Bis 1785 bestand in Viktorsberg ein Minoritenkloster. 1782 ersuchte der Klostervorsteher um Fastendispens in der Adventszeit.

Archivale des Monats - Dezember 2013

Minoriten auf dem Viktorsberg

Die auf den heiligen Franz von Assisi zurückgehende Ordensgemeinschaft der Minderen Brüder bezog das Kloster Viktorsberg im Jahr 1383. Wenige Jahre zuvor hatte der letzte Graf von Montfort Feldkirch, Rudolf IV., eine Kirche und ein Kloster auf dem Viktorsberg errichtet. Durch den Erwerb zusätzlicher Güter konnte das Kloster von der Verpachtung von vier Höfen in Viktorsberg, verschiedenen Zinsen und Zehnten von Weinbergen und anderen Gütern relativ gut leben und 1765 sogar den Ansitz Hahnenberg in Weiler käuflich erwerben.

Zweimal brannte das Kloster komplett nieder, zuletzt 1642. Im Jahr 1568 starben innerhalb 14 Tagen sämtliche Mönche an einer ansteckenden Krankheit, nur ein einziger Diener blieb am Leben. 1589 war das Kloster nur von zwei Patres bewohnt. Dennoch bestand das Kloster bis zu seiner Aufhebung durch Kaiser Josef II. im Jahr 1785.

Nachdem 1773 die Jesuiten nach der Aufhebung des Ordens den Schulunterricht am Feldkircher Gymnasium aufgeben mussten, übernahmen vier Minoriten - zwei aus Viktorsberg und zwei aus Konstanz - den Unterricht.

Fastendispens 1782

Celsissime, Reverendissime, Illustrissime Domine, Domine S. R. J. Princeps et Episcope, Domine, Domine Gratiosissime!Anfang November 1782 schrieb Guardian P. Marianus Majer in seinem besten Latein an den Bischof von Chur - hier sinngemäß übersetzt: "Unsere heilige Regel und unsere Konstitutionen legen fest, dass wir [...] bis Weihnachten fasten müssen und nur eine Fastenspeise zum Abendessen zur Erfrischung dienen soll. In diesen Tagen übertreffen die Preise der Fastenspeisen jene des Fleisches, und dazu kommen die Fastenspeisen unserer vier Mitbrüder, die in Feldkirch unterrichten (diese sind unter dem Gehorsam des P. Cum S. Regula nostra, Constitutionesque nostro urbanae nobis praecipiant, ut a festo Dominum Sanctorum usque ad Nativitatem Domini jejunemusGuardians von Viktorsberg) und zusätzlich einige meiner Mitbrüder, die alt und von schwacher Gesundheit sind. Überdies hat der Hochwürdigste Bischof von Konstanz unseren Mitbrüdern in Konstanz in dieser Sache die Dispens erteilt. Nun kommen wir zu Eurer Exzelenz mit der untertänigsten Bitte, dass uns treuen Söhnen der Fastendispens gnädigst erteilt werde."

Ob die Dispens gewährt wurde, ist nicht überliefert. Als Fastenspeisen galten vor allem Fisch, der auf dem Viktorsberg wohl zum Teil schwierig zu organisieren war.

Aufhebung 1785

Das Kloster Viktorsberg wurde „als für die Seelsorge auf dem Lande entbehrlich“ erklärt und per kaiserlichem Dekret 1785 aufgehoben. Die Patres mussten sich um einen anderen Beruf umsehen, so wurde etwa P. Adalbert Sax Gymnasialprofessor in Feldkirch, andere wurden kurzerhand pensioniert.

Kirche und Kloster ViktorsbergNachdem die Gemeinde von der Aufhebung des Klosters erfahren hatte, richtete sie umgehend ein Gesuch um einen eigenen Seelsorger an die Regierung. 1786 wurde einer der letzten Viktorsberger Patres, P. Viktor Gmeinder, als Kurat (als exponierter Kaplan der Pfarre Röthis) als Seelsorger für den Berg vorgeschlagen. Nach der Auflösung des Klosters seien, so formulierte es die Gemeinde, „nur noch zwei pensionierte Individuen vorhanden, nämlich der Exguardian Georg Wagner und Viktor Gmeinder. Ersterer – also Wagner – sei wegen seiner „fetten Leibs-Constitution“ zum Bergsteigen nicht geeignet, Gmeinder aber sei ein junger Priester, der vom Konstanzer Ordinariat bereits die Seelsorgeerlaubnis erhalten habe.“

 

Bestand: AT-ADF 1.7. GG 16.1.1.5.; AT-ADF 1.13. GP Viktorsberg 1.1.

Literatur: Andreas Ulmer, Die Klöster und Ordensniederlassungen in Vorarlberg einst und jetzt. In: Veröffentlichungen des Vereines für christliche Kunst und Wissenschaft in Vorarlberg und im Westallgäu. IX. und XV. Heft. Dornbirn 1926, Seite 44-48.