Gerhard Podhradsky war neben seiner Tätigkeit als Pfarrer in Röthis zugleich zeitweilig Caritas-Direktor, in den Jahren 1981 bis1988 Diözesanarchivar und bis 2009 Leiter der Bibliothek der Diözese Feldkirch

Ministrant in Bregenz

Pfarrer Gerhard Podhradsky wurde am 10. November 1929 in Bregenz-Vorkloster als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren. Schon während seiner Schulzeit reifte in ihm der Wunsch, eine Priesterlaufbahn einzuschlagen. Unterstützt wurde dieser Wunsch von seinem Religionslehrer Kaplan Johannes Schöch und stieß bei seinen Eltern auf großes Verständnis. In der Pfarre war er eifrig bei den Ministranten und in der Pfarrjugend aktiv, hier entdeckte er auch seine besondere Vorliebe für Bücher und Geschichte. 1944/45 wurde er zum Kriegsdienst an der Südfront einberufen, wo er als Telefonist, in Mori (Trentino) und auf dem Monte Altissimo stationiert war. Kurz vor Kriegsende konnte er in die Heimat zurückkehren. Die Erfahrungen der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, insbesondere die Unterdrückung der persönlichen Freiheit, bewegten Gerhard Podhradsky, den vorgezeichneten Weg konsequent einzuschlagen.

Seelsorger in der Diözese Feldkirch

Nach der Matura am Bundesgymnasium Bregenz studierte er in den Jahren 1950 bis 1955 Philosophie und Theologie an der Universität Innsbruck bei Josef Andreas Jungmann, Karl und Hugo Rahner u. a. Mit dem Abschluss seiner Studien wurde er am 27. März 1955 im Canisianum Innsbruck von Bischof Paulus Rusch zum Priester geweiht. Seit Herbst 1955 war er zunächst Kaplan in Lustenau-Kirchdorf, dann ab 1957 als Kaplan in Feldkirch-Altenstadt in der Pfarrseelsorge tätig. Im Jahr 1966 trat er die Stelle als Pfarrer von Röthis an.

Vielfältige Tätigkeit

Seine Interessen waren vielfältig und schlugen sich auch in den unterschiedlichsten Bereichen nieder, in denen er beschäftigt war. In den Jahren 1961 bis 1972 leitete er als Diözesandirektor die Caritas Vorarlberg. Während dieser Jahre richtete die Caritas die ersten Beschützenden Werkstätten für Behinderte in Bludenz und Altenstadt ein, außerdem wurde die Arbeit in den Bereichen der Familienhilfe, der Suchtkrankenfürsorge und der Wohnungsbeschaffung für bedürftige Familien aufgenommen. Mit seiner Arbeit bei der Caritas legte er die Grundlagen für den weiteren Aus- und Aufbau der karitativen Dienste innerhalb der Diözese Feldkirch. Als Caritas-Direktor folgte ihm 1972 Pfarrer Gebhard Amann. In Anbetracht seiner Verdienste und Bemühungen um Aufbau und Tätigkeit der Caritas wurde ihm am 29. November 1990 die Vinzenz-Medaille der Caritas verliehen.

1973 wurde Pfarrer Podhradsky außerdem zum Dekan des Dekanates Rankweil gewählt und übte dieses Amt bis 1986 aus. In den Jahren 1982 bis 1988 war er außerdem Leiter von Archiv und Bibliothek der Diözese Feldkirch. In diesem Bereich legte er die Grundlagen für die bis heute andauernde Neuerschließung der historischen Archivbestände des Diözesanarchivs. Er war beispielsweise auch bei der Entdeckung und anschließenden Beurteilung der sogenannten "Rönser Authentik", einer Urkunde aus dem 9. Jahrhundert, beteiligt. Nach seinem Rücktritt als Diözesanarchivar betreute er bis 2009 weiterhin die Diözesanbibliothek im Kloster Altenstadt. Hier galt seine Sorge vor allem den historischen Bücherbestände, deren Schicksal er im Falle der Bibliothek des Boch’schen Benefiziums beispielsweise seit seiner Schulzeit verfolgte. Er bemühte sich deshalb um den Aufbau einer eigenen Bibliothek der Diözese. Neben der Erschließung und wissenschaftlichen Bearbeitung der Buchbestände organisierte er Ausstellungen in den Leseräumen der Bibliothek.

Historiker, Gestalter und Liturge

Seine historischen Forschungen fanden Niederschlag in zahlreichen Publikationen. Als anerkannter Experte in mittelalterlicher Kirchengeschichte und ausgewiesener Kenner der historischen Buchbestände innerhalb der Kirche Vorarlbergs und darüber hinaus konnte er immer wieder neue Erkenntnisse seiner Forschungsgebiete aufweisen. Neben der von ihm begründeten Schriftenreihe des Diözesanarchivs sind vor allem seine Bemühungen um die Liturgie zu nennen. In diesem Zusammenhang nahm er maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung von Kirchenräumen nach den liturgischen Erfordernissen des Zweiten Vatikanischen Konzils, so etwa in Feldkirch-Altenstadt während seiner Zeit als Frühmesser oder in Röthis. Das von ihm verfasste „Lexikon der Liturgie“ erweist sich immer noch als gutes Nachschlagewerk auf der Höhe der Zeit, das sogar ins Italienische und Niederländische übersetzt wurde.

Pfarrer in Röthis

In „seiner“ Pfarrei Röthis wurden die Pfarrkirche, der Pfarrhof, der  Pfarrsaal und das Frühmesshaus renoviert bzw. erweitert. Künstlerisch zeichnete er neben der Mitentwicklung der Kirchenräume auch für das theologische Konzept der figuralen Farbfenster der Seminarkirche Innsbruck verantwortlich, die von Martin Häusle ausgeführt wurden. In Anbetracht seiner Verdienste wurde er 1985 zum Monsignore, 2008 zum Prälaten ernannt. Die Gemeinde Röthis verlieh ihm 1999 den Ehrenring der Gemeinde. Am 28. März 2018 ist Prälat Podhradsky zu seinem Schöpfer heimgekehrt.