Im "Hauptbericht über den Zustand der Schulen im Landgerichte Bregenz" fasste der damalige Schulinspektor Hörburger die Ergebnisse seiner Schulbesuche zusammen. Einblicke aus einer Bergschule in Bildstein.

Archivale des Monats - Oktober 2018

Schulwesen im 19. Jahrhundert

Das Volksschulwesen war nach der Einführung eines neuen Schulgesetzes, der sogenannten "Verfassung für die Deutschen Schulen" unter kirchliche Aufsicht gestellt. Deshalb musste der geistliche Schuldistriktsinspektor, zumeist der Dekan, jährlich alle Schulen in seinem Bezirk besuchen. In Bildstein gab es neben der Schule im Dorf die "Trivialschule Vockenbühl", über die Schulinspektor Hörburger, Pfarrer in Hörbranz, im Jahr 1818 seinen Bericht anfertigte.

Visitation im Februar 1818

"Die Visitation dieser Schulen [Bildstein und Vockenbühl] wurde am 25. Februar 1818 nachmittags vorgenommen in Gegenwart des Herrn Ortspfarrer Thomas Geiger, der Herren Kapläne Jakob Mader und Jakob Sautter, des Herrn Bartholomäus Berchtold, Curat in Schwarzach, des Vorstehers Joseph Dürr, des Schulaufsehers zu Vockenbühl Xaver Böhler, JosephWalther Engelwirth in Bildstein, des Lehrers Xaver Katzenmayer in Bildstein, des Lehrers Jakob Köb zu Vockenbühl."

Dabei wurde nach einem vorgegebenen Fragenkatalog der Zustand der Schulen in Bildstein überprüft. Religonsunterreicht erteilte Kaplan Sautter: "Der Herr Jakob Sautter, Beneficiat besorget die Schule in Vockenbühl von Bildstein 1/2 Stunde entfernt mit Ertheilung des Religionsunterrichtes, worzu er eifrigt ist, sein Wandel ist wahrhaft geistlich."

Schulhaus, Lehrer und Aufseher

"Das Schulhaus zu Vockenbühl ist ganz gut, das Lehrerzimmer sehr brav. [...] Der Lehrer zu Vockenbühl Jakob Köb - ist 36 Jahre alt - hat Besoldung für den Winterkus 35 Gulden - er hat viele Kentnisse - und vielen Eifer und Selbstbildung, sein sittliches Betragen ist sehr lobenswerth, Beschwerden weiß er keine anzubringen. [...] Der Schulaufseher zu Vockenbühel heißt Xaver Böhler - er nimmt sich dieser Schule sehr eifrig an - und ist mit einer Instruktion versehen."

Schulkinder und Unterricht

"In der Schule zu Vockenbühel sind 34 Kinder - 15 Knaben und 19 Mädchen - sie sind ordentlich in Klassen eingetheilet - besuchet die Schule mit einigen Ausnahmen gern - die Sittlichkeit der Kinder ist recht brav. Hindernisse des fleissigen Schulbesuches sind Kränklichkeit der Kinder und auch Nachlässigkeit der Aeltern. [...] Schule wird gehalten vom Monate November bis Monat April vormittags von 1/2 9 bis 11 - und nachmittags von 1 bis 4 Uhr. Sommerschule wurde in Bildstein mit den kleineren Kindern gehalten, und ziemlich fleissig besucht. Die Sonn- und Feiertagsschule wird fleissig vom Monat Februar bis Mitte October gehalten, abwechselnd mit Knaben und Mädchen. Sie wird fleissig besuchet. Industrieschule, so wie Singschule wird keine gehalten; der Lehrer hat musikalische Kenntnisse. [...] Die Lehrer führen genaue Schülerverzeichnisse und Stundeneintheilung. Die Lehrbücher zu Vockenbühel sind ABC Täfelchen - Erster Unterricht von Gott - Katechismus mit Frag und Antwort, Biblische Geschichte und Evangelienbücher."

Überprüfung des Unterrichts, Belohnungen

"Der Unterricht wurde befunden in der Schule zu Vockenbühl: die Religion sehr brav, das Buchstabieren und Lesen gut, das Kopfrehcnen so wie auch das Zisterrechnen [nach dem Lehrbuch von Muhl] gut, die Schüerschriften liegen an, in der Rechtschreiblehre gut, in schriftlichen Aufsätzen noch brav. Nach geendigter Winterschule werden für die Verdienten Schenkungen von der Gemeinde angeschafft werden."

Musterhefte

Aus Vockenbühl hat sich ein Musterheft mit Schülerschriften erhalten, wobei der Lehrer die "Schönchriften" vorne eingebunden hat. Dieses Musterheft können Sie in der Bildergalerie ansehen. Die Mustertexte spiegeln das Sitten- und Weltbild des frühen 19. Jahrhunderts wieder, die sie in gedruckter Version hier lesen können.