Auf einer Speisekarte vom Mittagessen anlässlich der Errichtung der Diözese Feldkirch am 15. Dezember 1968 finden sich prominente bischöfliche Autogramme. Erinnerungen an ein Mittagessen.

Archivale des Monats - Dezember 1968

Eine Diözese Feldkirch

Mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages vom 7. Oktober 1968 zwischen der Republik Österreich und dem Heiligen Stuhl durch den Minister für Unterricht und Kultus Theodor Piffl-Perčević (1911-1994) und dem päpstlichen Nuntius Oppilio Rossi (1910-2004) am 29. November 1968 in Wien der Weg für den kirchlichen Errichtungsakt im Dezember 1968 geebnet werden. Die Diözese Innsbruck verlor damit etwa 260.000 Katholiken, die mit ihrem neuen Diözesanbischof Bruno Wechner den Aufbruch der neuen Diözese im Sinne des gerade abgeschlossenen Konzils wagten. Als am 15. Dezember 1968 im Feldkircher Dom die auf den 8. Dezember 1968 ausgestellte Errichtungsbulle „Christi Caritas“ öffentlich vorgezeigt wurde, bedeutete dies die Selbständigkeit der Diözese Feldkirch.

Kirchliche Feierlichkeiten am 14. und 15. Dezember 1968

Die Feierlichkeiten zogen sich über zwei Tage. Zunächst wurde päpstlichen Nuntius Opilio Rossi das Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg von der Vorarlberger Landesregierung verliehen. Um 17:00 Uhr läuteten alle Kirchenglocken des Landes, zugleich begann im Feldkircher Dom der offizielle Rechtsakt zur Errichtung der Diözese. Der neue Generalvikar der Diözese Feldkirch verlas dort in Anwesenheit des Klerus des Landes Vorarlberg die päpstliche Bulle, anschließend verkündete der Sekretär des Bischofs den Inhalt des Schreibens auf deutsch. Der bisherige Weihbischof und neue Diözesanbischof, Bruno Wechner, bestätigte nun mit seiner Unterschrift und durch Ablegung seines Eides die Diözesanerrichtung und mit dem gemeinsamen Te Deum wurde die Feier beschlossen.

Im Anschluss lud die Vorarlberger Landesregierung zum Abendessen im Centralhotel Löwen, wo Bundespräsident Franz Jonas nächtigte. Am Abend wurde eine Festakademie von der Katholischen Aktion und dem Katholischen Bildungswerk in der Stadthalle Feldkirch veranstaltet. Als Höhepunkt erfolgte neben einer Festansprache von Kardinal Franz König und einem Grußwort von Erzbischof Andreas Rohracher von Salzburg das „Treuegelöbnis der Katholiken Vorarlbergs an ihren Oberhirten“. Die musikalische Umrahmung der Feier wurde von den Chören der Dekanate Bregenz und Feldkirch unter der Leitung von Wilhelm Schosland übernommen.

Pontifikalamt mit Prominenz und Protesten

Am nächsten Morgen zog der Klerus feierlich vom Diözesanhaus in der Bahnhofstraße in den Feldkircher Dom ein. Dort wurde von Bischof Wechner in Konzelebration mit österreichischen und ausländischen Bischöfen unter Anwesenheit der  Spitzen der weltlichen und kirchlichen Behörden Österreichs und Vorarlbergs das erste Pontifikalamt gefeiert. Die Politik war unter anderem durch Bundespräsident Franz Jonas, den Bundesminister für Unterricht Theodor Piffl-Perčević, Staatssekretär Hans Bürkle und Landeshauptmann Herbert Kessler vertreten. Aus Österreich waren alle Bischöfe, mit Kardinal Franz König an der Spitze, anwesend. Allerdings fehlte der Bischof von Innsbruck, Paulus Rusch, der die Abtrennung von Vorarlberg von seinem Bistum nicht unbedingt befürwortet hatte. 

Neben der offiziellen Berichterstattung in den Zeitungen und im Rundfunk formierte sich eine Protestbewegung gegen die Festlichkeiten, die von einer Gruppe von katholischen Studenten, kirchlich sozialisiert im Cartellverband, der Katholischen Hochschuljugend, den Pfadfindern und der Kolpingbewegung getragen wurde. Sie organiserten eine Flugblattaktion, eine Protestversammlung mit Forumsdiskussion auf der Schattenburg und eine Demonstration beim Einzug in den Dom.

