscamus." - Es sollten also die Dekrete der Synode in der gesamten Salzburger Kirchenprovinz befolgt werden, Priesterseminare eingerichtet werden, die Diözesen der Kirchenprovinz durch die Bischöfe visitiert und damit überprüft werden, und alle Unsitten, die bekannt würden, ausgerottet werden, damit das Leben der heiligen christlichen Religion gehorchend geführt werden kann.

Bestand: BDF Sign. 103 009