In Feldkirch befand sich bereits bis 1773 ein Jesuitenkolleg. Die Patres hatten gemeinsam mit den Kapuzinern den Predigtdienst an der Stadtpfarrkirche zu versehen und verteidigten diesen Dienst vehement.

Archivale des Monats - August 2018

Predigtdienst an der Stadtpfarrkirche

In Feldkirch bestand seit dem Jahr 1509 eine Stiftung zur Anstellung eines Pfarrpredigers. Im Zuge der Gegenreformation wurde der Predigtdienst den seit 1602 in Feldkirch ansässigen Kapuzinern zugeteilt. Als ab 1749 auch die Jesuiten in Feldkirch ein Kolleg betrieben, wurde eine Vereinbarung zwischen diesen beiden Orden geschlossen. Die Kapuziner und die Jesuiten sollten sich regelmäßig bei den Predigten in der Stadtpfarrkirche abwechseln.

Primiz 1770

Im Jahr 1770 stand die Primiz von Bartholomäus Böhler an. Der Feldkircher Stadtammann berichtete darüber an den Bischof von Chur: "Bey denen H.H. Jesuiten hingegen waren wir nicht so glücklich, sondern nachdem wir dem Ordinando, daß er seinen Ocle den Herrn Pfarrer Fischer von Welfensperg zum Prediger einladen möchte, vergönntet, und daraufhin anfänglich den Herrn Pfarrer und Canonicum v. Bayer hinnach aber, und da dieser uns geneigtist entsprochen, auch die H.H. Jesuiuten angegangen, womit Sie vorgehörtem Herrn Fischer ad Festum Sti. Josephi die Canzel und Predig cedieren möchten, so mußten wir die Suspension Verbescheidung erhalten, wie sie von Euer Hochfürstlichen Gnaden die Jurisdicitonem dicendi e Cathedra erhalten hätten, und ohne höchsten Consens solche durch einen anderen nicht besteigen lassen dürften, sonsten aber gar nichts entgegen hätten."

Protest der Jesuiten

Bereits wenige Tage vorher hatten sich die Feldkircher Jesuiten an den Bischof von Chur gewandt und auf das ausschließliche Predigtrecht gepocht. Es ginge die Sache ja nicht nur die Jesuiten, sondern auch die Kapuziner an. Und durch das Zurückstehen der Jesuiten am Josephitag käme der vereinbarte Rhythmus durcheinander. Da der Churer Bischof anscheinend kein Machtwort gesprochen hatte, bliebe dem geplanten Primizprediger die Kanzel wohl verwehrt. In einem weiteren Schreiben stellen die Feldkircher Jesuiten jedenfalls fest, dass weder die Ammann und Rat der Stadt, noch der Feldkircher Stadtpfarrer das Recht hätten, irgendjemandem die Predigt zu erlauben.

Vorläufiges Ende des Ordens

1773 wurde das Feldkircher Jesuitenkolleg übrigens ebenso wie der gesamte Jesuitenorden vom Papst aufgehoben. Ehemalige Jesuiten versahen den Predigtdienst an der Stadtpfarrkirche noch bis 1779. Von da an bis weit ins 20. Jahrhundert predigten beinahe ausschließlich die Kapuziner in der Stadtpfarrkirche Feldkirch, dem Stadtpfarrer standen traditionell nur die Festtags-Predigten an den vier höchsten Feiertagen und die Allerseelen-Predigt zu.

Bestand: AT-ADF 1.13. GP Feldkirch-St. Nikolaus 6.3.2.1.

Literatur: Ulmer/Getzner, Geschichte der Dompfarre Feldkirch 2, 225 ff.