Mit großer Freude und gespannter Erwartung konnte im Herbst 2012 der erste Lehrgang für Kirchenraumpädagogik „Kirchenräume erleben und vermitteln“ in unserer Diözese gestartet werden. Der Begriff „Kirchen(raum)pädagogik“ wirkt ein wenig sperrig, erinnert manche an die eigene Schulzeit. Doch die Pädagogik in diesem Falle bezieht sich nicht nur auf SchülerInnen, sondern nimmt den Kirchenbesucher jeden Alters in den Blick.

Der evangelische Theologe Fulbert Steffensky beschreibt den Kirchenraum als einen fremden Raum, den der Mensch aufsucht weil er verschieden ist von seinen alltäglichen Orten. Der Mensch kann sich nicht erkennen, wenn er sich nur in Räumen und Atmosphären aufhält, die durch ihn selbst geprägt sind, die ihm allzu sehr gleichen und die ihn wiederholen. Der Mensch muss auch in die Fremde. Für Steffensky sind Sakralräume solche Aufenthaltsorte der Fremde, die dem Menschen eine heilsame Andersheit bieten.

"Was man liebt"
Für ihn kommt der Kirchen(raum)pädagogik dabei eine ganz besondere Aufgabe zu: „Es (die Kirchenpädagogik) ist ein Stück Mission. Christen erklären anderen, welche Schätze sie haben und was sie lieben. Mission heißt, zeigen, was man liebt. Was man liebt, das zeigt man, und man hält es nicht in einem geheimen Winkel.“ (aus einem Grundsatzreferat über die Bedeutung des Kirchenraums auf der Synode der EKD im Mai 2003)
Dieses Vermitteln dessen „was man liebt“ (sei es aus religiösen, kunsthistorischen, biographischen oder welchen Gründen auch immer) gehört zum Grundkonzept des Lehrgangs.

Grundinhalte
Die verschiedenen Module (teils Wochenenden, teils Halbtage) zeigen das weite Spektrum an Themen auf, die zum Verständnis und der Vermittlung eines Sakralraumes hilfreich sein können: die Architektur eines Kirchenraumes als Spiegelbild verschiedener theologischer Vorstellungen, die Ikonographie in das Heute übersetzt, das Verstehen der liturgischen Orte und der liturgischen Geräte, die besonderen Recherchemöglichkeiten für (kunst-)historische Fragen im kirchlichen Bereich, die Erfordernisse methodischer Art für ganzheitliche Kirchenführungen...

Arbeitsweise
Die Arbeitsweise des Lehrgangs beschränkt sich nicht auf das Vermitteln von Theorie, sondern unmfasst auch praktische Übungen. Eine wohlwollende Feedback-Kultur erleichtert das spätere Arbeiten im Bereich Kirchenführungen und dient dem Gewinnen von Sicherheit für die Praxis. Alle Vortragenden (Doris Gilgenreiner, Markus Hofer, Herbert Berchthold, Hubert Lenz, Martin Salzmann und Othmar Lässer) sind in Vorarlberg wohnhaft und stehen den TeilnehmerInnen auch außerhalb des Kurses bei anstehenden Fragen gerne zur Verfügung.

Große Nachfrage
Am 22. Juni 2013 findet der erste Lehrgang für Kirchenraumpädagogik im Rahmen einer feierlichen Zertifikatsverleihung an die 18 TeilnehmerInnen seinen Abschluss. Als sehr bereichernd erweist sich die gute Durchmischung der TeilnehmerInnengruppe: ausgeglichenes Geschlechterverhältnis, verschiedene Altersgruppen, geographische Verteilung über die ganze Diözese, verschiedene Zugänge zum Thema (religiöse, pädagogische, kunsthistorische, berufliche...). Auch etliche zertifizierte Fremdenführer nutzen dieses Angebot zur Weiterbildung. Aufgrund der großen Nachfrage findet im kommenden Jahr wieder ein Lehrgang für Kirchenraumpädagogik 2014 „Kirchenräume erleben und vermitteln“ statt. Wir freuen uns darüber!