Habemus Pontificem - Wir haben einen Papst! So telegrafierte der Vorarlberger Priester Johann Müller, 1878 Kaplan an der Anima in Rom, nach Feldkirch.

Archivale des Monats - März 2013

Tod des Papstes Pius IX.

Der spätere Feldkircher Stadtpfarrer Johann Müller (1854-1921) erlebte als Student in Rom eine spannende Episode der Kirchengeschichte mit. Am 7. Februar 1878 war Papst Pius IX. verstorben, damit begann die papstlose Zeit - die Sedisvakanz. An das Generalvikariat Feldkirch wurde die Nachricht telegraphisch durchgegeben und vom Brixner Ordinariat wurden folgende Anordnungen "anlässlich des Hinscheidens Sr. Heiligkeit Papst Pius IX." verkündet: Papst Pius IX.

- In allen Säkular- und Regularkirchen soll drei Tage nach eineander eine Stunde lang mit allen Glocken geläutet werden.

- In allen Kirchen soll ferner ein feierlicher Seelengottesdienst gehalten werden, wobei die erste Todtenmesse im Missale mit den primo loco gesetzten Orationen aus den "orationes diversae" zu nehmen ist. In Brixen (Domkirche), Innsbruck (St. Jakob) und Feldkirch (Pfarrkirche) ist der Todtengottesdienst drei Mal, an verschiedenen Tagen, zu halten.

- Um eine glückliche Papstwahl von Gott zu erflegen, soll in allen Säkular- und Regularkirchen eine Betstunde mit ausgesetztem Sanctissimum gehalten werden.

- Von allen Priestern ist bis zur vollzogenen Wahl des neuen Pasptes die Kollekta aus der Messe "Pro eligendo Summo Pontifice" einzulegen.

Die Weltkirche wurde also zum Gebet aufgerufen und der Generalvikar von Feldkirch, Johann Amberg, rief die Bevölkerung auf, an den Betstunden und Seelenämtern in der Feldkircher Generalviakriatskirche teilzunehmen: "Zu zahlreichem, andächtigem Besuche werden alle Gläubigen eingeladen," notierte er im Entwurf für ein Flugblatt.

Ein neuer Papst: Leo XIII.

Papst Leo XIII.Am 18. Februar 1878 begann das Konklave, bereits zwei Tage später war ein neuer Papst gewählt und die Feierlichkeiten nahmen ihren Lauf. Wiederum wurde "wegen glücklich vollzogener Wahl des Papstes Leo XIII." angeordnet:

- In allen Seelsorgsstationen - mit Ausnahme von Innsbruck, Feldkirch und Bregenz, wohin schon die telegraphischen Anordnungen erflossen sind - soll ein Te Deum oder wenigstens eine Andacht gehalten werden, um Gott für die glückliche Papstwahl zu danken udn den reichsten Segen Gottes für eine lange und glückliche Regierung des neuen Papstes zu erbitten.

- Im Canon der hl. Messe soll der Name desselben - "unacum famulo to Papa nostra Leone" - eingelegt werden.

Papst Leo XIII. hatte das Papstamt - obwohl bei seiner Wahl beinahe 70 Jahre alt und von mäßiger Gesundheit - bis zu seinem Tod 1903 inne. Er ist vor allem für seine Sozialenzyklika "Rerum Novarum" und zahlreiche andere Rundschreiben in Erinnerung, indem er versuchte, der Kirche einen Weg aus der politischen und gesellschaftlichen Isolierung der politischen Kämpfe des späten 19. Jahrhunderts zu ermöglichen.

  Bestand: AT-ADF 1.2. GB 9.3.2.; Brixner Diözesanblatt 1878, S. 11, 23; ADF/Fotosammlung: Päpste