Festliches Mittagessen in der Stella Matutina

Im Anschluss an den Gottesdienst lud die Vorarlberger Landesregierung zu einem Festbankett im Saal des Jesuitenkollegs Stella Matutina in Feldkirch. Hier wurden Tischreden gehalten und ein Glückwunschtelegramm des Papstes verlesen. Die Archivale des Monats Dezember ist eine Speisekarte von diesem Mittagessen "aus Anlaß der feierlichen Errichtung der Diözese Feldkirch, gegeben von der Vorarlberger Ladnesregierung am 15. Dezember 1968 im Festsaal der Stella Matutina in Feldkirch." Der Saals war festlich geschmückt und mit den Wappen des Landes Vorarlberg, der Diözese Feldkirch und der Republik Österreich ausgestattet. Die "Speisefolge" bei diesem Festbankett bestand aus Geflügelsalat "Florida", einer Kraftsuppe mit Cherry und einem Zwischenrippenstück "Belvedere" mit Grünen Bohnen und Stangenkartoffeln. Als Nachspeise wurde eine Sacherschnitte mit Schlag und Mocca gereicht. Auf der Rückseite dieser Speisekarte haben folgende Bischöfe und Äbte ihr Autogramm hinterlassen: Carl Joseph Leiprecht von Rottenburg-Stuttgart, Kardinal Franz König aus Wien, Johannes Vonderach von Chur und Bruno Wechner als Bischof der neuen Diözese Feldkirch. Außerdem unterschrieb der Generalabt des Zisterzienserordens P. Sieghard Kleiner, der gemeinsam mit Bruno Wechner auch am II. Vatikanischen Konzil teilgenommen hatte.

Erinnerungen des Rektors

Der damalige Rektor der Stella Matutina, der erst jünst verstorbene Jesuit P. Alex Blöchlinger, erinnert sich: "Das kann ich jetzt nicht einmal mehr genau sagen, ob ich damals im Dom gewesen bin. Wahrscheinlich schon, ja. Aber wir haben halt dann zu tun gehabt mit dem weltlichen Teil. Das Mittagessen der Honorablen, das ist im Theatersaal von der Stella gewesen. Da hat man also alles geliefert: eine Firma hat das ganze Geschirr und Besteck und alles geliefert. Und natürlich auch die Speisen, da sind eigene Köche gekommen. Unsere Schüler, die hat man ausgelagert, die haben dann in ein Hotel Mittagessen können. (lacht) Was die natürlich sehr erfreut entgegen genommen haben. Ja und ich habe dort natürlich mehr mit dem zu tun gehabt. Hofrat Benzer hat das noch organisiert, nicht. Der Dieterle hat das Ganze ausgeschmückt mit Blumen. Das hat aber alles das Land gemacht. Und ich habe halt Teller zählen müssen und so. Dass man gewusst hat, was gekommen ist und was wieder weggeht. Wieviel kaputtgegangen ist."

Erinnerungen an die Tischreden

Der damals ganz frisch gewählte Abt des Klosters Mehrerau, P. Kassian Lauterer, war natürlich auch eingeladen. Er erinnert sich an die Tischreden und berichtet darüber: "Und dann hat eine Tischrede gehalten der damalige Landeshauptmann von Tirol [Eduard Wallnöfer], und hat ziemlich heftig betrieben, dass jetzt, wo Vorarlberg von der Diözese Innsbruck abgetrennt wird, Innsbruck den Salzburger Anteil, also jenseits der Ziller, also diese alte, bis auf römische Zeiten zurückgehende Grenze zwischen Raetia prima und sekunda, dass dieser Salzburger Diözesananteil zu Innsbruck kommen müsse. Und dann hat es eine Replik gegeben, eine wütende, von Erzbischof Rohracher von Salzburg, der auch zugegen war. War ein alter Herr, war ja ein glänzender Redner und sehr emotional. Und der hat also praktisch gesagt 'nur über meine Leiche", und hat sehr gut dargelegt, historisch fundiert. Das war ein ziemlicher Eklat bei diesem Mittagessen. An das kann ich mich gut erinnern."

Glückwünsche

Im Nachlass von Bischof Bruno Wechner finden sich zahlreiche Glückwunsch-Schreiben und Telegramme, die anlässlich der Diözesanerrichtung eingegangen sind. Diese wurden teilweise auch beim Mittagessen verlesen. Unter anderem gratulierte Kardinalstaatssekretär Amleto Giovanni Kardinal Cicognani im Auftrag von Papst Paul VI.: "Heiliger Vater uebermittelt anlaesslich kanonischer Errichtung neuer Dioezese Feldkirch herzliche Glückwuensche und uebermittelt verdientem Dioezesanbischof Mons. Bruno Wechner mit Klerus und Glaeubigen sowie Vertretern hoher Landesregierung in vaeterlichem Wohlwollen besonderen Apostolischen Segen."

Bilder der Feierlichkeiten finden Sie in der Bildergalerie.

Bestand: AT-ADF GD Diözesanerrichtung; AT-ADF N. Wechner, Akt 19; Interviewprojekt Diözesanjubiläum.