2022 jährt sich der Todestag des hl. Fidelis von Sigmaringen zum 400. Mal. Anlass genug, unseren Diözesanpatron neu in den Blick zu nehmen. Verschiedene Veranstaltungen laden im Fidelisjahr 2022 auf verschiedenste Weise dazu ein.

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Jurist
Der spätere Kapuzinerpater Fidelis wurde im Jahr 1578 als Sohn eines Gastwirtes und späteren Bürgermeisters Johannes Roy in Sigmaringen geboren. Auf den Namen Markus getauft schien ihm ein geordnetes Leben vorherbestimmt. Nach dem Schulbesuch studierte er in Freiburg im Breisgau Philosophie und Rechtswissenschaften, ging mit einem Adeligen auf Kavalierstour und beendete schließlich seine Studien mit der Promotion zum Doktor beider Rechte. Er wurde Advokat und Beisitzer am Obersten Gerichtshof in Ensisheim, dem Sitz der habsburgischen Verwaltung. Dort setzte er sich für Benachteiligte ein und erhielt den Beinamen „Advokat der Armen“.
 
Kapuziner
Soweit, so gut – doch wie konnte es dieser Jurist in einem relativ unbedeutenden Verwaltungszentrum der habsburgischen Vorlande es zum Martyrium, ja sogar zur Heiligsprechung bringen? Seine Arbeit scheint ihn auf Dauer nicht glücklich gemacht zu haben. Misswirtschaft und Korruption entmutigten den jungen Juristen, sodass er nach Alternativen suchte. Er fand sie, indem er in den Kapuzinerorden eintrat, dem bereits sein Bruder Georg angehörte. 1612 wurde er zum Priester geweiht, in den folgenden Jahren war er in Biberach, Altdorf, Bludenz, Kientzheim, Rheinfelden und schließlich als Prediger und Klosteroberer in Feldkirch tätig. Als Kapuziner wählte Markus Roy den Namen Fidelis. Seine Namenswahl sollte Programm für seine Tätigkeit werden.
 
Dramatische Zeiten
Der Kapuzinerorden widmete sich nach der Reformation vorwiegend der katholischen Erneuerungsbewegung. Mit Klostergründungen, Seelsorge, Predigten und Bildungsstätten unterstützte er die Ziele der katholischen Gegenreformation. Zugleich war es eine Zeit der politischen Wirren, der Kriege und der Entbehrungen durch Missernten. Zugleich rollten die letzten großen Pestewellen über Europa hinweg. Die Rekatholisierung von Teilen des Prättigau war habsburgisches Programm. Hier trafen geopolitische Interessen der damaligen europäischen Großmächte auf konfessionelle Auseinandersetzungen. In dieser unübersichtlichen Lage machte sich Fidelis auf zu seiner letzten Predigt.
 
Tod in Seewies
Am 24. April 1622 kam Fidelis in Seewies an. Die Lage in der ganzen Region ist explosiv, ein Aufstand gegen die habsburgischen Herrschaft war gerade niedergeschlagen worden, die Ausübung des reformierten Glaubens untersagt. Der Kapuzinerorden sollte die Seelsorge an den Pfarrkirchen übernehmen und die katholische Predigt war für alle verpflichtend. Ziel war die flächendeckende Rekatholisierung. Ein Zeitgenosse berichtet über jenen schicksalsschweren Sonntag in Seewies, dass zuerst die Wache vor der Kirche, dann die in der Kirche anwesenden Soldaten niedergeschlagen wurde, dann wurde Fidelis „von der Kanzel herabgerissen, vor die Kirche auf den Friedhof geführt, ihm angezeigt, er habe sie lang zum Beichten zwingen wollen, jetzt müsse er ihnen beichten, und ihn gleich darauf mit Stecken und Kolben zu Tode geschlagen.“
 
Heiliger
Nach seinem Tod wurde er zunächst in Seewies an der Kirchenmauer begraben. Ein halbes Jahr später wurde sein Leichnam nach Chur überführt, wo er heute noch ruht. Sein Kopf wurde nach Feldkirch gebracht, wo er sich in der Fideliskapelle der Kapuzinerkirche befindet und wöchentlich der Fidelissegen erteilt wird. Bald nach seinem Tod wurden Rufe nach einer Heiligsprechung laut und tatsächlich wurde Fidelis 1729 selig und 1746 heiliggesprochen. Fidelis war seinem Ordensnamen gemäß ein treuer und unnachgiebiger Verfechter der katholischen Lehre.  Unterdessen war er in den aufgeheizten Konflikten der Gegenreformation zugleich Schachfigur, Akteur und Opfer.
 
Patron
Fidelis war der erste Kapuziner, der in Ausübung seiner Ordenspflichten ums Leben kam. Er wird deshalb als „Erstlingsmärtyrer“ des Kapuzinerordens bezeichnet. Durch seine Heiligsprechung wurde er zur Ehre der Altäre erhoben und es wurden Kirchen und Kapellen seinem Patronat unterstellt. In Vorarlberg ist dies vor allem die Pfarrkirche Muntlix, die den hl. Fidelis als Hauptpatron auch bildlich an der Stirnwand in den Mittelpunkt stellt. Vor allem ist Fidelis aber neben dem hl. Gebhard zweiter Patron der Diözese Feldkirch. In Feldkirch wird seiner am Fidelissonntag, dem Sonntag nach seinem Todestag am 24. April, gedacht. Im Dom wird ein Gottesdienst gefeiert, anschließend findet an der letzten Wirkungsstätte des Heiligen im Kapuzinerkloster Feldkirch ein Fest statt.
 
Veranstaltungen
Zum 400. Mal jährt sich 2022 der Tod des hl. Fidelis. Über das Jahr finden deshalb verschiedene Veranstaltungen statt. Von Sigmaringen über Feldkirch bis Seewies zeichnen die Veranstaltungsorte das Leben des Heiligen nach, setzen dabei aber neue Impulse. Eines lässt sich bereits jetzt feststellen: Die Vorbereitung dieses Gedenkjahres ermöglicht neue überregionale Vernetzung und Begegnung, fördert internationale Zusammenarbeit und ermöglicht durch gemeinsame Projekte gegenseitiges Verstehen und Anerkennung verschiedener Sichtweisen, Überlieferungen und Geschichten. Wenn Fidelis 400 Jahre nach seinem Tod offene Begegnungen, gemeinsame Erinnerung und wertschätzende Zusammenarbeit ermöglicht, so ist sein Patronat für die Diözese Feldkirch zukunftsweisend.