Der Pfarrer von Tosters Ferdinand Josef Köberlin verfasste vor 280 Jahren für seine Nachfolger eine umfangreiche Beschreibung, wie die Gottesdienste in der Pfarrkirche Tosters zu halten waren.

Archivale des Monats - April 2018

Ein "Rituale" von 1738

Der Pfarrer von Tosters, Ferdinand Josef Köberlin verfasste 1738 sein "Rituale parochialis ecclesaie SS. Cornelii et Cypriani Martyrum in Tosters, das ist: alle amtierte Kirchen-Gebräuch, und Verrichtungen in der Pfarrkirch zu Tosters, das Jahr hindurch." Er machte damit eine Momentaufnahme des liturgischen Lebens in der altehrwürdigen Pfarrkirche unter der Tostner Burg: Am Ostersamstag feierte er morgens um acht Uhr die Auferstehung. Er weihte dazu das Osterfeuer auf dem Friedhof, wobei die heiligen Öle des vergangneen Jahres verbrannt wurden. Diese musste er aus seinem Pfarrhaus in der Feldkircher Herrengasse mitbringen, der Pfarrer von Tosters war ursprünglich Burgkaplan der Montforter Grafen auf der Tostner Burg und wohnte deshalb in der Stadt. Anschließend wurde ein "Osterlamm" und das Wasser geweiht. Das im Text genannte "agni pascalis" war vermutlich eine Osterspeise. Der übrige Gottesdienst wurde den Vorschriften des Messbuches entsprechend gehalten. Da der Samstag kein Feiertag war, konnte die Bevölkerung an der Messe nicht teilnehmen. Der Pfarrer bemerkte dazu, dass der Messe, "weil die baursleuth der arbaith obligen, glaublich kaum 3 personen beywohnen werden". Die Messe war einfach gehalten und es wurde nicht gesungen.

Das eigentliche Osterfest war für die Pfarrgemeinde der Ostersonntag. Dieser begann mit einem Rosenkranz um halb neun, anschließend vollzog die ganze Pfarrgemeinde eine Prozession, bei der die Kirche dreimal umrundet wurde. Anschließend begann die Ostermesse, bei der die Pfarrgemeinde gemeinsam Osterlieder sang. Bei der Ostermesse fand ein Opfergang statt, dessen Erlös dem Pfarrer zustand. Dafür musste er die Ostermesse für die ganze Pfarrgemeinde lesen. Die Osterkommunion wurde an den drei Osterfeiertagen (Sonntag, Montag und Dienstag) ausgeteilt. Dafür war die Osterbeichte notwendig und wurde ein Osterkommunionzettel ausgehändigt. Um zu überprüfen, wer aller zur Kommunion gegangen war, wurden die Kommunionzettel am Osterdienstag nach der Messe im Mesnerhaus eingesammelt und der Pfarrer vermerkte dies in einem Katalog.

Hier finden Sie die Beschreibung von Pfarrer Köberlin im Original:

"Sabbathum sanctum - Charsambstag"

"Umb 8 Uhr fanget an der Gottesdienst, mit Weyhung dess Feurs auf dem Freythof, wobey die olea sacra dess vergangenen oder letzt verflossenen Jahres müssen verbrannt werden man muss heute nit vergessen, die 3 silbernen vasula mit denen oleis sacris, nach Tosters zu nemen, weil sie heute nöthig seindt a benedictionem S. fontis et benedictio iginis, undt alle darbey übliche ceremoniae. Undt die vestimanta, cuique coloris esse debeant, seindt alle in dem Messbuech, in suo loco, ante missam hodiernam zu findten, gleichfalls benedictio agni pascalis et fontis baptismalis, und alle übrige heute üebliche ceremoniae seindt auch alldort, also habe solche zu beschreiben, vor unnötig befunden. Nur sovil melde ich, daß in heutigem ganzen gottesdienst, kein eintziges worts gesungen, sondern alles alta voce gesprochen werde. Finitis monibus ceremoniis et benedictionibus, volget darauf die hl. messe, dero (weil die baursleuth der arbaith obligen) glaublich kaum 3 personen beywohnen werden. [...]"

"Dominica resurctionis Domini"

Hodie hora media 9na incipiunt divina, undt bettet man anfangs einen rosencrantz lauth, finito rosario gehet der pfarrher alba, stola et pluviali indultus mit dem volkh processionaliter umb die pfarrkirch herumb; im hinausgehen, gibt der pfarrherr dem volkh das weyhwasser, undt behaltet das aspersorium allzeit in der handt umb die kirch herumb, weil er im herumgehen stets die gräber der verstorbenen aspergieren muess. Wann er zur kirch will hinausgehen, fanget er an zu singen - asperges me hyssopo, et mundabor, lavabis me, et super nive dalbabor. Dann psalmo miserere, singet der herr pfarrherr in der procession umb die kirch herumb, in alle 2. alter, 3. mahl: dieser procession halber umb die kirch herumb, so am hohen ostertag den anfang nimmt, undt an allen, sonn- undt feyertagen gehalten wirt usque a feriam 2da post pentecostem inclusive, videatur regula generalis 16ta facie hius libri 65. 66. undt 67. Heute weyhet man kein wasser ondern bendienet sich zum aspergieren dess gestern geweyhten ostertauffs, bis er entlich ausgehet und verbrauchet ist, als dann fanget man weiter an, an den sonntagen das wasser zu weyhen. Hodie est concio, unt singet das volkh österliche liedt alle sonn -undt feyertage usque a festo accensionis domini exclusive (vide huic libri faciem 69), dto ein opffer, man gehet aber nur einmahl zu oppfer, gehöret dem herrn pfarrherrn, der herr pfarrherr aber muess dessentwegen rpo parochiamis die hl. messe applicieren. Reliqua divina omnia sunt in omnibus iuxta formam festi circumisionis domini.

Nach der predig seindt heute volgente sachen zu verkündten: 1mo die 2 gebottenen osterfeyertag, as nemlich der montag undt dienstag. - 2do. das die gesambte pfarrkinder am osterdienstag nach dem gottesdienst (sic semper moris erit) ihre zedtel wegen verrichteter österlicher comunion, lieferen sollen, die man in dess mesmers haus einsamlet, undt aufschreibet, damit man wisse, ewr sie gebracht oder nit, zudemem iedem zedtel seind sie schuldig, einen kreutzer zu erlegen. NB. Wann der pfarrherr vor einsamlung der communionzedtlen alle communicanten, von haus zu haus in der gantzen gemaindt aufgeschrieben hat, undt einen catalog machet, kommet er am besten undt baldigsten daraus. NB. heut, morgen undt übermorgen, thuet man iedesmahl, nach vollendteter hl. mess, undt rosencrantz (ehe man die gewöhnlichen 5 vatter unser, 5 ave Maria undt das allgemeine gebett verrichtet, undt die benediction mit dem ciboris geben thuet) die communicanten speisen."

Bestand: AT-ADF 3. PA Feldkirch-Tosters Hs. 9.